"Ich versuche, weniger zu tüfteln"

BZ-INTERVIEW mit dem Singer/Songwriter Konstantin Schimanowski, der sein neues Album bei zwei Konzerten in Freiburg präsentiert.  

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Minimalitische Liebeslieder sind sein Markenzeichen: Konstantin Schimanowski   | Foto: Promo
Minimalitische Liebeslieder sind sein Markenzeichen: Konstantin Schimanowski Foto: Promo

In der Freiburger Band Crime Killing Jokerman war er Sänger, Gitarrist und Songschreiber, dann ging der gebürtige Russe über Leipzig nach Berlin, wo er soeben an der Universität der Künste den Master-Studiengang Sound Studies erfolgreich abgeschlossen hat. Die Musik begleitet Konstantin Schimanowski in all ihren Facetten. Dieses Wochenende stellt er unter dem Namen Trips in Freiburg sein neues Album "OOO" vor. Joachim Schneider sprach ihm übers Musikmachen.

BZ: "OOO" heißt Ihr neues Album – inwieweit sind die Sound-Studien an der Uni mit eingeflossen?
Schimanowski: Kaum. Der Großteil der Aufnahmen entstand im Schwarzwald, bei meinen Eltern zu Hause und in einem Leipziger Atelier am Stadtrand. In der Zeit lebte ich schon in Leipzig, die Atmosphäre der Lieder und die Art der Produktion ist sicher davon beeinflusst. Für die Endabmischung nutzte ich die Studios der Sound Studies an der Uni.

BZ: Dann umgekehrt: Auf dem Album gibt es Soundmalerei wie "Regen" oder die Soundcollage "Epilog". Hat Sie das Interesse an Klängen dazu bewogen, das Studium zu machen?
Schimanowski: Ja, definitiv. Den "Epilog" habe ich sogar in die Bewerbung für das Studium gepackt. Das entfernt sich ja vom ganz klassischen Pop. Mich interessierte damals, ob und wie aus Klängen Melodien entstehen können und wie sich das gegenseitig beeinflusst. Ob es quasi einen Ursprung für Popmelodien im Klang der Außenwelt gibt.

BZ: Und? Gibt es den?
Schimanowski: Schwierige Frage. Ich glaube das da noch mehr dazugehört als bloß Klang. Alle Sinne filtern ja das, was man wahrnimmt, in irgendeiner Art. Bei mir kommt dann in bestimmten, meist besonders sensiblen Momenten eine Melodie hervor. Der Ursprung liegt dann vielleicht im Moment, an den mich die Lieder im Nachhinein erinnern.

BZ: Und der Klang in einem Lied illustriert dann diesen Moment. In Ihrem Song "Painkiller" wird der Schmerz sozusagen von einer Gitarren-Bürste weggeschrubbt.
Schimanowski: In dem Lied wird versucht, den Schmerz abzutöten, was ja auch ein schmerzhafter Vorgang ist. Das führt zu dieser Eruption von Klängen. Ich finde, dass leiden generell zu negativ gesehen wird, dabei ermöglicht es einem, auch sehr schöne Momente zu leben.

BZ: Überhaupt arbeiten einige Songs mit einer Art Struktur: Erst mal Text und minimale Musik, dann kommt das Arrangement und verpasst dem Lied noch eine neue Ebene …
Schimanowski: Ja, das wiederholt sich als Schema. Manchmal habe ich bewusst versucht, Reibung durch anders klingende Ebenen herzustellen. Wenn sich da Sachen gegeneinander entwickeln, wird es für mich oft spannend, da entstehen Zwischenräume.

BZ: Wie entsteht dann so ein Lied, ist es eher ein Tüfteln oder gibt es gleich bestimmte Klangvorstellungen?
Schimanowski: Am Anfang steht meist eine Idee oder eine Melodie. Dann beginnt der Prozess der Umsetzung. Das ist dann Handwerk und Methode und variiert. Mittlerweile versuche ich, weniger zu tüfteln und warte eher auf den richtigen Moment, um dann zur Gitarre zu greifen oder mich vors Mikrofon zu stellen und aufzunehmen.

BZ: Wie setzen Sie die Klänge auf der Bühne um, die gesungene Trompete aus "Remembering Springtime" dürfte das kleinste Problem sein, oder?
Schimanowski: Ja. Generell ist da ein Unterschied zwischen live und Platte. Live ist es minimalistischer, aber ich habe dort auch Hilfsmittel wie das Monome, einen Controller, mit dem ich Klänge abspielen kann, und einen Plattenspieler.

BZ: Sie singen auf Englisch, im Informationstext zum Album wird dazu angemerkt: "Um auf Deutsch zu texten, fehlte ihm aber die Energie." Was ist damit genau gemeint?
Schimanowski: Das ist so eine Art Witz, weil ich immer wieder gefragt werde: Warum Englisch? In Wirklichkeit habe ich singen gelernt, indem ich englische Lieder nachgesungen habe. Der Sprung ins Deutsche hat nie wirklich funktioniert. Ich finde das auch schade, da mir Texte wichtig sind, und viele Leute bei englischen Texten nicht richtig hinhören. Letztens sagte mir ein Berliner Musikerkollege, dass auf Deutsch singen ja gar nicht gehe. Das ist zwar eine harte Aussage, zumindest bei mir trifft es aber zu.

Zur Person: Konstantin Schimanowski war Mitglied in der Freiburger Band Crime Killing Jokerman. Seit 2012 ist er unter dem Künstlernamen Trips solo unterwegs. Der 30-Jährige wohnt mittlerweile in Berlin.

CD: Trips: "OOO" (Omaha Records)
Konzerte in Freiburg: Heldenbude, Samstag, 16. April, 20 Uhr; Swamp, Sonntag, 17. April, 18 Uhr.

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