Gemeinsam gegen das Patriarchat
Frauenpower, Selbstliebe und Sexualität: Janelle Monáes Album "Dirty Computer".
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Oft kriegt sie Komplimente dafür, dass sie nicht zu den Musikerinnen gehört, die ständig nackte Haut zeigen. "Das halte ich besonders in Bezug auf die Frauenrechte für eher kontraproduktiv", erwidert sie. "Ich will mich nämlich nicht über andere erheben. Natürlich kann jede Frau selbst entscheiden, ob sie ihren Körper zur Schau stellen möchte oder nicht." Solche Sätze sagt Janelle Monáe mit sehr viel Ernsthaftigkeit. Niemals käme sie auf die Idee, einen Zickenkrieg zu entfachen. Stattdessen wird bei ihr das Wir-Gefühl großgeschrieben: "Frauen sollten nicht miteinander konkurrieren, sondern kollaborieren. Nur gemeinsam können sie dem Patriarchat die Stirn bieten."
Ihr neues Album "Dirty Computer" ist ein Plädoyer für diese Philosophie. In ihrem "Pynk"-Video trägt Janelle Monáe eine Hose in grellem Pink, die die Form einer Vagina hat. "Dieser Clip zelebriert Frauenpower, Selbstliebe und Sexualität", erklärt sie. "Er zeugt davon, wie glücklich ich bin, eine Frau zu sein." Musikalisch verpackt sie ihren emanzipatorischen Feldzug in verspielten R’n’B, der mal von Sixties-Jazz, mal von Funk-Elementen durchzogen ist. Zur Unterstützung hat sich Janelle Monáe für diesen Song die kanadische Sängerin Grimes ins Boot geholt. Weitere Gastmusiker auf ihrer Platte sind Brian Wilson, Pharrell Williams und Zoë Kravitz. Mit ihr singt sie die leichtfüßige tänzelnde Club-Hymne "Screwed", die in erster Linie Sex zu feiern scheint. "Sicherlich hat das Lied eine sexuelle Konnotation", räumt Janelle Monáe ein. "Für mich geht es aber tiefer. Nach dem Motto: Wir Frauen lassen uns nicht kleinhalten oder kontrollieren."
In dieselbe Kerbe schlägt sie inhaltlich mit "Django Jane", bloß rappt sie diesmal. Dieses Stück ist waschechter HipHop. Für Janelle Monáe steht es in der Tradition der schwedischen Feministin Monica Sjöö, die mit ihrem Buch "Wiederkehr der Göttin: Die Religion der großen kosmischen Mutter" viele Anhängerinnen fand:"Ich sehe mich als Teil der Göttinnen-Bewegung." Dieser Tatsache sind wohl Zeilen wie "Die Magie des schwarzen Mädchens, die könnt ihr alle nicht ertragen, ihr könnt sie alle nicht verbannen" geschuldet. Sie reflektieren Janelle Monáes persönliche Erfahrungen, "Django Jane" ist augenscheinlich stark autobiografisch geprägt. Völlig ungeniert gewährt die Musikerin Einblick in ihr Familienleben. Ihre Mutter hat in Hotels geputzt, ihr Vater war Lkw-Fahrer, sie selbst arbeitete im Einzelhandel. "Einem Mädchen wie mir", grübelt sie, "war es eigentlich nicht vorherbestimmt, jemals aus Kansas City herauszukommen."
Und doch verließ sie ihre Heimatstadt, um an der American Musical and Dramatic Academy in New York Schauspiel zu studieren. Obwohl sie 2016 eine Hauptrolle in dem Film "Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen" übernahm, wurde sie hauptberuflich nicht Schauspielerin, sondern Musikerin. Mit Prince fand sie rasch einen namhaften Mentor. Er wirkte auf ihrer CD "The Electric Lady" als Gastmusiker mit, auch auf ihrer neuen Platte hinterließ er deutliche Spuren. Die energiegeladene Funk-Nummer "Make Me Feel" huldigt ihm. "Der Tod von Princ", sagt Janelle Monáe, "hat mich hart getroffen. Ich vermisse ihn so sehr." Von ihm hat sie gelernt, haltungsstark zu sein: "Keiner muss sich zu dem versklaven lassen, was andere in ihn hineinprojizieren. Man kann sich immer neu ausprobieren."
Darum fühlt sich Janelle Monáe weder Trends noch Konventionen verpflichtet, sondern ausschließlich ihren eigenen Ideen. Mal gibt sie in dem unbestreitbar groovigen "I Got the Juice" mit kraftvollen Rap-Einlagen die selbstbewusste Powerfrau, mal bekennt sie sich in der Ballade "So Afraid" zu ihren Ängsten. Die bekämpft sie seit Jahren mit Hilfe eines Psychoanalytikers: "Es tut mir gut, in der Therapie meinen Seelenballast abzuladen. Die klaren Ansagen meines Therapeuten sind für mich ein Befreiungsschlag."
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