Interview zum Hölderlin-Jahr
"Hölderlin wird von ganz entgegengesetzten Seiten vereinnahmt"
Am 20. März vor 250 Jahren wurde der schwäbische Dichter Friedrich Hölderlin geboren. Wir sprachen mit dem Freiburger Autor Karl-Heinz Ott und dem Marbacher Hölderlin-Kurator Thomas Schmidt über die Vereinnahmung des Dichter von Rechten wie Linken und über seine poetische Mission.
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Ott: Weil einen seine Sprache bannen kann und sie einen unverwechselbaren Ton besitzt. Seit Hölderlin haben wir Wortballungen wie "heilignüchtern", "göttlichschön", "froh vollendet".
Schmidt: Weil Hölderlin selbst immer jung bleibt – mit seiner Suche, mit einer Unbedingtheit, die in unseren pragmatischen Zeiten nicht oft begegnet, jedenfalls nicht bei den Shootingstars der Social Media. Einer, der aus der Reihe tanzt, ist ein wichtiges und spannendes Rollenbild. Zudem ist es das Modellieren der Sprache. Durch die Jugend erfährt die Sprache laufend eine Erneuerung. Dass das auch durch ungewöhnliche Mittel passieren kann, kann man sich bei Hölderlin abschauen.
BZ: Woher die Faszination der Deutschen für Hölderlin?
Ott: Hölderlin wird von ganz entgegengesetzten Seiten vereinnahmt. In Carl Schmitts Tagebuch findet sich nach dem Zweiten Weltkrieg der Eintrag, mit Hölderlin sei das optimistisch-ironische Zeitalter Goethes zu Ende gegangen, mit Hölderlin das pessimistisch-tragische eingekehrt. Hölderlin wird Anfang des 20. Jahrhunderts erst richtig entdeckt durch Norbert von Hellingrath, der erklärt: ...