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Pop

Interview mit dem Clubmusiker Stromae

TICKET-INTERVIEW: Clubmusiker Stromae will den Partysongs von David Guetta und Konsorten etwas entgegensetzen.  

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Paul van Haver, 29, ist ein Dancemusiker, der tatsächlich etwas zu sagen hat und mehr will, als bloß Großraumclubs zu beschallen. Steffen Rüth sprach mit dem in Brüssel lebenden Sohn einer belgischen Mutter und eines ruandischen Vaters über seine Karriere und das zweite Album "Racine carrée".

Ticket: Paul, Sie bezeichnen ihren Stil als "Suicide Dance". Was finden Sie so selbstmörderisch an ihren Songs?
Stromae: Das war ein bisschen ein Witz. Vielleicht sollte ich das Wort "selbstmörderisch" durch den Begriff "melancholisch" ersetzen. Meine Songs pendeln irgendwo zwischen sehr traurig und sehr fröhlich, zwischen grellem Licht und tiefster Finsternis. Meine Lieder bilden das echte Leben ab, und das Leben ist nun einmal nicht eindimensional. Gerade im Dance-Bereich hören wir ja kaum noch Musik, die von echten Menschen und ihren mal glücklichen und mal leidvollen Erfahrungen handelt. In diese Lücke möchte ich springen.
Ticket: Angesagte Clubmusik dieser Tage scheint betont fröhlich zu sein.
Stromae: Jedenfalls vordergründig. Je ausgelassener ein Song klingt, desto melancholischer finde ich ihn oft. Ich gehe gerne in Clubs, weil ich dort viel Melancholie, Einsamkeit und Traurigkeit entdecke. Wenn wir tanzen und Spaß haben, dann machen wir das ja oft, um unsere Trübsal zu verdrängen.
Ticket: Wollen Sie mit Art und Inhalt ihrer Dance Music auf dem Album "Racine carrée" ein Gegengewicht schaffen zu den oberflächlichen Partysongs von David Guetta und Konsorten?
Stromae: Ja, das will ich. Und ich denke, das ist auch einer der Gründe, warum die Leute meine Musik mögen. Banale Texte entsprechen nicht meinem Leben und meinen Ansichten. Ich lebe in Brüssel und nicht auf Ibiza oder in Los Angeles. Mein Leben war und ist sehr bodenständig, es besteht nicht aus Limousinen, Swimmingpools und Champagner.
Ticket: Was hat Sie als Kind zur Musik gelockt?
Stromae: Als ich kein war, sah ich in Brüssel das Musical "Stomp". Die Musiker hauten überall drauf, und das wollte ich auch machen. Die Rhythmen haben mich magisch angezogen. Ich besuchte eine Musikschule und gründete mit 18 zusammen mit Freunden eine HipHop-Gruppe. Später war ich Volontär bei einem Radiosender und bastelte abends an eigener Musik.
Ticket: Ist der Song "Carmen" auf ihrem Album von der gleichnamigen Bizet-Oper inspiriert?
Stromae: Ja, das ist er. Als Kind habe ich viel Oper gehört. Ich fand es eine witzige Idee, die Operneinflüsse mit Reggae, Dancehall und auch HipHop zu verbinden.
Ticket: Sie hatten 2009 mit "Alors en Danse" einen ersten großen Hit. Wie sind Sie mit dem Erfolg zurechtgekommen?
Stromae: Ich bin zwei Jahre lang dank "Alors en Danse" um die Welt gereist, mein Leben bestand aus Tempo und Adrenalin. Ich dachte, mir wird künftig alles zufliegen. Ich hielt mich für ein Genie. Doch das war eine schlimme Fehleinschätzung. Plötzlich saß ich allein in Brüssel vor meinem Computer und hatte keine neuen Ideen. Alles, was ich schrieb, war Mist.
Ticket: Hat es deshalb vier Jahre gedauert, bis Sie wieder ein Album veröffentlichten?
Stromae: Genau. Ich musste erst wieder normal im Gehirn werden. Schließlich hatte ich die Richtung gefunden, in die ich gehen will: eine Kombination aus Rumba, Chanson, HipHop und Dancemusic.

Termin: Freiburg, Stromae, Zäpfle Club in der Rothaus-Arena, 15. Mai, 20 Uhr; Info: BZ-Kartenservice, Tel. 0761/4968888

Ressort: Party

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