In Paris wird 007 zur Stilikone
Eine große Ausstellung über den Geheimagenten James Bond / Sean Connery, Roger Moore, Pierce Brosnan und Daniel Craig pokern, Ursula Andress entsteigt dem Meer.
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Trailer für Trailer hat der Agent ihn zu durchschreiten. Der Ausstellungsbesucher soll es ihm offenbar nachtun – zu den ungestüm vorwärtsdrängenden Klängen des "James Bond Theme", versteht sich. Aber was heißt da: soll?! Er muss. Die Gesten der Hostessen sind eindeutig. Und was passiert, wenn man den Gesten solcher Bond-Girls in spe nicht Folge leistet, ist sattsam bekannt. Dann kommt irgendein Rabauke und verleiht der Einladung Nachdruck. Also hinein in den Pistolenlauf, zumal es am Ende verführerisch golden glitzert. Die tote Jill Masterson liegt dort auf ihrem Liebeslager – oder vielmehr eine Nachbildung der mit Gold überzogenen Bond-Gespielin. Trotz des furiosen Auftakts dauert es ein wenig, bis man wirklich hineinfindet in diese auf 1500 Quadratmetern errichtete Agentenwelt.
Im dritten Saal der Ausstellung "James Bond 007 – 50 Jahre Style Bond", einem Spielcasino, ist es so weit. Hier fühlt man sich weniger als Fremdkörper. Hier darf man mehr als gucken und staunen, geht als Casino-Besucher selbst im Bond-Universum auf. Man schreitet Spiegelwände entlang, beugt sich über Spieltische, auf denen sich Chips türmen. Teppichboden dämpft den Schritt. Die Deckenbeleuchtung suggeriert Sternschnuppenregen oder verglimmendes Feuerwerk. Und auch wenn es nur Kleiderpuppen sind, die in Smoking oder Robe zocken, verbreiten auch sie Casino-Flair. Zumal ja auch noch auf Riesenbildschirmen gepokert und geblufft wird. Sean Connery, Roger Moore, Pierce Brosnan oder auch Daniel Craig demonstrieren dort in Endlosschleife ihr Können, räumen rund um den Globus kräftig ab. Im Casino wird auch deutlich, dass es in der Tat einen "Bond-Style" gibt, wie der Titel der Ausstellung suggeriert.
Ob Pager oder Autotelefon, so manches, was der Quartermaster Q dem Agenten als lebensrettende Technik aufgedrängt hat, ist in die Jahre gekommen. Die von dem ehemaligen britischen Geheimdienstoffizier Ian Fleming erschaffene Persönlichkeit des Protagonisten ist es nicht. James Bond steht für den britischen Gentleman par excellence. Er trägt nicht dick auf, hält wenig von modischer Vergänglichkeit und viel von zeitloser Schönheit, für die er tief ins Portemonnaie greift. Seien es maßgeschneiderte taillierte Jacketts, Slim-Fit-Hosen oder die im Casino präsenten Smoking-Anzüge des Helden – sie können sich noch immer sehen lassen. Obendrein scheint man sich in dieser Kleidung heftig prügeln zu können, ohne dass sie Schaden nimmt – von gelegentlich verrutschenden Krawattenknoten einmal abgesehen. Und da Bond bei aller Liebe zum makellosen Outfit eben auch eine Spielernatur ist, gesellt sich ein Quantum Leichtigkeit hinzu, lockert das konservative Erscheinungsbild auf.
Was für die Kleidung gilt, trifft auch auf die Accessoires zu, angefangen von diversen Aktenkoffern und Feuerzeugen bis zum Sowjetpanzer, mit dem Pierce Brosnan in "Golden Eye" durch St. Petersburg walzt. Selbst dieser wurde aufgehübscht – ohne dass das Gefährt freilich wirklich elegant geworden wäre. Deutlich wird in der Ausstellung schließlich auch, dass der Agentenjob an Reiz verliert, wenn man ihm zu nahe kommt. Der schmelzende Eispalast aus "Stirb an einem anderen Tag" schlägt als hüfthohes Plastikmodell niemanden mehr in Bann. Und auch die tief im kollektiven Gedächtnis verankerte Szene, in der die Muschelfischerin Honey Ryder alias Ursula Andress einer Meeresgöttin gleich an Land geht, einen Bikini, einen Militärgürtel und ein Messer am Leib, büßt beim Betrachten der in einem Glaskasten exponierten Badebekleidung erheblich an Flair ein. Solch ernüchternde Erfahrungen sind in der Pariser Grande Halle allerdings die Ausnahme. Das meiste bleibt dort in gnädigem Halbdunkel.
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