Hilfe mit Solarmodulen und Straßenleuchten

Eine Lahrer Delegation hat am vergangenen Wochenende die ukrainische Stadt Kalusch besucht. Seit März besteht eine Solidarpartnerschaft. Oberbürgermeister Markus Ibert übergab eine von der Stadt Lahr organisierte Spende.  

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Stefan Breitner (Zweiter von links), Markus Ibert (Dritter von links), Gabriele Rauch (Mitte), Kaluschs Bürgermeister Andrii Naida (Dritter von rechts) und Pirmin Styrnol (Zweiter von rechts) Foto: Stadt Lahr
Die fast hundert Solarmodule, sechs Batteriespeicher und 150 solarbetriebenen Straßenleuchten werden in Kalusch dringend gebraucht, denn Russland greife seit einiger Zeit gezielt die ukrainische Energieinfrastruktur an, "mit dem Ziel, die ukrainische Bevölkerung zu demoralisieren", erklärte Oberbürgermeister Markus Ibert bei einem Pressegespräch am Dienstagmorgen. Die Hilfsgüter im Gesamtwert von 80.000 Euro hatte Lahr beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beziehungsweise bei der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit beantragt und dafür eine Vollförderung bekommen. Lediglich der Transport mit zwei Lkw (Kosten 5400 Euro) geht zulasten der Stadtkasse. Stefan Breitner, stellvertretender Leiter der Zentralen Steuerung bei der Stadt, schilderte den nicht unerheblichen und zuweilen kaum nachvollziehbaren bürokratischen Aufwand. Die Hilfsgüter mussten aus den Herstellerländern Tschechien und Polen nach Lahr gebracht werden, bevor sie von hier in die Ukraine geschickt werden konnten.

Breitner gehörte mit zur Delegation, die nach Kalusch gereist ist. Außerdem waren Pirmin Styrnol und Gabriele Rauch vom Verein "Gemeinsam Europa" dabei. Dessen Aktivitäten waren maßgeblich für die Solidarpartnerschaft mit Kalusch, nach wie vor organisiert der Verein Transporte von Hilfsgütern in die Ukraine. Gabriele Rauch berichtete gerührt davon, im dortigen Verteilzentrum von ihr selbst gepackte und beschriftete Nestler-Kartons gesehen zu haben. "Wir kennen die Empfänger unserer Lieferungen vom Telefon und von Whatsapp, aber vor Ort zu sein, ist noch einmal etwas ganz anderes", betonte sie.

Die Reise selbst beschreibt Stefan Breitner als "abenteuerlich". Damit meint er nicht nur die jeweils 24 bis 26 Stunden Reisezeit, die die Delegation in Flugzeug und Zug verbrachte, sondern vor allem auch den Luftalarm, der am Freitagmorgen, kurz nachdem die Delegation ukrainisches Gebiet erreicht hatte, für das ganze Land ausgerufen wurde. "Unwirklich" habe er das Ganze empfunden, berichtet Ibert, denn man habe zwar gewusst, dass die Gefahr da ist, aber die Sonne habe geschienen, alles habe so normal gewirkt. Als aus Kalusch ein Anruf kam, wo sie sich gerade befänden, hätten sie allerdings erfahren, dass kurz zuvor eine Rakete Kiew getroffen habe, wo sie eben noch gewesen waren. Etwa zur gleichen Zeit wurde eine Energieversorgungseinrichtung 30 Kilometer von Kalusch entfernt beschossen.

Mehr noch als diese Erfahrungen zeigen sich Rauch, Ibert und Breitner erschüttert von den Besuchen auf dem Friedhof der Stadt und der Allee der Helden, wo große Fotografien an die gefallenen Soldaten erinnern, mit Geburtsjahrgängen zwischen 1996 und 2001. "Seit 2014 sind 200 Bürgerinnen und Bürger aus Kalusch aufgrund der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine ums Leben gekommen. 80 werden vermisst. Aktuell befinden sich 3000 Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt im Fronteinsatz" heißt es in der Pressemitteilung der Stadt.

Die Delegation traf sich mit der Verwaltungsspitze von Kalusch, das etwa 60.000 Einwohner hat, und mit Partnerorganisationen von "Gemeinsam Europa" in Kalusch und Lviv. OB Ibert und Gabriele Rauch berichten von der besonders herzlichen Atmosphäre der Begegnungen. "Hilfe von Mensch zu Mensch, das ist gelebte Solidarität" betont Ibert. Auch persönliche Besuche seien als Zeichen der Verbundenheit wichtig. Stefan Breitner fasst seine Erfahrung von der Reise wie folgt zusammen: "Man wird sich klar, in welchem Luxus wir hier leben. Hier beschwert man sich über Dinge, die anderswo nicht einmal ansatzweise selbstverständlich sind". Gabriele Rauch und OB Ibert dankten der Lahrer Bevölkerung für die bisher gezeigte Spendenbereitschaft. "Weiterspenden", fügt Ibert an, denn "der Krieg ist nicht vorbei". Gebraucht werde derzeit vor allem Geld, weil damit vieles vor Ort beschafft werden könne, so Rauch. An Sachspenden werde derzeit lediglich warme Kleidung wie Wintermäntel oder Ski-Unterwäsche angenommen, oder Medikamente und Vitamine. "Wir in Lahr sind der Anfang einer Eimerkette", erklärt Gabriele Rauch. Spenden würden vor Ort von den Partnerorganisationen weitergegeben, "es kommt alles eins zu eins an".

Weitere Informationen gibt es unter http://www.gemeinsam-europa.com
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