Zisch-Interview
"Ich denke mir gerne tolle Sachen für Kinder aus"
Johanna Metzler ist Leiterin des Kinder- und Jugendkinos im Kommunalen Kino in Freiburg. Sie erzählt, wie man Kuratorin wird und was ihr Lieblingsfilm ist.
Klasse 4a &
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Zisch: Was macht eine Kuratorin genau?
Metzler: Hier im Kino entwickelt eine Kuratorin das komplette Kinoprogramm. Ausgehend von einem Thema werden verschiedene Filme und Programmangebote ausgewählt, die das Thema unterschiedlich beleuchten. Im März hatten wir im Kinderkino das Thema Mut. Dann überlege ich mir als Kuratorin, welche Filme und Workshops dazu passen könnten. Kuratorinnen und Kuratoren gibt es auch in anderen Bereichen, zum Beispiel im Museum, um Ausstellungen zusammenzustellen.
Zisch: Wie wird man Kuratorin?
Metzler: Kuratorin ist kein Ausbildungsberuf, deswegen kann man auf vielen Wegen zu diesem Beruf kommen. Man sollte ein Studium abgeschlossen haben. Ich habe Ethnologie studiert und bin über ein Praktikum ins Kommunale Kino gekommen. Man muss bereit sein, sich in viele Bereiche selbst einzuarbeiten und viel Engagement mitbringen.
Zisch: Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Beruf?
Metzler: Der Beruf ist sehr kreativ und man hat mit vielen interessanten Filmen zu tun. Mir gefällt, dass die Arbeit so vielfältig ist. Wir bieten nicht nur Filme, sondern auch Mitmachangebote wie etwa den Kinderkino-Club, Trickfilm- oder andere Filmworkshops und Lesungen an. Ich denke mir unheimlich gerne tolle Sachen für Kinder aus und freue mich, wenn sie hierherkommen und das genießen, was ich geplant habe.
Zisch: Wollten Sie schon immer Kuratorin werden?
Metzler: Nein, eigentlich wollte ich Dokumentarfilme machen. Deshalb habe ich ein Praktikum beim Freiburger Filmforum gemacht. Das ist ein Dokumentarfilmfestival. Das hat viel Spaß gemacht und ich dachte mir: Das ist eine noch tollere Arbeit, denn man beschäftigt sich nicht nur über mehrere Monate hinweg mit einem Film, sondern man hat die Möglichkeit, ganz viele Filme zu sehen, auszuwählen und zu zeigen.
Zisch: Welchen Film fanden die Leute bisher am besten?
Metzler: Diese Frage ist schwer zu beantworten, aber für ein Kino sehr wichtig. In vielen Kinos laufen beliebte Filme oft über mehrere Wochen. Das Kommunale Kino ist anders, denn wir haben jeden Monat ein wechselndes, festgelegtes, Programm. Wenn ein Film sehr gut ankommt, kommt er am Ende des Jahres in unser Best-of-Programm.
Zisch: Mögen Sie das Kino?
Metzler: Ja, ich fühle mich sehr wohl hier und mag meine Arbeit.
Zisch: Wie lange arbeiten Sie schon in diesem Kino?
Metzler: Ich arbeite hier seit zwölf Jahren. Ich habe hier angefangen, als mein Sohn ein Jahr alt war.
Zisch: Wer hat den ersten Film erfunden?
Metzler: Es gibt keine einzelne Person, die den Film erfunden hat. Der Film wurde gleichzeitig von mehreren Menschen an unterschiedlichen Orten erfunden. Eine der ersten waren die Gebrüder Lumière in Paris und die Gebrüder Skladanowsky in Berlin. Die Erfindung der Berliner Brüder hat aber leider nicht so gut funktioniert, es war eine wiederkehrende Bildabfolge, ähnlich wie bei einem Tiktok-Video. Deshalb hat sich später die Filmtechnik der Gebrüder Lumière durchgesetzt.
Zisch: Welchen Film finden Sie am tollsten?
Metzler: Mit dieser Frage habe ich gerechnet. Mein ältester Lieblingsfilm ist "Harold und Maude".
Zisch: Warum?
Metzler: In dem Film geht es um einen traurigen jungen Mann, der keine Freude am Leben hat. Er lernt eine alte Frau kennen, die sehr eigenwillig ist und das Leben liebt. Die Frau zeigt dem jungen Mann, wie besonders das Leben ist, selbst wenn man ein schweres Schicksal trägt. Dieser Film ist sehr berührend, schön und voller Lebensfreude. Die Botschaft, die er übermittelt, ist: Sei du selbst, folge deinem Herzen und genieße dein Leben.
Zisch: Was ist ihr Lieblingskinderfilm?
Metzler: Das ist schwer zu sagen. Es gibt alte Filme, die ich sehr gerne mag, wie "Ronja Räubertochter" oder "Momo". Es gibt aber auch neue Kinderfilme, die ich super finde, zum Beispiel "Binti – Es gibt mich" (2019) oder "Der Junge und die Welt" (2013). Das sind ganz tolle Filme, die wir natürlich im Kinderkino zeigen.
Zisch: Woher wissen Sie, ob ein Film für Erwachsene und für Kinder ist?
Metzler: Das liegt an der Alterseinschätzung. Aber das ist manchmal schwierig, denn jeder nimmt Dinge unterschiedlich wahr. Deswegen gibt es dafür ausgebildete Profis, die sich die Filme unter dem Aspekt anschauen, ob sie für Kinder geeignet sind und was die Botschaft darin ist. Dann geben sie eine pädagogische Altersempfehlung ab. Natürlich wird auch geschaut, welche Filme Themen enthalten, die für Kinder interessant sind.
Zisch: Wie lange dauert eine Filmproduktion ungefähr?
Metzler: Das kommt auf den Film an. Ihr habt im Workshop selbst erfahren, wie aufwändig es ist, einen Trickfilm zu machen. Für die großen Zeichentrick-Filmproduktionen, die später im Kino laufen, braucht man teilweise zwei Jahre und länger. Hier arbeiten etwa 100 Leute an einer Produktion, das ist sehr arbeitsintensiv. Aber pauschal kann man das nicht sagen. Andere Filme haben nur zwei Monate Produktionszeit.
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.