In den USA muss Susannah 28 000 Dollar pro Studienjahr zahlen
Auch die 3800 ausländischen Studierenden müssen Studiengebühren zahlen, wenn sie denn für alle verpflichtend werden - streng sind die Auflagen schon jetzt.
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Karl-Heinz Hermle, Sozialberater des Freiburger Studentenwerkes, stellt fest, dass sich der Beratungsbedarf in Grenzen hält. Nur ein ausländischer Studierender habe sich bisher über die Einführung von Studiengebühren erkundigt. Viele Möglichkeiten, aus finanziellen Notlagen zu helfen, hat das Studentenwerk ohnehin nicht. Lediglich ein Darlehen für die beiden Abschlusssemester ist möglich. Bafög oder andere staatliche Leistungen dürfen ausländische Studierende nicht in Anspruch nehmen.
Der Großteil der ausländischen Studenten bleibt nur für ein oder zwei Semester in Deutschland. Diejenigen, die momentan in Freiburg studieren, werden folglich in den meisten Fällen Freiburg schon wieder verlassen haben, wenn die 500 Euro zum ersten Mal fällig werden. Deshalb macht sich kaum einer Gedanken über Studiengebühren.
Ole-Gunnar Olsen aus Norwegen ist seit September in Freiburg, vorher studierte er in Oslo und Trondheim. Die Kosten sind dort fast genauso wie hier: 50 Euro gehen pro Semester an die Verwaltung. Studiengebühren lehnt Ole-Gunnar nicht generell ab, solange sie ausschließlich den Hochschulen zugute kommen und solange Ausgleichsmöglichkeiten für sozial schwächere Studierende bestehen. 500 Euro seien in Ordnung, sie würden keine Studienwilligen abschrecken, aber "amerikanische Verhältnisse verachte ich".
Solche "amerikanischen Verhältnisse" kennt Susannah Still nur zu gut. Die Amerikanerin studierte vier Semester in Ann Arbor im Bundesstaat Michigan. Da sie aus einem anderen Bundesstaat kommt, muss sie 28 000 Dollar pro Jahr zahlen - und das auch während ihres Freiburg-Aufenthalts. Studenten, die in ihrem Heimatbundesstaat studieren, müssen "nur" knapp die Hälfte zahlen. Wer keine wohlhabenden Eltern hat, für den führt der Weg zum Hörsaal über einen Kredit oder ein Stipendium - oder über den Kasernenhof, denn für viele junge Menschen sind die Ausbildungsprogramme und Stipendien der Armee der einzig mögliche Weg zum Erfolg.
Susannah wird von ihren Eltern unterstützt. Moderate Studiengebühren befürwortet auch sie: "Ich kann den Qualitätsunterschied zwischen meiner Uni und der Uni Freiburg klar sehen!" Besonders was die technische Ausstattung betrifft, sagt Susannah, hinken die deutschen Unis den amerikanischen hinterher.
"Amerikanische Verhältnisse verachte ich." Ole-Gunnar Olsen, Student
Susannah bekommt in Freiburg ein Stipendium des Landes Baden-Württemberg. Die meisten ausländischen Studierenden können dagegen nicht auf staatliche Unterstützung hoffen. Im Gegenteil, vor dem Studienbeginn in Deutschland müssen sie einen Studienfinanzierungsnachweis vorlegen - und zwar über mindestens 600 Euro im Monat. Die werden in der Regel über die Eltern oder heimatliche Stipendien finanziert. Wem trotzdem während des Studiums in Deutschland das Geld ausgeht, droht, dass er nach Hause geschickt wird.
Zu sozialen Notlagen in großer Zahl wird es unter den ausländischen Studierenden folglich auch nach der Einführung von Studiengebühren nicht kommen, denn wer bei der Finanzierung Probleme hat, wird gar nicht erst an die deutschen Unis gelassen. Dabei gilt ein hoher Ausländeranteil unter den studierenden als Zeichen von Weltläufigkeit und internationaler Anerkennung.
Und so hat sich denn auch der Anteil ausländischer Studierender an der Freiburger Uni seit 1991 auf 17 Prozent verdoppelt. Ohne Unterstützung für Ausländer wird es in Zukunft wohl einige kluge Köpfe weniger an deutschen Unis geben. Ole-Gunnar und Susannah werden davon nicht betroffen sein, sie studieren dann schon nicht mehr in Freiburg.
Karl-Leo von Hohenthal