Lage im Überblick

Israel erhöht mit neuer Gaza-Offensive Druck auf Hamas

Israels Armee kündigt an, die umfangreichen Angriffe in Gaza fortzusetzen. Ziel ist, dort zwischen Nord und Süd eine Pufferzone zu schaffen. Gegen die Offensive protestieren in Israel Zehntausende.  

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Seit der Nacht zu Dienstag greift Israels Armee wieder massiv Ziele im Gazastreifen an. Foto: Abed Rahim Khatib/dpa

Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.

Gaza/Tel Aviv (dpa) - Mit einer erneuten Bodenoffensive im Gazastreifen erhöht Israel den Druck auf die islamistische Hamas. Die "umfangreichen Angriffe" gegen Hamas-Mitglieder und Infrastruktur der Terrororganisation würden im gesamten Küstengebiet fortgesetzt, ließ die Armee am Abend verlauten. In Jerusalem protestierten Tausende bis in die Nacht hinein gegen das Wiederaufflammen des Gaza-Kriegs. Der erneute israelische Militäreinsatz wird heute auch Thema beim EU-Gipfel in Brüssel sein.

Bei den israelischen Attacken im Gazastreifen gab es palästinensischen Angaben zufolge wieder viele Tote. Ein Luftangriff im Norden des abgeriegelten Küstengebiets habe am Mittwochabend mindestens 24 Menschen getötet, hieß es aus medizinischen Kreisen in Gaza. Die israelische Armee teilte auf Nachfrage mit, ein Flugzeug habe etwa zehn Hamas-Terroristen getroffen. 

Seit der Nacht zu Dienstag attackiert Israels Armee bereits mit massiven Luftangriffen Ziele der Hamas und der mit ihr verbündeten Islamisten vom Palästinensischen Islamischen Dschihad. Damit endete de facto die seit dem 19. Januar geltende Waffenruhe. Beide Seiten weisen sich gegenseitig die Schuld dafür zu: Israel wirft der Hamas vor, die Freilassung von Geiseln wiederholt verweigert zu haben. Die Palästinenserorganisation wiederum beschuldigt Israels Regierung, die Waffenruhe einseitig aufgekündigt zu haben. 

Huthi-Miliz im Jemen nimmt Angriffe auf Israel wieder auf

Mit Wiederbeginn des Gaza-Kriegs nahm auch die Huthi-Miliz im Jemen ihre Angriffe auf Israel wieder auf. Erstmals seit mehr als zwei Monaten heulten im Großraum Tel Aviv und in Jerusalem in der Nacht wieder die Warnsirenen. Die israelische Armee teilte, eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete sei abgefangen worden, bevor sie in israelisches Gebiet eingedrungen sei. Mehrere Menschen verletzten sich nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom, als sie in Schutzräume liefen, andere erlitten einen Schock. 

Minister droht mit "völliger Verwüstung" Gazas

Israels Verteidigungsminister Israel Katz forderte die Freilassung der verbliebenen Geiseln und die Vertreibung der Hamas aus dem Gazastreifen. "Die Alternative ist die völlige Verwüstung." Nach israelischen Informationen werden im Gazastreifen noch 24 lebende Geiseln festgehalten, hinzu kommen die Leichen von 35 Verschleppten.

Insgesamt wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Wiederaufnahme der israelischen Angriffe im Gazastreifen mindestens 436 Menschen getötet, darunter 183 Minderjährige. Die Angaben unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern und lassen sich nicht unabhängig verifizieren.

Israel will Pufferzone im Gazastreifen schaffen

Mit ihren jüngsten "gezielten Bodenangriffen" will die israelische Armee nach eigenen Angaben eine begrenzte Pufferzone zwischen dem Norden und dem Süden des Gazastreifens schaffen. Im Rahmen der Offensive hätten die Truppen auch ihre Kontrolle im sogenannten Netzarim-Korridor ausgeweitet, der den Küstenstreifen in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt. Israelische Soldaten seien bis zur Mitte der strategisch bedeutsamen Zone vorgerückt.

Die Hamas sprach von einem "schweren Verstoß gegen das Waffenruhe-Abkommen". Im Februar hatte Israels Armee sich als Teil der Vereinbarung aus dem Korridor zurückgezogen - mit Ausnahme eines ein Kilometer breiten Gebiets unmittelbar an der Grenze zu Israel.

Die USA, Katar und Ägypten hatten eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ausgehandelt, die seit Januar und zunächst für sechs Wochen galt. Bisher konnten sich die beiden Seiten nicht auf die Bedingungen für eine Verlängerung einigen. Israel hatte mit einer Wiederaufnahme des Krieges gedroht, sollte die Hamas keine weiteren Geiseln freilassen.

Frankreich verurteilt israelische Angriffe

Kritik an der israelischen Offensive im Gazastreifen kam unter anderem aus Frankreich. Nach einem Telefonat mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman schrieb der französische Präsident Emmanuel Macron auf der Plattform X: "Was den Nahen Osten anbelangt, so verurteilen wir die Wiederaufnahme der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen. Eine Rückkehr zum Waffenstillstand ist für die Freilassung aller Geiseln und den Schutz der Zivilbevölkerung unerlässlich." 

Tweet: https://x.com/EmmanuelMacron/status/1902491151598580106

Frankreich werde gemeinsam mit Saudi-Arabien eine Konferenz zu einer Zwei-Staaten-Lösung leiten, schrieb Macron weiter. Sie müsse dazu beitragen, dass es zu einer für Israelis und Palästinenser akzeptablen politischen Lösung komme.

UN-Mitarbeiter in Gaza getötet

Bei einem Angriff auf eine UN-Einrichtung in Gaza wurde am Mittwoch nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens einer ihrer Mitarbeiter getötet. Weitere Menschen seien verletzt worden, einige von ihnen schwer. "Das kann kein Unfall sein", sagte der Exekutivdirektor des Büros für Projektdienste (Unops), Jorge Moreira da Silva. Palästinensische Berichte machten Israel verantwortlich. Israel wies die Anschuldigungen zurück.

Ausschreitungen bei Protesten in Jerusalem

In Jerusalem protestierten Zehntausende bis in die Nacht hinein gegen den Neubeginn des Gaza-Kriegs und die geplante Entlassung des Chefs des Inlandsgeheimdiensts. Mehrere Medien meldeten Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten und mindestens zwölf Festnahmen. Netanjahu will Berichten zufolge heute Abend von der Regierung die Entscheidung billigen lassen, Schin-Bet-Chef Ronen Bar zu entlassen.

In einer Untersuchung des Inlandsgeheimdienstes über die Fehler, die das Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 ermöglicht haben, kam auch Netanjahu nicht gut weg. Kritiker in Israel befürchten, dass er Bar durch einen ihm ergebenen Nachfolger ersetzen will.

Auslöser des Gaza-Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppierungen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Seitdem wurden laut der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen rund 49.000 Menschen getötet. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Israel sprach bislang von rund 20.000 getöteten Terroristen.

© dpa‍-infocom, dpa:250320‍-930‍-408904/2

Schlagworte: Emmanuel Macron, Jorge Moreira da Silva, Mohammed bin Salman

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