1600 Fälle im Jahr
Freiburgs Händler fordern härteres Vorgehen gegen Ladendiebstahl
Die Debatte um den richtigen Umgang mit Ladendiebstahl geht in Freiburg weiter. Seitens der Polizei sieht man den Handel in der Pflicht. Beim Ordnungsamt beklagt man ein schwindendes Unrechtsbewusstsein.
Do, 24. Mai 2018, 10:57 Uhr
Freiburg
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"Wir stellen fest, dass Ladendiebstahl in allen Teilen der Gesellschaft vorkommt, bei armen Leuten, wohlhabenden Leuten, auch bei Ärzten und Rechtsanwälten, bei Inländern und Ausländern", so Entov weiter. Und natürlich gebe es auch immer wieder bandenmäßige Aktionen. Freiburg sei da aber im Großen und Ganzen nicht anders als die anderen Breuninger-Standorte, an denen er schon tätig war. "Vielleicht abgesehen davon, dass die Nähe zur Grenze Freiburg für organisierte Diebe besonders attraktiv macht", erklärt der Kaufhausmanager.
Der Bericht aus Entovs Arbeitsalltag zum Thema Ladendiebstahl sorgt durchaus für ein gewisses Erstaunen bei den rund 50 Teilnehmern der MIT-Podiumsdiskussion, zu der die MIT-Kreisverbände Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald ins Autohaus Gehlert geladen haben. Vorwiegend Unternehmerinnen und Unternehmer sitzen im Publikum. Auch Entovs Ausführungen zu den Gegenmaßnahmen werden aufmerksam verfolgt.
"Wir haben an allen Eingängen Personal stehen, Concierges nennen wie die – das schreckt potenzielle Diebe schon mal ab. Außerdem setzen wir flächendeckend auf hochauflösende Kameraüberwachung und weisen auch deutlich darauf hin", sagt Entov. Darüber hinaus sichere man hochwertige Ware elektronisch. "Wir versuchen, da immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein", so der Kaufhauschef, "aber für alle Systeme gibt es schon wieder Tricks, wie man sie aushebeln kann."
Für Philipp Frese vom Handelsverband, selbst Einzelhändler, ist – auch angesichts der Tatsache, dass bei Breuninger selbst bei derartigen Sicherheitsvorkehrungen noch geklaut wird – klar: Die Dunkelziffer bei Ladendiebstahl ist sehr hoch. In Freiburg wurden im vergangenen Jahr 1600 Ladendiebstähle angezeigt, wie Polizeidirektor Berthold Fingerlin erklärt – bei zuletzt rückläufiger Tendenz. Tatsächlich äußerten Experten des Kölner Handelsforschungsinstitut EHI im vergangenen Jahr, dass ihrer Einschätzung nach nur zwei Prozent der Fälle erkannt und angezeigt werden.
Bundesweit lag der Gesamtschaden laut Frese vergangenes Jahr bei rund vier Milliarden Euro, was etwa einem Prozent des Branchenumsatzes entspricht. Diese Kosten gehen letztlich über die Preiskalkulation zu Lasten ehrlicher Kunden.
Martin Schulz, stellvertretender Leiter des Freiburger Ordnungsamts, wiederum bemängelt einen allgemeinen Mangel an Unrechtsbewusstsein bei Rechtsverstößen: "Wir haben zwar als Behörde mit Ladendiebstahl direkt nichts zu tun. Aber was sich unsere Leute anhören müssen, wenn sie zum Beispiel Falschparker ahnden, etwa Vorwürfe und massive Beschimpfungen, zeigt mir, dass es allzu oft an Respekt vor dem Gesetz mangelt." Dies könne zur Problematik der Ladendiebstähle mit beitragen.
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