"Gebete für die Ukraine sind wichtig"
ZISCH-INTERVIEW mit Michael Schmid, der bereits mehrfach in der Ukraine war, um Geflüchtete nach Deutschland zu bringen.
Noel Lindhorst, Klasse 4b der Johann-Peter-Hebel Schule (Gundelfingen)
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Tausende Menschen sind auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine. Und tauende Helferinnen und Helfer versuchen, den Geflüchteten zu helfen, so wie Michael Schmid aus Gundelfingen. Der 22-Jährige ist bereits mehrfach in die Ukraine gefahren, um Hilfspakete abzugeben und zu helfen. Im Interview mit Zisch-Reporter Noel Lindhorst aus der Klasse 4b der Johann-Peter-Hebel-Schule in Gundelfingen erzählt er von seinen Erlebnissen.
Schmid: Weil ich gesehen habe, dass die Menschen dort Hilfe brauchen, und ich mir überlegt habe, wie ich helfen kann. Und weil ich schon erwachsen bin, habe ich gedacht, kann ich ja dort hinfahren und einfach ganz praktisch mit anpacken.
Zisch: Wie weit ist die Ukraine von uns weg?
Schmid: Also, wenn man ganz an der Grenze von Deutschland steht und eine grade Linie zieht, dann sind es 750 Kilometer. Das klingt viel. Aber das ist ungefähr so weit wie vom Süden Deutschlands bis nach Hamburg. Also gar nicht mal so weit, wenn man überlegt.
Zisch: Wie lange fährt man dort hin?
Schmid: Mit dem Auto fährst du ohne Pause 14 Stunden. Aber mit Pause, weil man beispielsweise mal tanken muss, sind es 16 bis 17 Stunden. Mit Stau sind es mehr als 20 Stunden.
Zisch: Willst du noch irgendetwas anderes für die Ukraine tun?
Schmid: Ich glaube, dass Gebete für die Ukraine besonders wichtig sind, weil das eine Art der Unterstützung ist, die jeder von zu Hause machen kann. Ganz egal, ob aus seinem Kinderzimmer oder als Erwachsener.
Zisch: Gab es einen Moment, in dem du dachtest, es könnte jetzt riskant werden?
Schmid: Ja, einen Moment gab es. Da bin ich in der Ukraine über die Autobahn gefahren und über mir ist ein Kampfflugzeug geflogen. Da hatte ich kurz Angst.
Zisch: Was hast du noch so erlebt?
Schmid: Das ist eine gute und schwierige Frage. Allgemein muss ich sagen, habe ich ein Land im Kriegszustand erlebt und die Menschen dort verhalten sich dementsprechend. Aber trotzdem sind sie voller Hoffnung und schauen voller Hoffnung erwartungsvoll in die Zukunft. Sie geben nicht auf.
Zisch: War deine erste Fahrt in die Ukraine erfolgreich?
Schmid: Erfolgreich ist das falsche Wort. Für den einzelnen Menschen hat es einen großen Unterschied gemacht, dass ich dort war und geholfen habe.
Zisch: Hast du dort auch etwas Schönes erlebt bei all dem Traurigen?
Schmid: Ja, ein schöner Moment für mich war das gemeinsame Abendessen mit der Familie, bei der ich übernachtet habe. Als wir das Brot gegessen haben, konnte ich die Dankbarkeit der Familie sehen für das Essen und das gemeinsame Beisammensein. Das war sehr schön. Auch die Gemeinschaft und die Gespräche und durchaus auch der Spaß. Wir haben auch zusammen gelacht. Das war sehr bewegend und schön.
Zisch: Wie viele Menschen sind aus dem Land geflohen?
Schmid: Ich glaube, mehr als zwei Millionen sind bisher auf der Flucht, allerdings sind viele davon auch noch innerhalb der Ukraine auf der Flucht. Aber das ist schwer zu schätzen.
Zisch: Wo hast du übernachtet?
Schmid: Tatsächlich oft im Auto. Aber in der Ukraine in Lemberg (Lviv) hat mich eine sehr gastfreundliche Familie aus der Kirche aufgenommen. Der Pastor und seine Familie. Bei denen hatte ich auch ein eigenes Zimmer mit einem eigenen Bett.
Zisch: Wie haben die Ukrainer auf die Hilfe reagiert?
Schmid: Alle sind sehr dankbar. Das merkt man daran, dass die Polizisten und die Soldaten an den Checkpoints die Personen durchwinken und sagen: Vielen Dank, wir wünschen dir alles Gute, gute Weiterfahrt. Auch die Menschen, die die Hilfe bekommen, sind dankbar.
Zisch: Wirst du wieder in die Ukraine fahren?
Schmid: Ja, wir planen das auf jeden Fall und wahrscheinlich schon bald. Weil sich an der Situation für die Menschen nichts verändert hat. Wir werden immer wieder hinfahren, so lange sie Hilfe brauchen.