In einer Reihe mit Groß und Biedermann

Olympiasieg und Weltrekord: Lukas Märtens ist das neue Aushängeschild im deutschen Schwimmen – nur er selbst sieht sich nicht so.  

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Knapp 16 Jahre hielt Deutschlands Schwimmlegende Paul Biedermann den Weltrekord über 400 Meter Freistil. Bis Lukas Märtens aus Magdeburg diesen jüngst knackte. Ob bei den Deutschen Meisterschaften am Donnerstag noch eine Verbesserung möglich ist, erklärt der 23 Jahre alte Olympiasieger im Interview.

BZ: Herr Märtens, Sie hatten den Weltrekord schon eine Weile im Hinterkopf. Vor den Olympischen Spielen sagten Sie, dass man dafür noch an ein paar Stellschrauben drehen könnte. Welche waren das?
Ich war bei der Renneinteilung mutiger als bisher. Ich hatte nun auch schon zwei Trainingsjahre, in denen ich überwiegend gesund geblieben bin – das macht einen riesigen Unterschied. Im Training selbst haben wir etwas umgedacht: Ich belaste mich nicht dauerhaft bis ans absolute Limit, sondern achte mehr darauf, wie viel mein Körper in dem Moment wirklich verträgt. Diese Balance tut mir gut und sie bringt mir am Ende mehr. Dazu kommt, dass Start und Wenden stabiler geworden sind. Und wenn dann alles zusammenpasst, kann auch so eine Zeit herauskommen.

BZ: Haben Sie den Weltrekord anvisiert?
Ich habe mich selbst überrascht. Ich wollte eigentlich nur eine gute Zeit schwimmen und gegen die internationale Konkurrenz bestehen.

BZ: Biedermann ist noch im heute verbotenen Anzug geschwommen. Was hat sich geändert, dass Sie diese Zeit auch ohne das Kleidungsstück schwimmen konnten?
An meiner Technik habe ich gar nicht viel umgestellt. Ich versuche, lange kraftvolle Züge zu schwimmen, das war schon immer mein Stil. Aber das Krafttraining zahlt sich inzwischen noch stärker aus. Ich bin athletischer geworden und das merkt man auch bei den Starts und Wenden.

BZ: Haben Sie vor dem Rennen Rituale?
Ja, einige. Ich packe zum Beispiel schon am Vorabend meine Tasche, um am Wettkampftag nicht in Stress zu verfallen. Ich schreibe mir auch immer einen Plan, wann ich in die Halle fahre, wann ich mich erwärme, wann ich mich einschwimme. Dazu brauche ich bis kurz vor dem Start meine Musik auf den Kopfhörern. Und ein paar Atemübungen, um mich hoch oder runter zu fahren. Das ist alles schon relativ eingespielt. Es geht darum, alles, was stören könnte, irgendwie auszumerzen.

BZ: Ist bei den deutschen Meisterschaften am Donnerstag noch eine Super-Zeit drin?
Eigentlich lag der Fokus ja auf den Deutschen Meisterschaften. Dass meine Form schon in Stockholm zu so einer Zeit gereicht hat, war nicht geplant. Ich halte mich da lieber zurück und sage: Ich will vor heimischem Publikum in Berlin ein richtig gutes Rennen schwimmen. Ich hoffe, es kommen viele Leute in die Schwimmhalle. Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass das Schwimmen in Deutschland wieder populärer wird, vor allem, wenn es live zu sehen ist, vielleicht ja irgendwann auch wieder im TV.

BZ: Spätestens seit dem Weltrekord sind Sie das Aushängeschild des deutschen Schwimmens. Wie gehen Sie damit um, in einer Reihe mit Michael Groß und Paul Biedermann genannt zu werden?
Als Aushängeschild sehe ich mich ehrlich gesagt nicht. Ich bin einer von vielen, die ihren Teil zum großen Ganzen beitragen. Wir treten als Team Deutschland bei der Weltmeisterschaft auf. Da hat jeder seine Rolle, sei es Florian Wellbrock, Isabell Gose oder eben auch ich. Und natürlich gibt es daneben noch andere, die vielleicht noch nicht so im Rampenlicht stehen, aber genauso wichtig für das Team sind.

Das Augenmerk darf nicht nur auf einer oder wenigen Personen liegen. Es gibt so viele tolle Athletinnen und Athleten bei uns. Davon profitiert der ganze Schwimmsport.
Schlagworte: Paul Biedermann, Lukas Märtens, Isabell Gose
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