Joachim Zelters "Staffellauf" begeistert im Stubenhaus
Der Freiburger Autor Joachim Zelter präsentiert im Literarischen Salon seinen Roman "Staffellauf". Die Geschichte entfaltet sich über zwei Generationen und überrascht mit einer skurrilen Wendung.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Aus der Ehe geht Sohn Jakob hervor, um dessen Schicksal es im zweiten Teil des Romans, 26 Jahre später, geht. Jakob macht eine glänzende Karriere an der Universität und promoviert erfolgreich. Sein Burnout nach der jahrelangen, auslaugenden Arbeit an der Dissertation erwähnt er weder gegenüber seiner Familie, noch sagt er seinem Doktorvater etwas davon. Man bietet ihm eine der wenigen begehrten Stellen als Dozent an einer anderen Universität an. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und nehmen eine skurrile Wendung. Jakob hat nämlich erkannt, dass er viel lieber eine literarische Laufbahn einschlagen möchte. Der eher prosaischen Schilderung der Ereignisse des ersten Teils steht der atemlose Fortgang des Geschehens in Teil zwei gegenüber. Beide Romanepisoden profitieren vom trockenen Humor, der bei Zelter immer wieder aufblitzt.
Dass Bernadette beim ersten Besuch in Karl Staffelbergs Elternhaus die Schuhe ausziehen muss und nicht auf die Perserteppiche treten darf, ist nur eines der vielen grotesken Details. Als Leser beziehungsweise Hörer ist man hin- und hergerissen zwischen Lachen und Kopfschütteln. Dass sie ihren Freier als "zugelaufenen Hund" empfindet, ist bezeichnend für das krasse Unverständnis, das im Grunde zwischen Karl und seiner Angebeteten herrscht. Bernadettes Schwiegermutter wirkt wie das Musterbeispiel einer hochmütigen Grande Dame, deren Interesse sich aber auf Äußerlichkeiten beschränkt. So macht sie Jakob während seiner Arbeit an der Dissertation die Hölle heiß, ohne sich je für das Thema zu interessieren.
Autor Zelter lässt bei seiner Lesung offen, wie Jakob aus der scheinbar ausweglosen Falle herauskommt, deutet aber an, dass es eine Lösung geben könnte. Wie diese aussieht, verrät er nicht.
Der Roman lebt von einer sprachlichen Virtuosität, die jedem der Protagonisten eigene Stilfacetten zubilligt, was den Plot authentisch und überzeugend macht. Das Wortspiel mit den Namen Staffelberg und dem Titel des Romans ist auch kein Zufall. Zwei Welten, eine bürgerliche und eine künstlerische, prallen aufeinander – Konflikte werden vom Autor gnadenlos benannt. Während der Leser auf die Gegensätze gestoßen wird, bleiben die Charaktere darin wie Vögel in einem Käfig gefangen. Der Autor drückt es so aus: "Staffellauf" ist ein Roman "gegen den Strich".
Kommentare
Um Artikel auf BZ-Online kommentieren zu können müssen Sie bei "Meine BZ" angemeldet sein.
Beachten Sie bitte unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.
Sie haben noch keinen "Meine BZ" Account? Jetzt registrieren