Genmanipulierte und geklonte Affen
Chinesische Wissenschaftler erschaffen Makaken mit psychischen Leiden / Sie sollen bei der Entwicklung von Humantherapien helfen.
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SCHANGHAI (AFP/dpa). Gerade erst gab es einen Skandal um genveränderte Babys in China. Jetzt verkündeten chinesische Wissenschaftler, sie hätten genveränderte Klonaffen geschaffen.
Die genetisch identischen Affen leiden den Angaben zufolge unter einer Störung ihres "circadianen" Rhythmus: Ihre innere Uhr folgt nicht dem normalen Schlafrhythmus. Diese Störung kann psychische Probleme nach sich ziehen. Die fünf geklonten Makaken leiden den Wissenschaftlern zufolge etwa unter Depressionen, Angstzuständen und mit Schizophrenie in Zusammenhang gebrachten Verhaltensweisen.
Die Studienautoren erklärten, ihr Verfahren könne bei der Erforschung psychischer Beschwerden beim Menschen helfen, weil gezielt Versuchstiere mit bestimmten Defekten geschaffen werden könnten. Institutsleiter Poo Muning sagte staatlichen Medien, sein Forschungsteam werde weitere Affen mit verschiedenen Hirndefekten klonen, so dass mithilfe von Experimenten an ihnen neue Behandlungsmethoden für psychische Beschwerden beim Menschen entwickelt werden könnten. Das gezielte Herstellen von Affen mit bestimmten Leiden könne auch die Gesamtzahl der Affen verringern, die für derartige Versuche gebraucht werden.
Dasselbe Institut hatte vor rund einem Jahr verkündet, dass es seinen Forschern gelungen sei, erstmals Affen zu klonen. Es sei dieselbe Methode zur Anwendung gekommen, mit der 1996 auch das Klonschaf Dolly erzeugt worden war. Dabei wird aus der Eizelle eines weiblichen Tiers der Zellkern mit dem Erbgut entnommen und durch Erbgut eines Spendertiers ersetzt. Der entstehende Klon ist mit dem Spendertier genetisch identisch. Das Klonen von Affen hatte sich aber als deutlich schwieriger erwiesen.
Klonen und absichtliche Erbgut-Manipulationen sind ethisch umstritten. Im November hatte der chinesische Gen-Forscher He Jiankui mit der mutmaßlichen Schaffung gentechnisch veränderter Babys weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Auch das Klonen von Affen ist umstritten, weil die Primaten dem Menschen ähnlich sind und die Sorge um eine Anwendung der Methode bei Menschen wächst.
Eckhard Wolf vom Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München sagte am Donnerstag, wenn ethisch und wissenschaftlich belegt sei, dass so ein Experiment notwendig ist, halte er es nicht für verwerflich. Man müsse sich aber die Frage stellen: "Was ist der Nutzen für den Menschen gegenüber dem Leid, den man dem Tier zufügt?" Das sei jedes Mal eine Einzelfallentscheidung.
"Vorher gab es schon genmanipulierte Affen und geklonte Affen. Das hat man nun erstmals kombiniert", sagte Rüdiger Behr vom Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen. Die Vorteile sieht Behr darin, bessere Heilmethoden für Krankheiten zu finden. Das Erbmaterial von Individuen einer Art unterscheide sich in Details erheblich. Das mache es schwer, Medikamente zu entwickeln, die bei jedem wirken. "Bei einer identischen Kopie fällt diese Variabilität weg, man erhält eine klarere Aussage", so der Stammzellenbiologe. Hierzulande hält er aber solche Experimente nicht für machbar. "Wir haben keine Ambitionen zu klonen. Das ist eine Sache, die man in Deutschland auch nicht vermitteln könnte."