Studie
Gelbe Taxis bauen weniger Unfälle
Studie aus Singapur stellt einen Zusammenhang zwischen der Farbe eines Autos und der Sicherheit her / Deutsche Forscher sind skeptisch.
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SINGAPUR (dpa). Gelbe Taxis sind seltener in Unfälle verwickelt als blaue. Die helle Farbe falle besser auf, so dass die Taxis im Verkehr besser wahrgenommen werden, schreiben Forscher der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften nach einer Untersuchung in Singapur. Berücksichtige man die Farbe bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, ließen sich viele Leben retten und viel Geld sparen. Deutsche Unfallforscher sind aber skeptisch, was einen Zusammenhang zwischen Autofarbe und Unfallhäufigkeit angeht.
Das Ergebnis: Obwohl sie genauso häufig eingesetzt wurden, die gleiche Strecke zurücklegten und mit der gleichen Geschwindigkeit unterwegs waren wie die blauen, gab es mit den gelben Taxis weniger Unfälle. Pro Monat waren es bezogen auf tausend Taxis gut sechs Unfälle weniger. Der Unterschied sei statistisch bedeutsam und entspreche einer Minderung der Unfallwahrscheinlichkeit von neun Prozent, berichten die Forscher.
Sie schließen aus, dass der beobachtete Zusammenhang zustande kommt, weil etwa sicherere Fahrer die Farbe gelb bevorzugen. Die Fahrer wurden den Taxis nämlich zufällig zugeteilt. Auch hinsichtlich anderer Faktoren wie Alter, Bildung oder Arbeitszeit fanden die Wissenschaftler keinen Unterschied zwischen Fahrern gelber und blauer Taxis. Sie folgern: Die bessere Sichtbarkeit der gelben Taxis habe zur Folge, dass andere Verkehrsteilnehmer die Wagen besser wahrnehmen und Unfälle einfacher vermeiden können. Tatsächlich waren gelbe Taxis bei einfachen Auffahrunfällen seltener in der vorderen Position als blaue.
Gelb sei seit 1907 eine beliebte Taxifarbe, schreiben die Forscher in ihrem Artikel. Damals habe eine Erhebung in Chicago ergeben, dass gelb die auffälligste Farbe sei. Die meisten anderen Wagen waren zu der Zeit schwarz – potenzielle Taxikunden sollten ein Taxi schnell erkennen können. Würden heute alle andersfarbigen Taxis gelb umlackiert, würde das die Zahl der Unfälle erheblich reduzieren.
Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), glaubt nicht, dass es einen belastbaren Zusammenhang zwischen Autofarbe und Unfallhäufigkeit gibt. Moderne Fahrzeuge seien mit gut sichtbaren LED-Scheinwerfern ausgestattet, die sich oft um die Seiten der Wagen herumzögen. Die Farbe des Lackes spiele für die Sichtbarkeit eine allenfalls untergeordnete Rolle. "Ein Auto, das sich im Dunklen mit 50 Stundenkilometern nähert, sollte man schon an seinen Lichtern erkennen können – und nicht an der Farbe." In Deutschland würden Angaben zur Farbe von Unfallautos nicht erfasst, Statistiken dazu gebe es nicht.
Auch beim TÜV Nord kennt man keine derartigen Untersuchungen. Wissenschaftliche Studien zu dem Thema kommen indes zu unterschiedlichen Schlüssen. Während spanische Wissenschaftler ebenfalls weiße – also helle – Autos als sicherer identifizierten, fanden neuseeländische Forscher, dass silberne Autos erheblich seltener in schwere Unfälle verwickelt waren als weiße. Eine Fahrt in einem braunen Wagen war dieser Studie zufolge am gefährlichsten.
Walter Niewöhner, Unfallforscher bei der Dekra, hält die pauschale Festlegung einer "sicheren Autofarbe" für gewagt. Ihm seien Einzelfälle bekannt, bei denen schwache Kontraste – etwa ein grünes Auto vor einer grünen Wiese – die Wahrnehmung eines Fahrzeugs beeinträchtigt und dies zu einem Unfall geführt habe. Der Mensch selber sei aber wohl entscheidender für das Unfallrisiko als die Lackfarbe. Als Unfallursache nehme Ablenkung im Auto, etwa durch das Smartphone, seit einiger Zeit zu.
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