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Erste Hilfe

Helfer vor Ort in Emmendingen: Sie springen ein, wenn der Rettungswagen noch unterwegs ist

Ulrike Sträter
  • Di, 02. Juli 2024, 09:00 Uhr
    Emmendingen

     

Schon die ersten Minuten nach einem Notfall können über Leben und Tod entscheiden. Genau dann springen die Helfer vor Ort ein. Das Team aus Emmendingen hilft, bis ein Arzt eintrifft.

Ein Teil der Helferinnen und Helfer der HvO-Forchheim hat am vergangenen Wochenende an einem Skill-Training der Malteser zur Optimierung der Abläufe bei Reanimationen teilgenommen. Von links: Gottfried Moser, Claudia Binder-Triebel, Sebastian Pickhardt und Hanna Werneth. Foto: Malteser Hilfsdienst
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Nach einer Umfrage der ADAC-Stiftung erleiden etwa 120.000 Menschen jährlich in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Bei der Hälfte der Fälle werden die Menschen reanimiert. Jeder Neunte überlebt, teilweise allerdings mit schweren Folgeschäden. Ersthelfer-Netzwerke, wie die Helfer-vor-Ort-Gruppen der Malteser und des Deutschen Roten Kreuzes im Landkreis Emmendingen, tragen dazu bei, diese Rettungsquote zu verbessern.

Auch Quereinsteiger können Helfer werden

Gottfried Moser ist Leiter der Einsatzdienste bei den Maltesern: "Wir haben momentan 15 ausgebildete Helfer, die sich auf fünf Gruppen verteilen. Da sind Vollprofis drunter, die in der Intensivmedizin arbeiten. Wir haben Krankenschwestern und -pfleger, ausgebildete Rettungsassistenten oder Rettungssanitäter. Und wir haben Menschen, die bei uns zum Einsatzsanitäter ausgebildet werden, weil sie diese Helfer-vor-Ort-Dienste machen möchten."

Die Ausbildung umfasst 80 Stunden Theorie und – das betrifft alle, die neu anfangen – zwei Praktika. "Das sind beispielsweise zwei Schichten, die sie in einem Rettungswagen mitfahren, um mal zu sehen, wie es draußen zugeht. Hinzu kommt pro Jahr ein weiteres Praktikum. Natürlich dürfen auch mehr gemacht werden", zählt der gelernte Fachkrankenpfleger für innere Medizin und Intensivmedizin weitere Fortbildungen auf.

Neulinge bekommen fachliche Unterstützung

"Was wir den Fachfremden neben der theoretischen Ausbildung mitgeben, sind praktische Übungen einmal im Monat an unseren Trainingsabenden. Und natürlich nehmen wir sie erstmal an die Hand. Wir lassen da keinen gegen die Wand laufen. Geht der Alarm runter und es rückt jemand aus, dann sollen sie dazukommen, aber anfangs noch nicht alleine gehen", beschreibt Moser, wie man sich in die neue Rolle einfinden kann.

Das Einzugsgebiet der fünf Malteser-Gruppen umfasst den Ortsteil Amoltern, die Gemeinden Forchheim und Bahlingen sowie die Ortsteile Heimbach und Nimburg, die zu Teningen gehören. "Wir werden von der Leitstelle informiert, wenn wir ausrücken sollen", sagt Moser: "Wenn jemand zu Hause und auch startklar ist, können wir die gewünschten fünf Minuten bis zum Einsatzort gut halten, um das therapiefreie Intervall, wie die Zeit genannt wird, in der ein Patient nicht versorgt wird, so kurz wie möglich zu halten. Ist niemand da, geht es halt nicht."



"Wenn jemand zu Hause und auch startklar ist, können wir die gewünschten fünf Minuten bis zum Einsatzort gut halten."
Gottfried Moser



In manchen Gemeinden gebe es auch Überschneidungen mit dem DRK. "Zum Beispiel kommen die DRK-Kollegen aus Endingen auch nach Forchheim, weil das bei ihnen ein Ortsverband ist. In Teningen gibt es auch Überschneidungen, vor allem aber in Bahlingen. Dann ist es die Frage, wer schneller ist. Aber wir sehen uns nicht als Konkurrenten, sondern das Ziel ist, gemeinsam so schnell wie möglich zu helfen", beschreibt Moser die Idee hinter dem Helfer-vor-Ort-Engagement. Theoretisch sei auch denkbar, wenn bei großen Einsätzen Not am Mann herrsche, dass die Leitstelle die Helfer vor Ort von Forchheim nach Nimburg schickt. Die 16 Kilometer sind dann aber nicht in fünf Minuten zu bewältigen.

Wer Zeit hat, der hilft – auch ohne Dienstplan

Es gibt keinen Dienstplan für die Helfer vor Ort, sie haben rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche Bereitschaft. "Unsere Leute haben ihr Equipment im Auto oder zuhause und rücken aus, wenn sie da sind und können", sagt Moser. Zum Equipment der Ehrenamtlichen zählt neben einem Notfallrucksack eine Handy-App, über die sie die Alarmierung der Leitstelle und auch die Navigation zum Unfallort erhalten. Zudem hat jeder einen Funkmelder mit derselben Funktion. Letzterer ist das primäre Benachrichtigungsmittel, weil er auch dann funktioniert, wenn das Handynetz ausfällt. Zudem hat jede der fünf Gruppen einen automatischen Defibrillator

Unabhängig davon haben die Helfer vor Ort auch die App "Region der Lebensretter" auf ihrem Handy. Darin sind Fachleute des medizinischen Bereichs registriert, wie Ärzte, Krankenpfleger oder Rettungssanitäter. Bei einem Notfall zeigt die App an, wo sich in unmittelbarer Nähe etwa ein Arzt befindet, der in kürzester Zeit am Unfallort sein könnte. "Die beiden Systeme ergänzen sich gut und laufen unabhängig voneinander. Das Ziel ist immer, jemanden aus der Nähe zu bekommen, der schnell vor Ort helfen kann. Und natürlich muss man in beiden Systemen eine Qualifikation nachweisen", sagt Moser. 

Das Einsatzgebiet ist groß

Die Helfer vor Ort, Nördlicher Breisgau der Malteser gibt es seit 2021, die letzte Gruppe wurde im Herbst 2022 gegründet. "In dem Zeitraum hatten wir etwa 60 Einsätze, für die bei uns etwa 100 Helferstunden aufgelaufen sind. Schwerpunktmäßig sind es internistische Einsätze. Aber es gab auch Einsätze bei Fahrradstürzen, Krampfanfällen, Kindern mit Fieberkrampf und allergische Reaktionen", zählt Moser verschiedene Einsätze auf.

 Die Malteser Nördlicher Breisgau sind vom Zuständigkeitsgebiet über drei Landkreise verteilt. "Zu uns gehören alle Kaiserstuhlgemeinden, außer Breisach, und ein paar Gemeinden der südlichen Ortenau, beispielsweise Rust. Wir decken aber nicht das Elztal ab", fasst Moser zusammen.

Ressort: Emmendingen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 02. Juli 2024: PDF-Version herunterladen

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