Zischup Interview
"Ich wachte im Krankenhaus auf"
Paulin Tischler* war viele Jahre lang magersüchtig. Sie begann mit 13 Jahren, immer weniger zu essen. Im Interview erzählt sie Katharina Egle aus der Klasse 8a des Wentzinger-Gymnasiums Freiburg etwas über die Zeit, die, wie sie sagt, ein großer Fehler war.
Katharina Egle, Klasse 8 a & Wentzinger Gymnasium Freiburg
Fr, 1. Jul 2016, 0:00 Uhr
Schülertexte
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Paulin Tischler* war viele Jahre lang magersüchtig. Sie begann mit 13 Jahren, immer weniger zu essen. Im Interview erzählt sie Katharina Egle aus der Klasse 8a des Wentzinger-Gymnasiums Freiburg etwas über die Zeit, die, wie sie sagt, ein großer Fehler war.
Paulin: Ich wollte perfekt sein. Ich sah Models im Fernsehen und im Internet. Ich wollte so sein wie sie. Als ich 13 war, hatte ich keine schöne Figur. Ich hatte ein Bäuchlein, keine Brüste und einen flachen Po. Ich fand mein Gesicht niemals besonders schön. Also begann ich eine Diät: morgens nur Obst, mittags nur Brühe, abends gar nichts mehr. Ich bemerkte nicht, dass das keine Diät war, sondern Abmagerung.
Zischup: Haben die Menschen in deinem Umfeld etwas bemerkt?
Paulin: Ja, zuerst meine Mutter, danach meine beste Freundin, mein großer Bruder am gleichen Abend. Danach meine Klasse und später meine Tanzschule.
Zischup: Wie haben diese Personen darauf reagiert?
Paulin: Alle wollten mich zum Essen drängen, und wenn ich nein sagte, antworteten sie mir: "Du bist krank", "Boa ey! Wie dumm bist du?", oder "Iss endlich oder du stirbst!"
den Ärzten nicht."
Paulin: Ich sah in all dem Essen nichts mehr Gutes, sondern nur noch die Kalorien, die mich dickmachen. Wenn ich gegessen hätte, wäre ich meiner Meinung nach an der Diät gescheitert. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass ich Magersucht hatte.
Zischup: Wann hast du es herausgefunden?
Paulin: Sieben Monate lang hab ich die Diät durchgehalten und 30 Kilogramm abgenommen. Ich sah jedoch nicht hübscher aus, nur abgemagert. Am Ende des siebten Monats hatten wir in der Schule einen Sporttag. Wir mussten einen Kilometer rennen. Es war heiß, und an dem Morgen hatte ich nicht genug Zeit zum Essen. Ich habe ein Kämpferherz und setzte mir in den Kopf, diese vier Runden zu schaffen, nach zwei Runden brach ich zusammen und wachte im Krankenhaus wieder auf. Die Ärzte diagnostizierten Anorexia nervosa, Magersucht. Für mich ein Schock, doch ich glaubte ihnen nicht. Am Abend lief im Fernsehen eine Dokumentation über Magersucht. Und ich sah dieses Mädchen, es war schrecklich abgemagert. Ich ging aufs Klo und begutachtete mich im Spiegel. Ich sah aus wie das Mädchen aus der Dokumentation. Da realisierte ich: Ich brauchte Hilfe.
Zischup: Wie ging es dann weiter?
Paulin: Danach ging alles bergauf. Ich bekam eine Ernährungshilfe und einen Trainer, der meine Muskeln wieder aufbaute. Mit viel Unterstützung meiner Familie und meiner besten Freundin wurde ich wieder normalgewichtig, plötzlich wurden meine Brüste größer und meine Haut strahlender. Ich begann nach viel harter Arbeit mein Psychologiestudium.
Zischup: Was hast du daraus gelernt?
Paulin: Ich habe gelernt, dass nur ich mir helfen kann und ich immer den ersten Schritt wagen muss. Dennoch möchte ich gern anderen mit demselben Problem helfen.
* Name von der Redaktion geändert
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