Fußballfans
Fußballfans und Zugreisen - eine besondere Konstellation
Volle Züge, laute Fans, Schäden und Übergriffe: Fußballreisen eskalieren immer wieder. Wer trägt die Verantwortung – und was wird getan?
David Langenbein
Mi, 18. Dez 2024, 20:00 Uhr
Fussball
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Viele Bahnreisende kennen die Situation: Der Zug ist voll mit Fußballfans. Es riecht nach Bier und Zigaretten, Musik dröhnt aus Boxen, begleitet von lautem Lachen und derben Sprüchen. Doch nicht immer bleibt es bei einer bloßen Unannehmlichkeit – manchmal eskaliert die Situation: Belästigungen, Streitigkeiten und Randale sind die Folge.
"Fast alle Zugfahrten von Fußballfans verlaufen ohne Probleme. Durch eine Minderheit von gewaltbereiten Störern und Störerinnen entstehen der DB jedes Jahr etwa zwei Millionen Euro Kosten", teilte die Deutsche Bahn mit. Diese Kosten entstünden durch die Beseitigung von Schmierereien und Schäden wie aufgeschlitzten Sitzen oder eingetretenen Scheiben.
Es bleibt nicht bei Vandalismus
Ein Zug der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG) wurde im Frühjahr dieses Jahres von Anhängern des Zweitligisten 1. FC Magdeburg verwüstet. Einer von mehreren Vorfällen. Insgesamt beziffert das Unternehmen die in diesem Jahr durch Fans verursachten Schäden auf 25.000 bis 30.000 Euro.
Neben Sachschäden sind auch Übergriffe auf Reisende keine Seltenheit. Das erfuhr die Sängerin Mine am eigenen Leib. Im November saß sie im gleichen Zug wie eine Gruppe von Hertha-Fans, die auf dem Rückweg aus Darmstadt waren. Auf Instagram schilderte sie die bedrückenden Szenen und postete auch Videos. Sie wurde belästigt und beleidigt. Es gab sexistische und rassistische Sprüche. Die Bundespolizei konnte einen der Männer ausfindig machen und nahm Ermittlungen auf. Er war der Polizei bereits wegen ähnlicher Vorfälle bekannt.
Vereine übernehmen mehr Verantwortung
"Es gibt ab und zu mal Posts und Berichte auf Social Media von solchen Ereignissen, die aber überhaupt nicht zur Kenntnis genommen werden, weil die Personen nicht so eine Reichweite haben wie Mine. Insofern war das ein sehr mutiger Akt", sagt Jonas Gabler. Der Politikwissenschaftler ist Geschäftsführer der Organisation "Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit", die sich unter anderem der Arbeit gegen Diskriminierung und für Vielfalt im Fußball verschrieben hat.
Der Fall von Mine sorgte bundesweit für Aufsehen. Fußball-Zweitligist Hertha BSC reagierte schnell, verurteilte das Verhalten der kleinen Gruppe und lud die Sängerin zu einem Gespräch ein. "Es ist wichtig, dass da Verantwortung übernommen wird von den Vereinen", sagt Gabler. Die Clubs könnten nicht in jedem der zahlreichen Züge Personal mitschicken, hätten aber die Aufgabe, "das aufzuarbeiten und sich zu fragen: Welche Normen geben wir uns?" Diese Debatte will Hertha bei einem Fan-Dialog anstoßen, doch auch in der Szene selbst sei die Problematik bereits vor dem Vorfall ein Thema gewesen.
Betroffenen helfen
Für Gabler steckt darin eine Chance. "Am ehesten kann man so etwas verhindern, wenn Leute aus der eigenen Gruppe intervenieren", sagte er. Zudem könne man den Betroffenen Unterstützung anbieten. Auch Hertha appellierte an seine Anhänger, "sich in solchen Fällen entschieden dagegenzustellen, um derartige Geschehnisse sofort zu unterbinden".
Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) erhebt Daten zu Straftaten bei Polizeieinsätzen um Fußballspiele. Die meisten passieren weiterhin im und um das Stadion. Bei Bundesliga-Einsätzen lag der Anteil der Straftaten an Bahnhöfen und in Zügen bei knapp zehn Prozent, in der zweiten Bundesliga aber sogar bei 22,8 Prozent.
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