Tagesspiegel

Insektensterben: Unersetzbare Bestäuber

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Sie machen es aber auch wirklich schwer, sie zu mögen und zu verteidigen: Sie schwirren um die Obstschale, stören uns beim Einschlafen, nerven uns beim Entspannen, stecken gar ihre Rüssel in unsere Haut. Streicheln lassen sich Insekten auch nicht, es fehlt der emotionale Faktor. Und doch brauchen wir sie, muss es uns alarmieren, wenn ihre Zahl so dramatisch schwindet. Ein Nobelpreis dem, der überblickt, was diese Entwicklung zur Gänze bedeutet. Insekten sind ja nicht nur unbezahl- und ersetzbare Bestäuber, sie sind Schädlinge und Schädlingsbekämpfer, sie fressen Kraut und Unkraut gleichermaßen, sind ihrerseits Beute für andere Nützlinge, jede Art an ihrem Platz. Was immer ihnen schadet, schadet letztendlich auch dem Menschen. Alles bekannt? Vordergründig ja. Aber wie wenig dieses Prinzip der Natur verstanden ist, erweist sich immer dann, wenn – wie jetzt – eine weitere Studie veröffentlicht wird. Dann wird zuerst geleugnet und abgewiegelt, und wenn es um Ursachen und Konsequenzen geht, zeigen alle reflexartig mit den Fingern auf andere: Klimawandel, Landwirtschaft, Zersiedelung, Versiegelung, Luftverschmutzung, ein Übermaß an Licht – jeder hat eine, seine, Erklärung, jede wird gern als Ausrede instrumentalisiert. Veränderung ist so immer Sache der Anderen. Das wird aber nicht reichen. Denn so klein Drosophila und Co uns erscheinen: Sie sind Riesen.
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