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"Geschichte vom Soldaten" zieht Publikum in den Bann

Mit der "Geschichte vom Soldaten" von Strawinsky begann die neue Kammermusik-Saison in Bad Säckingen. Das Trio Schmuck und der Schaupieler Gerald Friese führten das Stück auf.  

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Das Trio Schmuck und der Schauspieler ...Soldaten“ das Publikum  in Bann.  | Foto: Roswitha Frey
Das Trio Schmuck und der Schauspieler Gerald Friese zogen mit ihrer halbszenischen Aufführung der „Geschichte vom Soldaten“ das Publikum in Bann. Foto: Roswitha Frey
Spannende Geschichten zu erzählen, hat sich die neue Saison der Kammermusik-Abende vorgenommen. Und das gelang gleich zum Auftakt am Sonntag im gut besuchten Kursaal – mit der Aufführung von Igor Strawinskys "Geschichte vom Soldaten".

Der Konzertsaal wurde zur Musik-Theaterbühne, als der Schauspieler Gerald Friese und das Trio Schmuck diese Fassung für drei Instrumentalisten und Erzähler aufführten. Basierend auf einem russischen Volksmärchen wird beschrieben, wie ein Soldat auf dem Heimweg seine Geige an eine diabolische Figur verkauft – im Tausch gegen ein Buch, das ihm unermesslichen Reichtum verspricht. Wie Gerald Friese vorab erläuterte, hat er den Text von Charles-Ferdinand Ramuz neu übersetzt, behutsam bearbeitet, leicht modernisiert und damit Strawinskys Stück von 1918 aus dem Kontext des Ersten Weltkriegs herausgelöst; und näher an die heutige Zeit herangerückt.

Mit wenigen Requisiten schlüpft Friese in alle Figuren des Stücks. Mit Mantel, Hut und Stiefeln gibt er den Soldaten, der sich auf den Weg in sein Heimatdorf macht – nur mit einer kleinen, zerkratzten Geige, die ihm alles bedeutet. Wie einen dämonischen Mephisto spielt Friese mimisch höchst expressiv den Teufel, der den Heimkehrenden unterwegs in Versuchung führt mit dem Buch, das alles weiß. Der Soldat lässt sich verführen, hat bald alles, was er will: Macht und ein Vermögen, spekuliert am Telefon mit Aktien. Und doch fühlt er sich einsam und innerlich wie abgestorben. Wieder mittellos, begibt er sich erneut auf Wanderschaft, fordert den Teufel beim Kartenspiel heraus, gelangt zu einem Königshof und bringt die kranke Prinzessin mit Geigenspiel zum Tanzen. Und die beiden werden ein Paar. Doch als er eine verbotene Grenze überschreitet, bleibt sie zurück. Und der Teufel triumphiert.

Höchst agil, mit expressionistischer Mimik und Gestik und stetig veränderten Stimmen, wechselt Friese fließend zwischen den verschiedenen Rollen. Er ist mal verzweifelter Soldat, mal aalglatter teuflischer Verführer, mal alte Frau, die die Geige im Rucksack hervorbringt. Seine Darstellung dieses Dramas um eine verlorene Seele packt, fesselt und berührt unmittelbar. Sie wirkt zeitlos als politisch-gesellschaftliches Lehrstück und Parabel mit einer Moral, die heute noch aktuell wirkt.

Die halbszenische Einrichtung mit sparsamen Mitteln wie Tisch, Korbsessel, Kleiderständer bringt tatsächlich etwas von der Atmosphäre einer Wanderbühne herüber, für die Strawinsky, damals in Kriegszeiten im Exil, seinen "Soldaten" konzipiert hat. Auch hat Friese etwas Brecht’sche Verfremdung eingebracht, was die Inszenierung noch suggestiver machte.

Die Klarinettistin Sayaka Schmuck, die Geigerin Lisa Maria Schumann und der Pianist Benyamin Nuss bilden das Trio Schmuck. Sie setzen Strawinskys neoklassizistische Musik mit rhythmischem Schmiss, geschärftem Klang und viel Verve um. Gerade in dieser reduzierten Version für nur drei Instrumente klingen die komplexen Rhythmen – mal Tango, mal Marsch, mal Walzer, mal Ragtime, Choral oder Pastorale – sehr klar, pointiert und prägnant. Szenisch und klanglich spitzt sich die Geschichte zum Schluss immer mehr zu, wenn der Soldat erneut in den Bann des Teufels gerät und dieser seinen höhnisch-schrägen, schrillen Triumphmarsch anstimmt.

Vor dem eindrücklichen Hauptwerk des Abends erklangen zur Einstimmung Stücke von George Gershwin, in denen Jazziges auftaucht. Geschmeidig und betörend im Klarinettenton spielte Sayaka Schmuck zusammen mit ihrem Klavierpartner Benyamin Nuss drei Preludes von Gershwin; rhythmisch akzentuiert, voller Esprit und Charme. Auch die Geigerin Lisa Maria Schumann zeigte mit intensivem, sehnsuchtsvoll-melancholischem Spiel in einem Lied aus "Porgy and Bess" viel Gespür für Gershwin. Weil Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" kein gutes Ende findet, schickte das Trio Schmuck das Publikum mit einem Tango von Astor Piazzolla als versöhnlicher Zugabe nach Hause.

Ressort: Bad Säckingen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 05. November 2024: PDF-Version herunterladen

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