Nationalmannschaft
Italien ist die ultimative Herausforderung für Joachim Löw
Angstgegner Italien lautet die Viertelfinalaufgabe für die deutsche Nationalmannschaft. Bundestrainer Joachim Löw freut sich bereits auf die "blind eingespielten Italiener" - und auf guten Filterkaffee.
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Einem wie Löw kann man bei diesem Thema nichts vormachen. Die Frage nach einem möglichen Italien-Trauma identifiziert der 56-Jährige sofort als "kalter Kaffee". Eigentlich nicht wert, weiter darüber zu reden. Doch aus der Nummer kommt Löw nicht ohne weiteres raus. Der EM-Spielplan nötigt ihn zu dieser Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Bei der Heim-WM 2006 – Löw war noch Co-Trainer des Teams – hatten die Deutschen im Halbfinale gegen die Squadra Azzurra 0:2 nach Verlängerung verloren. 2012, bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, mussten sie sich ebenfalls in der Vorschlussrunde 1:2 geschlagen geben. "Eine Erfahrung, die unheimlich weh getan hat", gesteht Löw. Seinerzeit wurde er als Hauptschuldiger ausgemacht.
Inzwischen ist der Schmerz verflogen. Die Enttäuschung über die heftige Kritik an seiner Person ebenfalls. "Jeder macht irgendwann mal Fehler", sagt Löw. Der italienische Gestalter Andrea Pirlo war damals etwas zu sehr in seine taktischen Überlegungen gerückt. Er habe, so Löw, zwar nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Aber der Plan sei nicht aufgegangen. "Verzockt" ist das Wort, das auch Löw in diesem Zusammenhang verwendet. Doch jedem Ende wohnt bekanntlich ein Anfang inne. "Im Nachhinein", davon ist der Coach überzeugt, "hat mir das 2014 geholfen." Der Titelgewinn in Brasilien spricht dafür.
Die italienische Nationalmannschaft des Jahrgangs 2016 hat Löws Ansicht nach kaum noch etwas mit jener von 2012 gemein. "Das sind nicht mehr die Italiener, die man kennt", betont er. Natürlich seien da noch die traditionellen Vorzüge. Dieser Turiner Abwehrblock mit den erfahrenen Recken Buffon, Chiellini, Bonucci und Barzagli, von denen man meinen könnte, sie hätten schon bei der WM 1982 für Italien verteidigt. Eingespielter geht es nicht. "Sie kennen sich blind", beschreibt Löw die Vorzüge der agilen Herrenrunde. Gestandene Kerle, die im Notfall auch vor bewährten Zerstörermethoden nicht zurückschrecken: "Den Ball auf die Tribüne jagen und dabei lächeln. Das können sie."
Vielmehr hebt Löw aber das gemeinschaftliche Verteidigungsverhalten der Italiener hervor. Physisch stark, nicht zu beirren. Eine Wand, die dem Gegner keinen Zentimeter Platz lasse, um durchzukommen. Ein Team, dass sich grundsätzlich mehr über ein langweiliges 0:0 freue als über ein attraktives 3:3. Das zum Zwecke der defensiven Makellosigkeit vorbildhaft Gegner und Ball jage. Ein Team, gegen das man sich keine Fehler erlauben sollte. "Wenn man gegen Italien mal 0:2 zurückliegt, wird man keine Chance mehr haben." Da ist sich Löw absolut sicher.
Da ist aber auch die andere Seite der Azzurri. Jene, die Trainer Antonio Conte in ihnen zum Leben erweckt hat. "Er hat erkannt, dass man mit Catenaccio allein kein Turnier gewinnt", lobt Löw seinen Gegenüber. "Das Spiel nach vorne hat jetzt mehr Gewicht." Italien spiele selbst unter Druck mit einer beeindruckenden Ruhe hinten raus. Die neue Qualität liege aber vor allem im blitzschnellen und bestens automatisierten Umschalten auf Offensive. Und im kollektiven Vorgehen. Stars wie Pirlo oder Totti sind im italienischen Kader nicht mehr anzutreffen. "Die Idee schlägt das Talent", sagt Conte.
Joachim Löw ist anzumerken, dass er in diesem Duell mit den modifizierten Italienern die womöglich ultimative Herausforderung dieser Europameisterschaft sieht. "Es wird ein unheimlich zähes, intensives Spiel", prophezeit er.
Löws Augen funkeln, als er am Espresso nippt.
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