Gamer zocken im Fußballstadion
Bei der größten E-Sports-Veranstaltung Deutschlands feuerten am Wochenende 20 000 Fans die Stars der Szene in Frankfurt an.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Normalerweise spielt Eintracht Frankfurt in der Commerzbank-Arena Fußball. Am vergangenen Wochenende kämpften stattdessen bei der ESL One acht Profi-Teams um 200.000 US-Dollar Preisgeld. Vor 20 000 Fans zockten die E-Sportler das Computerspiel Dota 2.
Bei der ESL One in Frankfurt am Main schauen tausende Fans den Profi-Gamern beim Computerspielen zu. Wo eigentlich Eintracht Frankfurt Fußball spielt, wird heute professionell Dota 2 gezockt. Die acht teilnehmenden Profi-Teams aus China, Europa und den USA bestehen aus je fünf Spielern, die jeweils eine der rund 100 Heldenfiguren des Spiels im Kampf gegen ein anderes Team steuern. Das Ziel: die Gegner mit Zaubersprüchen und Kampftechniken zu töten und die gegnerische Basis zu zerstören.
Die professionellen Computerspieler sind Stars. Fans sind an diesem Wochenende auf der Jagd nach Selfies mit ihren Lieblingsspielern; die Teams werden on Deo-Herstellern und Energy-Drink-Firmen gesponsert.
Das Publikum ist so international wie die Teams; die Besucher sind aus Japan, der Ukraine oder Südamerika nach Frankfurt gekommen, alle teilen eine Leidenschaft: Dota 2. Kyle und Peter sind zum Beispiel aus Kalifornien angereist. "Wir sind aus Santa Monica hier, um unser Lieblingsteam Evil Geniuses zu unterstützen." Live mit den Idolen mitzufiebern, ist für die Zuschauer das Highlight der ESL One. Viele haben Transparente mit Anfeuerungs-Sprüchen mitgebracht.
Pokal, Preisgeld und Prestige
Das Turnier wird gleichzeitig auch online übertragen – über 150 000 Gaming-Fans schauen nach Angaben des Veranstalters zu Hause am Bildschirm zu. Das macht die ESL One zur größten E-Sports-Veranstaltung Deutschlands.
Da die Zuschauer jeden Klick der zehn Spieler auf der Leinwand sehen können, wird im Publikum jede Aktion kommentiert. Ein Raunen geht durch die Zuschauermenge, als das europäische Team Fnatic den beliebten Helden Meepo auswählt. Als nach einem spektakulären Fight nur ein einziger Spieler überlebt, schreit ein Fan aus Asien: "Fucking Noobs". Zwei Reihen hinter ihm sagt ein Pole zu seinem italienischen Nebensitzer: "Ich hätte einen Shadow Shaman als Supporter gepickt, weil der besser pushen kann." "Stimmt, Highground siegen ist damit easy", antwortet dieser. "Aber Navi lacken einfach bei ihrer Initiation." Die Sprache des Spiels versteht hier jeder.
Wo Gaming-Fans ihr Geld ausgeben, ist an diversen Merchandise-Ständen zu sehen. Hier gibt es zu jedem verkauften T-Shirt ein seltenes Item aus dem Spiel dazu. In den Pausen unterhalten Promototer und Cosplayer, Fans, die sich als Figuren aus dem Spiel verkleidet haben. Bei den männlichen Zuschauern kommen die Cosplays von Windranger und Crystal Maiden besunders gut an. Mit kurzen Röcken, Perücke und tiefen Ausschnitt zeigen sie mehr Haut als viele der Anwesenden wohl je in freier Wildbahn gesehen haben dürften. Ohnehin sind Frauen auf der ESL One in der Unterzahl; wer hier ist, scheint vom Lebenspartner mitgeschleppt worden zu sein.
Die Community ist sich sicher, dass die ESL One der Startschuss für eine neue Ära des E-Sports ist. "Ich war zwar schon auf großen LAN-Events, aber die waren nicht so professionell", sagt etwa die US-amerikanische Dota-Spieler-Legende Ben "Merlini" Wu, der als Kommentator in Frankfurt ist. "Zu meiner Zeit gab es weder VIP-Logen noch so eine grandiose Atmosphäre. Die Zeit von Gaming als Nischensportart ist vorbei."
Die Zielgruppe ist groß – und bereit, Geld auszugeben. Dass die Szene trotz der Kommerzialisierung ihre Glaubwürdigkeit nicht verliert, davon ist der deutsche Profi-Zocker Kuro "KuroKy" Salehi Takhasomi vom Team Natus Vincere überzeugt: "E-Sports wird niemals im ZDF laufen, dafür sind wir Deutschen einfach nicht technikbegeistert genug."
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ