Gewerkschaften

Im Tarifjahr 2025 geht es vor allem um sichere Arbeitsplätze

Vier von zehn Firmen planen im Jahr 2025, Stellen zu streichen. Bei den Tarifverhandlungen 2025 sind hohe Reallohnzuwächse deshalb kaum zu erwarten – auch die Gewerkschaften müssen in der Krise Zugeständnisse machen.  

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Tarifverhandlungen und Streiks sind au...a – allerdings im Krisenkontext.  | Foto: Sina Schuldt (dpa)
Tarifverhandlungen und Streiks sind auch in diesem Jahr Thema – allerdings im Krisenkontext. Foto: Sina Schuldt (dpa)

Der Konflikt um die Zukunft der deutschen VW-Werke zeigt eines überdeutlich: In der deutschen Autoindustrie und auch in anderen Branchen wird die Luft dünner. Die Gewerkschaften sind zu Zugeständnissen bereit, um Arbeitsplätze zu erhalten. Keine Rede ist mehr von Arbeitszeitverkürzungen bei vollem Lohnausgleich oder von der 32-Stunden-Woche als Regelfall, wenn gleichzeitig Fabriken geschlossen werden sollen.

Laut einer Umfrage im Auftrag des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) planen vier von zehn Firmen im Jahr 2025, Stellen zu streichen. Besonders hart geht es in der deutschen Vorzeigebranche Auto zu, die mit 770.000 Beschäftigten mitten in einem grundlegenden Umbau zur Elektromobilität steckt. Ford, VW oder die großen Zulieferer Continental, Schaeffler, Bosch: Sie alle wollen jeweils Tausende Stellen in ihren deutschen Werken streichen.

Hamburger Abschluss als Wendepunkt

Die Gewerkschaften haben bereits angefangen, kleinere Tarif-Brötchen zu backen. Laut Analyse der Bundesbank stellt der Metall- und Elektroabschluss von Hamburg einen Wendepunkt dar. Im November hatten IG Metall und Arbeitgeber nach nur mäßigen Warnstreiks vereinbart, dass die Gehälter von fast vier Millionen Beschäftigten innerhalb von 25 Monaten in zwei Stufen um 5,1 Prozent steigen – gemessen an der Ausgangsforderung von 7 Prozent in zwölf Monaten durchaus moderat. Der Vertrag gilt in den Kern-Branchen der deutschen Industrie wie Auto, Elektro, Maschinenbau und Metallerzeugung.

Laut Bundesbank wird es so weitergehen: "Die niedrigeren Inflationsraten, die trübe Konjunktur und eine geschwächte Arbeitsnachfrage lassen auch allgemein in den kommenden Monaten im Vergleich zu den Vorjahren moderatere Abschlüsse erwarten", schreibt sie in ihrer Deutschland-Prognose. Die Tarifverdienste dürften 2025 durchschnittlich nur noch um 2,5 Prozent wachsen und damit die Inflation knapp ausgleichen.

Einmalzahlungen kommen nicht wieder

Hohe Reallohnsteigerungen wie noch 2024 sind 2025 schon aus technischen Gründen kaum drin. Zum Jahresende 2024 lief nämlich die vom Gesetzgeber eingeräumte Möglichkeit aus, die sogenannten "Inflationsausgleichsprämien" steuer- und abgabenfrei zu stellen. In nahezu allen Tarifabschlüssen ist von dem Hebel Gebrauch gemacht worden, um kurzfristig die Kaufkraftverluste der Beschäftigten mit hohen Nettozahlungen zu begrenzen.

Die Reallöhne stiegen entsprechend, können das nun aber nicht wiederholen. Thorsten Schulten, Tarifexperte beim Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, hatte die Einmalzahlungen daher schon vorab als "zweischneidiges Schwert" bezeichnet. "Schon jetzt ist absehbar, dass sich der Wegfall der Inflationsausgleichsprämien im Jahr 2025 stark dämpfend auf die Tariflohnentwicklung auswirken wird."

Im Jahr 2025 stehen kleinere Branchen im Fokus

Nach Zählung des WSI-Tarifarchivs werden 2025 die Tarifbedingungen für rund 7,5 Millionen Beschäftigte verhandelt – nach mehr als 12 Millionen im Jahr 2024 also eine eher überschaubare Zahl. Bei der Mehrzahl der auslaufenden Tarifverträge handelt es sich um eher kleinere Branchen mit weniger als 50.000 Beschäftigten. Die große Ausnahme bildet der Öffentliche Dienst von Bund und Gemeinden mit knapp drei Millionen Menschen. Die Verhandlungen beginnen am 24. Januar in Potsdam und sind bis in den März vorausgeplant.

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