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SC Freiburg

Wie die Freiburger Fußballschule der wachsenden Konkurrenz begegnet

Als Nachwuchsleistungszentrum hat sich die Fußballschule des SC Freiburg bundesweit einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. Doch viele Verantwortliche haben zu den Profis gewechselt. Und die Konkurrenz schläft nicht.  

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Fußballschuhe in Reih und Glied in der Freiburger Fußballschule. Foto: Patrick Seeger
Das Essverhalten von Jugendlichen bringt Erziehungsbeauftragte bisweilen auf die Palme. In der Fußballschule des SC Freiburg betreiben sie den täglichen Kampf gegen ungesunde Dickmacher nicht zuletzt durch eine prall gefüllte Obstschale, strategisch geschickt positioniert am Verkehrsknotenpunkt im Treppenhaus. Banane to go – sorgt flugs für frische Energie und kommt nach Ansicht von Martin Schweizer gut an. Bei seinem eigentlichen Projekt wird Schweizer die Früchte des Erfolgs nicht im Vorbeigehen ernten. Fast Play statt Fast Food heißt die Devise in der Talentschmiede des Sportclubs.

Im vergangenen Sommer übernahm der 37-jährige Fußballlehrer die sportliche Leitung der Fußballschule. Schweizer ist ein Eigengewächs des Nachwuchsleistungszentrums. 2007 stieß er zum Trainerstab im Freiburger Mösle und betreute seitdem fast alle Altersstufen bis zur U 23. Mit dieser Mannschaft, der Schnittstelle zu den Profis, erlebte Schweizer in der zurückliegenden Spielzeit auch seine größte sportliche Enttäuschung als Trainer. Der Abstieg aus der Regionalliga, durch den nun eine Lücke von vier Spielklassen zwischen Bundesligateam und zweiter Mannschaft klafft, war ein Rückschlag für das Ausbildungskonzept des Vereins, der für seine Durchlässigkeit in die obere Etage des Fußballs ein besonderes Renommee in Deutschland genießt.

"Die Fußballschule bleibt das Fundament, an das wir glauben", Jochen Saier
Im Rückblick räumt Schweizer ein, dass die zweite Mannschaft "zu viele junge Spieler und keine Stabilisatoren" hatte. Ein Großteil des Teams war gerade erst den U-19-Junioren entwachsen. Es fehlten Ankerpunkte, die die Robustheit bei den Aktiven bereits zwei oder drei Jahre lang gewohnt waren. Dabei ist der lange Atem, die Geduld beim Reifeprozess, ein Markenzeichen der SC-Nachwuchsförderung. Erst über ein oder zwei Jahre bei der U23 gelang heutigen Bundesligakräften wie Maximilian Philipp, Jonathan Schmid (jetzt FC Augsburg), Daniel Caligiuri (Schalke 04) oder auch Oliver Sorg (Hannover 96) der letzte, aber entscheidende Schritt ihrer Karriere. "Fast alle Profis, die wir ausgebildet haben, sind den Weg über die U 23 gegangen", stellt Schweizer fest.

"Es funktioniert nicht in jedem Jahr, einen Bundesligaspieler rauszubringen." Jochen Saier
An dieser Säule wollen sie in Freiburg nicht rütteln. Während bei Leverkusen, Frankfurt oder neuerdings auch Leipzig die U 23 abgeschafft ist oder wird, baute der Sportclub Stabilisatoren wie die Ex-Profis Ivica Banovic oder Felix Roth ein, um unter dem neuen Trainer Christian Preußer sofort die Rückkehr in die Regionalliga zu schaffen. Als Tabellenführer der Oberliga ist sie auf einem guten Weg.

"Die Fußballschule bleibt das Fundament, an das wir glauben", verdeutlicht Jochen Saier. Der Vorstand Sport beim SC leitete als einer der Vorgänger von Schweizer mehr als zehn Jahre lang die Fußballschule. Dass nach Maximilian Philipp, der 2014 einen Profivertrag erhielt, kein Absolvent der Fußballschule mehr in den engen Kreis der Bundesliga-Stammkräfte aufrückte, ist für Saier die Rückkehr zur Normalität: "Es funktioniert nicht in jedem Jahr, einen Bundesligaspieler rauszubringen." An der überragenden Ausbildungsarbeit im vergangenen Jahrzehnt sei aber nicht zu rütteln. Und einem Jonas Föhrenbach, der 2015 Profi wurde, sei der nächste Schritt bald durchaus zuzutrauen.

Kompetenzverlust durch Trainertransfer mit Streich

Parallel zu den Günters und Ginters, den Baumanns, Flums und Kerks setzte ein zweiter Personaltransfer zwischen Fußballschule im Mösle und Profibetrieb an der Dreisam ein: Von Christian Streich über Saier und den jetzigen Sportdirektor Klemens Hartenbach bis hin zu den Assistenztrainern stammen praktisch alle Verantwortlichen der ersten Mannschaft aus der hauseigenen Fußballschule. Fluch der guten Tat: ein Kompetenzverlust für den Ausbildungsbetrieb, der in den vergangen drei Jahren von ungewohnt vielen Personalwechseln betroffen war.

"Die Fußballschule ist jetzt dabei, wieder ihre eigene Stärke zu entwickeln", sagt Saier. Selbstfindung durch mehr Autarkie – symbolisiert wird dieser Prozess durch Schweizer als sportlichem Leiter. Der hat eine Menge vor. Nachdem für die Talentsuche zwei neue Scouts verpflichtet sind, soll die Trainingsqualität der Region durch Fortbildungsangebote für Vereine und Kooperationen mit dem südbadischen Verband verbessert werden. "Wenn ich die Breite stärke, verbessere ich irgendwann auch die Spitze", erklärt Schweizer.

Für die Vermittlung von Spielprinzipien will Schweizer an der Fußballschule eine eigene Sprache mit Schlüsselwörtern entwickeln. Zudem entsteht eine neue Brücke zu den Profis: Bei sogenannten Verbindungstrainings können Trainer der Profisparte nun alle zwei Wochen die Entwicklung ausgewählter Talente von der U 17 bis zur U 23 beobachten. "Es bleibt eine Herausforderung, Spieler mit Geduld sich gesund entwickeln zu lassen", so Schweizer. An Bananen hat er dabei nicht gedacht.

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