Projekt
Handys an, jetzt ist Unterricht: Das Friedrich-Gymnasium probt die digitale Revolution
Das Friedrich-Gymnasium unterrichtet mit Smartphone und Tablets. Die Modellschule zeigt, was möglich ist – und dass auf die Stadt Millioneninvestitionen für ihre gut 70 Schulen zukommen.
Do, 23. Mär 2017, 13:02 Uhr
Freiburg
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Die Tafel ist runtergeschoben, der Beamer wirft ein Video an die Wand. Es geht um Lärm, und es ist still in der 8a, die Schülerinnen und Schüler müssen nebenbei einen Lückentext ausfüllen. Lehrer Volker Scheuring drückt auf sein Smartphone, das auf einem Ständer über dem Pult liegt, eine Schülerin legt ihr Arbeitsblatt darunter, das Bild der Handykamera wird an die Wand gebeamt. Alle gehen die Lückenaufgabe zusammen durch.
In der letzten Reihe scannt Hermann Maier den QR-Code vom Arbeitsblatt ein. Auf dem Smartphone des Schulamtsleiters erscheint die App Schallanalysator, die auch an der Wand läuft. Die Klasse muss die Stille messen, ein Schüler husten und alle lachen – 79,8 Dezibel. Dann schreien die Schüler, alle halten die Ohren zu, auch die letzte Reihe mit Maier, Bürgermeisterin Gerda Stuchlik, Thomas Steiner vom Regierungspräsidium und Sandra Boser, die bildungspolitische Sprecherin der Landtagsgrünen schaut sich gute Beispiele im Land an.
Das FG ist eines von 14 Gymnasien, die zwei Jahre mit Siebtklässlern testen, ob und wie Tabletcomputer das Lernen fördern. Die App zeigt 86 Dezibel, da stimmt was nicht.
Technisch hat eigentlich nichts funktioniert, als das FG vor zwei Jahren anfing, sagt Patrick Bronner. Er unterrichtet Physik an der über 100 Jahre alten Schule, ließ seinen Leistungskurs 2015 was Neues ausprobieren und einen verbotenen Gegenstand benutzen, den sie eh alle in der Tasche haben: Die Schüler zeigten, wie man Smartphones im Unterricht nutzen kann – auch Lehrern. Sie präsentierten an der Pädagogischen Hochschule 60 Experimente, fix und fertig für den Unterricht: die Flugbahn eines Schokokusses berechnen, die Beschleunigung des Motorrads messen und andere Aufgaben.
Das war der erste Schritt des Medienkonzeptes, das Bronner und Kollegen entwickelten, und wofür sie den Deutschen Lehrerpreis bekamen, weil es innovativ ist und langsam vorangeht. Der zweite Schritt ist der Schulversuch mit eigenen Geräten im normalen Unterricht, der dritte die Ausstattung der Räume und der vierte in Arbeit: Lehrertablets.
Das Land zahlt 54 000, die Stadt wird gut das Doppelte drauflegen für 170 Geräte. Denn die Modellschüler sollen 2018 auch Tablets bekommen. Das Rathaus will, dass die Anschaffung komplett übernommen wird. "Die Schüler sollen nicht durch Technik abgehängt werden, sondern unterstützt", sagt Maier. Er findet es gut, dass die Stadt mit dem Schulversuch Erfahrung sammeln kann. Es gibt auch einen an beruflichen Schulen.
Bronner nutzt sein privates Tablet. Scheuring schnappt sich sein Smartphone, schüttelt es und schon hat die App "Team-Shake" Zweierteams für die Gruppenarbeit gebildet, ohne lange Debatten. Außer den Namen sind auch Noten hinterlegt, so dass auch gute und schlechte Schüler zusammengewürfelt werden.
Die Schüler messen mit der App Geräusche. Damian Kils pfeift ins Handy. Katharina Kluthe notiert den Verlauf. "Es macht mehr Spaß", meint Domenico Palmisano nebendran. Die Drei zeigen, wie sie mit dem Handy Lateinvokabeln über eine Website eines Schulkameraden lernen.
Die Geräte, meint Bronner, bleiben nur ein Mittel: Ob der Unterricht gut ist, liegt immer noch am Lehrer.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ