Naturschutz
Geplante Sauerei auf Gemarkung Wutach statt englischer Rasen
Bei einer Pflegaktion ist die knapp 260 Meter lange Hecke des Arbeitskreises Umwelt und Natur Wutach auf Vordermann gebracht worden. Förster Tristan Dellers erklärt, warum gezielte Wildnis einen hohen biologischen Wert haben kann.
Di, 1. Apr 2025, 9:00 Uhr
Wutach
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Mit Sparten und Sprühdosen laufen Thoma und Färber die vier Meter breite und knapp 260 Meter lange Hecke ab. Sie markieren Büsche und Sträucher, die zwischen dem wuchernden Unkraut schwer zu erkennen sind und kontrollieren die Verbisshüllen. Mit dem Freischneider entfernt Dellers das ungewollte Gestrüpp – sodass das Gepflanzte Licht und Platz bekommt, um sich auszubreiten.
"Auf den ersten Blick sieht die Hecke wie eine große Sauerei oder Wildnis aus – aber schaut man genauer hin, erkennt man verschiedenste Gewächse von biologischem Wert", erklärt Dellers. Der Gedanke hinter einer Heckenpflanzung sei gewesen, eine Grünbrücke zwischen den beiden Äckern zu schaffen, die als Lebensraum für verschiedenste Tierarten dienen soll. Diese Idee ist aufgegangen. "Hier ist mittlerweile die Hölle los. Vögel, Mäuse, Bodenleger und viele weitere nutzen die Hecke." Sie dient als Rückzugsort, Nistplatz, Verbindungsstreifen zu Waldinseln und als Ort der Kommunikation zwischen den verschiedenen Tieren. "Die Hecke hat sich super entwickelt", sagt Alexander Färber. Ihm gehört die Fläche am Hohbiel, und bei der Pflegeaktion scheut er keine Mühen. Tristan Dellers sagt: "In meinen Augen braucht unsere Gesellschaft viel mehr geplante Sauerei und keinen Englischen Rasen." In zirka zwei Jahren soll die Hecke so weit verdichtet sein, dass es größere Pflegeaktionen wie diese nicht mehr brauchen wird, meint Dellers.
Der Arbeitskreis Umwelt und Natur wurde 2022 initiiert, berichtet Tristan Dellers. Der ehemalige Wutacher Gemeindeförster ist stellvertretender Sprecher des Arbeitskreises und teilt sich mit Günter Nosbüsch und Corina Thoma die Spitze. "Unser Ziel ist es, die Gemeinde aktiv zu gestalten, vor Ort etwas zu bewegen – immer mit Blick auf die Natur und Umwelt." Besonders am Arbeitskreis ist, dass es sich um keinen Verein handelt. "Wir sind ein loser Haufen Enthusiasten." Genau das habe Flair, meint Dellers, denn Unverbindlichkeit sei für die Bürgerinnen und Bürger attraktiv. Es werden immer genügend Freiwillige gefunden, die bei Arbeitseinsätzen engagiert mitanpacken. Noch im Gründungsjahr des Arbeitskreises wurde die Hecke an der Flurgemarkung Hohbiel gepflanzt. "Dort findet intensiver Ackerbau statt", berichtet Dellers. Die Fläche, die die Hecke einnimmt, ist für den Landwirt nicht mehr bewirtschaftbar. "Doch der Vorteil für den Ackerbau ist auf lange Sicht um einiges größer als das bisschen Ernte, die verloren geht." Dass eine Windschutzpflanzung wichtig für die Landwirtschaft ist, habe sich bereits in Norddeutschland gezeigt, sagt Dellers. "Durch den Windschutz steigt der Getreideertrag und der Sandstrahleffekt nimmt ab."