"Ich kann einfach nicht still sitzen"

BERUFSALLTAG: Jana Kirsch-Ganter und Saskia Früh gehören zu den wenigen Frauen, die in einer Autowerkstatt arbeiten.  

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Saskia Früh (links) und Jana Kirsch-Ganter  | Foto: Friederike Marx-Kohlstädt
Saskia Früh (links) und Jana Kirsch-Ganter Foto: Friederike Marx-Kohlstädt

EMMENDINGEN. Berufswege sind mitunter alles andere als vorhersehbare, geradlinige Wege. Eindeutig zeigt sich die Tendenz, dass Frauen in typische Männerberufe vordringen und immer mehr Männer in "weiblichen" Berufen arbeiten. In einer losen Folge stellen wir Menschen in eher ungewöhnlichen Berufsfeldern vor. Frauen in Kfz-Werkstätten sind ein seltener Anblick. Beim Autohaus Schmolck in Emmendingen hat die BZ zwei von ihnen aufgestöbert: Saskia Früh und Jana Kirsch-Ganter absolvieren mit Herzblut ihre Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin.

Die 20-jährige Jana Kirsch-Ganter aus Neuenburg hat lange überlegt, ob sie nach dem Fachabitur Maschinenbau studieren soll oder erstmal ins Handwerk geht. Schließlich entschied sie sich vorerst für die Praxis: "Ich kann einfach nicht den ganzen Tag still sitzen", sagt sie. Auf ihre Bewerbungen habe sie jedoch zunächst viele Absagen bekommen. Einmal hat sie sich sehr gewundert: "Da wollte der Chef mit meinem Vater reden." Auf der Job-Start-Börse in Müllheim lernte sie am Messestand des Autohaus Schmock Meike Trautwein kennen, eine begabte Auszubildende des Betriebs.

"Im theoretischen Test lagen Jana und ich vor den Jungs"

Danach ging alles hoppla hopp: Schon eine Woche später stand die Bewerberin bei Schmolck auf der Matte, um sich innerhalb von drei Tagen in Theorie und Praxis zu beweisen. Im theoretischen Eignungstest, einem Kurzpraktikum in der Werkstatt und im Bewerbungsgespräch konnte sie überzeugen und bekam einen Ausbildungsplatz. Geschäftsführer Jürgen Henninger sagt: "Seit diesem Jahr haben wir gelernt, mit viel versprechenden Bewerberinnen und Bewerbern sehr schnell Kontakt aufzunehmen, damit wir es sind, die sie bekommen."

Auch Saskia Früh (19) meisterte alle Hürden mit Bravour: "Im theoretischen Test lagen Jana und ich vor den Jungs." Die selbstbewusste Weisweilerin mit Abitur schraubt an Autos, seit sie 14 ist. Ihr Vater, der Mechaniker ist, brachte ihr vieles bei und prägte sie damit für ihre berufliche Zukunft. Auch heute noch: "Wenn ich ein Wochenende bei ihm bin, geht es nur um Autos", erzählt sie. Auch bei Jana Kirsch-Ganter war es der Vater, der die Technikbegeisterung seiner Tochter weckte. Der Ingenieur freute sich riesig, als sie den Ausbildungsplatz bekam.

Die beiden Lehrlinge gehören seit September zu den 2,8 Prozent Frauen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Beruf des Kfz-Mechatronikers arbeiten oder ausgebildet werden (Quelle: Wikipedia). Beim Autohaus Schmolck ist die Quote vergleichsweise hoch. In der Pkw-Werkstatt sind 4 von 17 Auszubildenden weiblich, Tendenz steigend.

Dabei liegen die Vorlieben der Auszubildenden in unterschiedlichen Bereichen. Für Saskia Früh war der bisherige Höhepunkt, als sie half, den Zylinderkopf eines Oldtimers in seine Einzelteile zu zerlegen und wieder zusammenzubauen. Henninger nennt sie "Juwel" und räumt ihr gute Chancen ein, nach ihrer Ausbildung in der "Classic Werkstatt" übernommen zu werden, wo sich alles um Oldtimer dreht.

Jana Kirsch-Ganter interessiert sich besonders für die Elektronik. Die ist heute so vielfältig und komplex, dass ein Kfz-Mechatroniker allein gar nicht mehr alles überblicken kann. "Mir macht es Spaß, vor Problemen zu stehen und herauszufinden, woran es liegt", so die Auszubildende. Der Computer ist dabei unerlässlich. Einig sind sich die beiden Frauen, worin die Faszination liegt: "Uns begeistert, wie alles zusammen funktioniert."

Je länger die Nachwuchsmechatronikerinnen dabei sind, desto spannender wird es. In den ersten vier Wochen, als der Winter vor der Tür stand, gab es vorwiegend eine Arbeit: Räderwechsel. Mittlerweile haben sie auch gelernt, Bremsscheiben zu wechseln oder dabei zu assistieren, Kupplungen zu erneuern. Ihre männlichen Kollegen in der Werkstatt respektieren sie − und privat? "Die staunen so ein bisschen", sagt Saskia Früh.
Schlagworte: Jana Kirsch-Ganter, Saskia Früh, Jürgen Henninger
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