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Südbadens schönste Fahrradtouren (10)

Im Zeichen des Adels auf der Hochebene Baar unterwegs

Ob Keltenfürst, Schloss samt Park oder Brauerei: Die Fürstentour startet und endet in der Fürstenstadt Donaueschingen. Die 38 Kilometer lange Strecke führt in leichtem Auf und Ab durch kleine Orte.  

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Startpunkt für die Radtour: die Donauquelle in Donaueschingen. Foto: Matthias Maier
Hier beginnt also alles – symbolisch zumindest: In einem in Sandstein gefassten Wasserbecken zwischen dem Fürstenschloss und der Pfarrkirche St. Johann entspringt der Donaubach. Nur allzu gern bezeichnen die Donaueschinger diese Karstquelle mitten in ihrer Stadt als Ursprung des zweitlängsten Flusses Europas. Tatsächlich entsteht die Donau jedoch anderthalb Kilometer entfernt, an einer schmucklosen Ecke am Rand des Schlossparks, direkt neben der Bundesstraße 27, durch den Zusammenfluss ihrer Quellflüsse Brigach und Breg.

Tausende von Besuchern jedes Jahr nehmen es mit diesen geografischen Fakten allerdings nicht so genau und versenken ihr kupfernes Kleingeld in dem Quellbecken – in der Hoffnung auf Glück, Gesundheit, gutes Wetter. Oder sie posieren für ein Foto vor der steinernen Tafel, die den Verlauf der Donau über 2857 Kilometer bis zu ihrer Mündung ins Schwarze Meer nachzeichnet – wie die beiden Radlerinnen aus Bayern. Für sie markiert die symbolische Donauquelle den Startpunkt für ihre Tour auf dem Donauradweg nach Wien.

Wir hingegen haben heute bescheidenere Ziele. Entspannte 38 Kilometer sollen es sein auf der Fürsten-Route, die in Donaueschingen ihren Anfang nimmt. Durch die kleine Innenstadt mit ihren Eiscafés geht es hinauf ins Kasernenviertel der deutsch-französischen Brigade und hinaus aus der Stadt, in die offene Landschaft der Baar. Wir lassen unseren Blick schweifen über diese Hochebene zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb, bis zu den markanten Bergen an ihren Rändern: Fürstenberg im Süden, Wartenberg im Südosten, Himmelberg im Osten.

Im Frühsommer leuchtet der Raps

Kurz darauf biegen wir auf die alte Römerstraße ein, die sich ihren Weg durch weite Getreidefelder bahnt. Im Frühsommer bringt der blühende Raps die Landschaft zum Leuchten. Zwar gilt die Baar als Hochebene. Flach wie ein Pfannkuchen ist die Strecke deswegen aber noch lange nicht. "Sieben Berge" nannten wir sie als Kinder. Und strampelten auf dem Weg ins Freibad stets wild auf unseren Rädern, sobald es bergab in eine der kleinen Senken ging, um genug Schwung für den folgenden Anstieg zu haben.

Heute, 25 Jahre später, würden wir die sanften Wellen im Gelände nicht mehr als Berge bezeichnen. Dennoch – je nach Wetter kann die Route durchaus zehren. Die spärlichen Büsche am Wegrand bieten weder Windschutz noch spenden sie Schatten.

Rechts rückt das Hofgut Ankenbuck ins Blickfeld, in dem von 1933 bis 1934 ein Konzentrationslager – vor allem für politische Häftlinge der Nazis – untergebracht war. Dahinter taucht Bad Dürrheim mit seinen Solequellen auf. Allerorten scheint in dieser Gegend Wasser aus dem Boden zu sprudeln. Wenige Kilometer nördlich entspringt im Schwenninger Moos der Neckar. Das brachte gewiefte Marketingstrategen auf die Idee, den Schwarzwald-Baar-Kreis touristisch als Quellenlandkreis zu vermarkten.

Rote Geranien am Rietheimer Rathaus

Über eine Anhöhe geht es ins Tal der Brigach. Zwischen Marbach und Rietheim überqueren wir den kürzeren Quellfluss der Donau, fahren durch die sattgrünen Flussauen, in denen Biber wieder heimisch geworden sind. In Rietheim schmücken leuchtend rote Geranien das Rathaus, nebenan gackern Hühner in einem Garten. Wilder Wein klettert an einem alten Bauernhaus empor.

Am Ortsausgang geht es ein paar Hundert Meter bergauf zur hübschen Judas-Thaddaeus-Kapelle. Während über uns knorrige Eichen ihre Äste ausstrecken, genießen wir die feine Aussicht über das Brigachtal und die Baar und folgen dem Panoramaweg am Waldrand zum grasbewachsenen Magdalenenberg.

Ein Grab für den Fürsten und sein Gefolge

Der weithin sichtbare Grabhügel eines Keltenfürsten wurde vor mehr als 2600 Jahren angelegt. Mit einem Durchmesser von rund 100 Meter und einer ursprünglichen Höhe von acht Meter ist er der größte bekannte Grabhügel aus der Hallstattzeit (800 bis 450 v. Chr.) in Mitteleuropa. Auf Infotafeln wird erklärt, was Archäologen über die Ruhestätte, in der die Kelten neben dem Fürstengrab nach und nach 126 weitere Gräber unterbrachten, bislang herausfinden konnten. Wer die zentrale Grabkammer aus Holz und weitere Funde besichtigen möchte, sollte einen Abstecher ins Franziskanermuseum nach Villingen machen. Knapp 15 Minuten sind es dorthin mit dem Fahrrad.

Wir legen stattdessen eine Rast unter der Magdalenenbergeiche ein. Die ist zwar nicht ganz so alt wie der frühgeschichtliche Friedhof, nach dem sie benannt wurde, mit ihren mehr als 275 Jahren aber dennoch ein beeindruckendes Naturdenkmal. 23 Meter misst die Krone des Baumes im Durchmesser. Ein Stück weiter lockt ein kurzer Spaziergang durch das Naturschutzgebiet Tannhörnle, wo auf einer ehemaligen Hutweide Orchideen und Enzianarten wachsen. In leichtem Auf und Ab führt uns der Radweg parallel zur Landstraße in Richtung Tannheim, vorbei an Höfen, Feldern und Wiesen vor dunklen Fichten. Der Verlauf der Fürsten-Route ist, wie auf der gesamten Strecke, durch eigene Hinweisschilder hervorragend markiert.

Vorbei an einem Fischweiher nach Wolterdingen

Auf der großen Lichtung der Spitalhöfe steigt der Weg kontinuierlich an. Je näher wir dem Waldrand vor uns kommen, desto großartiger wird das Panorama in unserem Rücken. Dann geht es durch dicht bemoosten Forst bergab nach Tannheim. Intensiver Holzduft steigt in die Nase und macht uns klar: Das ist nicht mehr die Baar – hier beginnt der Schwarzwald. Durch das Naturschutzgebiet Weiherbachtal mit seinem kleinen Ried und dem Fischweiher kommen wir nach Wolterdingen, das in einem breiten Becken des unteren Bregtals liegt.

Abkühlung verspricht hier das schnuckelige Freibad, für dessen Erhalt und Pflege sich seit einigen Jahren ein Förderverein mit viel Eigenarbeit einsetzt.

Auf der alten Straße nach Donaueschingen geraten wir noch einmal kräftig ins Schnaufen. 500 Meter ist der anstrengendste Anstieg der Fürsten-Route lang. Dann geht es fast eben durch den Wald. Oberhalb der Kliniken erreichen wir wieder Donaueschingen, rollen hinunter in die Stadt, die vielseitige Möglichkeiten bietet, den Tag ausklingen zu lassen: eine Besichtigung der Fürstenberg-Brauerei, einer der größten Braustätten Deutschlands; ein Besuch des zeitgenössischen Museums Art Plus oder der Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen, Flanieren im Schlosspark – oder einfach alles nacheinander.
Die Fürsten-Route

Strecke: 38 Kilometer
Dauer: 3 Stunden
Aufstieg/Abstieg: 400 Meter
Schwierigkeit: leicht
Geeignet für: Tourenrad, E-Bike, Fahrrad mit Kinderanhänger; eingeschränkt für Rennrad – zwei kurze Abschnitte führen über Sandwege.

Start und Ziel der Tour: Bahnhof Donaueschingen
Geogr. 47.948109 N 8.499034 E UTM 32T 462593 5310654
Koordinaten: Bahnhof Donaueschingen: Die GPS-Daten der Tour stehen auf der Homepage des Schwarzwald Tourismus kostenfrei zum Download bereit. mehr.bz/fuerstenroute

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Mit der Bahn ist Donaueschingen gut zu erreichen. Fahrplanauskunft: http://www.efa-bw.de
Einkehrmöglichkeiten: "Bräustüble" in Donaueschingen, Gasthaus "Zum Falken" in Wolterdingen
Sehenswertes: Schlosspark, Fürstenschloss, Museen und Brauerei in Donaueschingen; Naturschutzgebiet Schwenninger Moos (Abstecher von circa fünf Kilometern); historischer Stadtkern von Villingen mit Stadtmauer, Toren, Türmen, Münster und Franziskanermuseum, Magdalenenberg bei Villingen
Parken: Bahnhof Donaueschingen
Ausleihmöglichkeiten: Tourist-Information Donaueschingen (E-Bike-Verleih), Karlstraße 58, Tel. 0771/857221, Radcenter Rothweiler, Max-Egon-Straße 11, Tel. 0771/13148, Edi’s Fahrrad-Shop, Josefstraße 17, Tel. 0771/15300

Ressort: Südwest

Dossier: Fahrradtouren

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