Ende der Waffenruhe
Dutzende Tote bei Israels Offensive - Hamas feuert Raketen
Israel greift wieder massiv Ziele im Gazastreifen an, der nach eineinhalb Jahren Krieg bereits weitgehend zerstört ist. Auch die Hamas feuert wieder Raketen auf Israel ab.
dpa
Do, 20. Mär 2025, 16:56 Uhr
Politik Ausland
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Tel Aviv/Gaza (dpa) - Nachdem Israels Militär seine Offensive im Gazastreifen ausgeweitet hat, feuert die islamistische Hamas erneut Raketen auf Israel ab. Nach Angaben der israelischen Armee wurde eines von drei Geschossen, die aus dem Süden des Gazastreifens abgefeuert worden waren, abgefangen. Die beiden anderen seien auf offenem Gelände niedergegangen. In mehreren Gebieten im Zentrum Israels gingen zuvor Warnsirenen los, auch im Osten der Küstenmetropole Tel Aviv.
Als Folge der israelischen Angriffe im Gazastreifen wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde 85 Tote in Krankenhäuser gebracht. Bei den Angriffen seit dem frühen Morgen seien mehr als 130 weitere Menschen verletzt worden.
Angst und Flucht bestimmen das Leben der Menschen in Gaza
Nach zwei Monaten Feuerpause leben die Menschen im Gazastreifen derzeit wieder in Angst davor, getötet zu werden oder Angehörige zu verlieren. Viele Palästinenser müssen zudem erneut aus ihren Heimatorten fliehen. Die israelische Armee hat Fluchtaufforderungen für bestimmte Gebiete veröffentlicht, zuletzt für eine Gegend im Osten der Stadt Chan Junis.
Im Gazastreifen sind zudem die Preise etwa für Lebensmittel wie Mehl und Öl einem Medienbericht zufolge stark gestiegen, seitdem Israel dort wieder Ziele angreift. Ein Kilogramm Zucker koste derzeit umgerechnet knapp neun Euro, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf Anwohner.
Raketenalarm im Zentrum Israels
Der militärische Arm der Terrororganisation Hamas, die Kassam-Brigaden, reklamierte den Raketenangriff auf Israel für sich. Nach Medienberichten schlugen in der Stadt Rischon Lezion südlich von Tel Aviv Raketensplitter ein.
In der Nacht hatte es bereits einen Raketenangriff der Huthi-Miliz im Jemen gegeben. In der Nacht heulten deshalb erstmals seit mehr als zwei Monaten im Großraum Tel Aviv und in Jerusalem wieder die Warnsirenen. Die israelische Armee teilte mit, eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete sei abgefangen worden, bevor sie in israelisches Gebiet eingedrungen sei.
Die Huthi-Miliz begründet ihre Raketenangriffe damit, dass sie Israel zwingen wolle, die Blockade des Gazastreifens aufzugeben. Israel fordert von der Hamas, die restlichen entführten Geiseln freizulassen.
Hamas-Behörde: Mehr als 500 Tote in Gaza
Israels Armee teilte mit, sie habe im Gazastreifen wichtige Islamisten getötet, darunter den Leiter einer Einheit der Hamas, die unter anderem für deren Vermögenswerte im Gazastreifen und im Ausland sowie für die Unterdrückung des Widerstands gegen die Hamas zuständig sein soll.
Seit der Nacht zu Dienstag attackiert Israels Armee wieder mit massiven Luftangriffen Ziele der islamistischen Hamas und der mit ihr verbündeten Islamisten vom Palästinensischen Islamischen Dschihad. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang mehr als 500 Menschen getötet. Mit Israels Luftangriffen endete de facto eine seit dem 19. Januar geltende Waffenruhe.
Gegenseitige Schuldzuweisungen für Ende der Waffenruhe
Beide Seiten weisen sich gegenseitig die Schuld dafür zu: Israel wirft der Hamas vor, Vermittlungsvorschläge für eine Verlängerung der Waffenruhe und Freilassung der Geiseln wiederholt verweigert zu haben. Die Palästinenserorganisation wiederum beschuldigt Israels Regierung, die Waffenruhe einseitig aufgekündigt zu haben.
Israels schränkt Bewegung der Gaza-Bewohner ein
Israel will auch mit einer erneuten Bodenoffensive im Gazastreifen den Druck auf die islamistische Hamas erhöhen. Während ihrer jüngsten "gezielten Bodenangriffe" hat die israelische Armee nach eigenen Angaben auch ihre Kontrolle im sogenannten Netzarim-Korridor ausgeweitet, der den Küstenstreifen in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt.
Die Hamas sprach von einem "schweren Verstoß gegen das Waffenruhe-Abkommen". Im Februar hatte Israels Armee sich als Teil der Vereinbarung aus dem Korridor zurückgezogen - mit Ausnahme eines ein Kilometer breiten Gebiets unmittelbar an der Grenze zu Israel.
Inzwischen können Menschen nur noch eine Küstenstraße nutzen, wenn sie vom Norden in den Süden oder vom Süden in den Norden kommen wollen. Eine wichtige weitere Straße dürfen sie laut Armee derzeit nicht mehr passieren.
Vermittlungsbemühungen in Kairo
Die USA, Katar und Ägypten hatten eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ausgehandelt, die seit Januar und zunächst für sechs Wochen galt. Bisher konnten sich die beiden Seiten nicht auf die Bedingungen für eine Verlängerung einigen. Israel hatte mit einer Wiederaufnahme des Krieges gedroht, sollte die Hamas keine weiteren Geiseln freilassen.
Am Mittwoch sei eine israelische Delegation zu Verhandlungsgesprächen in Ägyptens Hauptstadt Kairo gewesen, hieß es gut informierten Kreisen am Flughafen. Unklar war zunächst, ob derzeit auch ein Team der Hamas vor Ort ist.
© dpa-infocom, dpa:250320-930-409133/4