Zisch-Schreibwettbewerb Frühjahr-I 2023

Ich bin kein Yeti!

Von André Simon, Klasse 4a, Emil Thoma Grundschule, Freiburg  

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  | Foto: Ferdinando Terelle
Foto: Ferdinando Terelle
Ich renn aus der Turnhalle, mir ist ganz heiß, weil ich ein dickes Fell habe, ich renne und gucke kurz zurück. Hinter mir rennen alle Schüler, auch meine Freunde, die Lehrerinnen und der Rektor und alle schreien sehr laut: "Fangt ihn, fangt ihn, fangt ihn ein!" Was war da passiert? Ich fange von vorne an: Im Sachunterricht hatten wir nämlich das Thema "Echte und fantastische Tiere." Wir haben vor allen Dingen über riesige Wesen gesprochen wie Dinos und Yetis, aber auch über Wölfe und Bären. Die Lehrerin hatte uns die Hausaufgabe gegeben, jeder muss sich ein Tier aussuchen, ein Plakat vorbereiten, zu Hause darüber recherchieren und dann vor der Klasse darüber berichten. Ich hab den Yeti ausgewählt. Auf Wikipedia steht, dass Yetis zweibeinig sind und richtig groß und dass sie im Himalaya leben. Die Sherpa, so heißt das Volk, das in Nepal wohnt, beschreiben sie und reden von ihnen als wären es echte Lebewesen. Außerdem habe ich gelesen, dass auch Reinhold Messner, das ist ein berühmter Bergsteiger, behauptet, einen Yeti gesehen zu haben. Die Yetis leben im Schnee und Eis und verteidigen ihr Territorium, daher werden sie sehr aggressiv, wenn andere Wesen kommen und sie stören, habe ich auch noch gelesen. Ich dachte mir, vielleicht gibt es sie doch wirklich und vielleicht leben sie nicht nur im Himalaya, vielleicht auch noch woanders, wo es sehr kalt ist und sehr viel Schnee liegt und sie sind sehr scheu? Um mich kurz zu fassen, die Recherche von Yetis hat mich richtig gefesselt – je mehr ich las, desto interessanter wurde es.

Deswegen bin ich mit meiner Mutter zur Stadtbibliothek gegangen und habe dort Bücher über Yetis gesucht. Die Bücher nahmen wir alle mit nach Hause, sieben Bücher. Am nächsten Morgen war Wochenende und keine Schule. Da wollte ich anfangen, sie genauer anzuschauen, aber jetzt waren es acht Bücher. Ich habe nochmal gezählt: acht. Eins war dabei, das ich vorher nicht gesehen hatte, so kams mir vor. Es sah sehr alt aus, schwarz, mit Gold war drauf gedruckt: "Zauberbuch. Zaubersprüche und Zauberwesen." Ich fing an, zu lesen. Es war super interessant, da stand, dass Yetis tatsächlich sehr wahrscheinlich in kalten Orten gelebt haben und mit der Erwärmung der Erde verschwunden sind außer auf dem Himalaya. Außerdem stand noch zu meiner großen Verwunderung ein Zauberspruch darinnen, um ein Yeti wieder zum Leben zu rufen. Also las ich es vor. Nichts passierte. "Schade", hab ich gedacht, "aber vielleicht besser so?" Ich glaube, ich wär ziemlich erschrocken, wenn wirklich ein Yeti aufgetaucht wär.

Am nächsten Tag fand unser Fasnet-Feier in der Halle der Schule statt, alle waren sehr aufgeregt, weil nach Corona – also nach zwei Jahren- die erste Fastnacht-Party war, die organisiert wurde. Ich ging hin und fünf Minuten bevor es los ging, holte mich der Rektor und die Klassenlehrerin aus dem Klassenzimmer raus und sagten: "Halt! Du darfst hier nicht rein." Ich hab gefragt: "Warum nicht? Die andern dürfen doch auch!" und sie haben gesagt: "Du bist gefährlich!" Aber das stimmte nicht. Ich war nämlich gar nicht verkleidet, weil Verkleidungen, die gefährlich aussehen und andere erschrecken können, die waren verboten. Ich hab gesagt: "Ich bin doch nicht verkleidet!" und sie haben gesagt: "Genau. Du bist Christof Spinner. Du bist gefährlich!" Da hab ich mich umgedreht und angefangen, zu weinen. Aber nur leise. Ich wusste nicht, was ich machen soll. Das war so ungerecht. Das war so gemein. Ich dachte, wenn ich mich als Yeti verkleidet hätte, wäre ich vielleicht reingekommen. Dann hätten sie nicht gesehen, dass ich der Christof Spinner bin.

Und weil ich an den Yeti gedacht habe, fiel mir auch der Spruch wieder ein, den konnte ich auswendig . Ich sagte ganz leise den Spruch vom Yeti, halt nur so vor mich hin, nur ganz leise. Und da passierte etwas: Auf einmal war ich gar nicht mehr traurig, ich fühlte mich plötzlich sehr groß, der Rektor machte zwei Schritte zurück und lies mich einfach gehen. Ich ging sehr zufrieden zur Halle und es war richtig schön, die Hexen waren da, es war laute Musik und alle tanzten und alle guckten mich komisch an. Ich ging zu Vinz, aber er guckte mich etwas ängstlich an. Plötzlich kam der Rektor und hinter ihm die Lehrerin. Die haben ganz laut geschrien und hatten Gabeln und Messer in der Hand, mit denen haben sie rumgefuchtelt. "Da ist er – fangt ihn ein!" riefen sie. In dem Moment schaute ich mich an einem Spiegel: ich sah wie ein Yeti aus! "Ich bin ein Kind!", schrie ich und bin rausgerannt. Und alle sind hinter mir hergerannt und haben mich verfolgt.

Dann schaute ich den Rektor an, machte mein Maul auf und brüllte so laut wie ich konnte und ging in seine Richtung. Und da passierte schon wieder etwas: vor Angst tropfte ihm seine Pipi aus der Hose. Ich fing an zu lachen, nur mein Lachen hörte sich wie ein Brüllen an und alle waren ein bisschen am Lachen (wegen dem Pipi des Rektors), aber sie hatten auch Angst vor mir. Da rief er nochmal: "Faaangt ihn ein", und alle riefen es und ich rannte weg und alle verfolgten mich – "Ich bin nur ein Kind" rief ich und bin hingefallen.
In dem Moment ruft meine Mutter: "Christof, aufstehen, Zeit zum Aufstehen! Heute habt ihr Fasnachtsparty in der Schule!" Mir wurde es schwindlig. Was wird wohl heute passieren?
Schlagworte: Christof Spinner, Reinhold Messner, Emil Thoma

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