Fußball in der Plastikblase
Beim Bubble Soccer stecken die Spielerinnen und Spieler in riesigen Kunststoffbällen – das macht das Spiel schwierig und albern.
Jenny Tecklenborg
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Beim Zuschauen sieht Bubble Soccer federleicht aus. Doch wenn man die Trendsportart aus Skandinavien selbst ausprobiert, merkt man schnell: Für Fußball in der Plastikblase braucht man Kraft und Ausdauer. Fudder-Autorin Jenny Tecklenborg hat mit Freunden den Selbstversuch gewagt.
Weh getan hat der Aufprall nicht. Denn vom Kopf bis zu den Knien stecke ich in einer großen, durchsichtigen Plastikblase, der sogenannten Bubble. Ich sehe aus, als ob mich jemand in einen Luftballon gesteckt hat. Allerdings wiegt dieser stolze dreizehn Kilo und hat einen Durchmesser von rund eineinhalb Metern.
Die Bubble wird mit einer elektrischen Luftpumpe über dem Körper aufgeblasen. Ich trage sie wie einen Rucksack auf dem Rücken und halte mich mit den Händen an den zwei Haltegriffen im Inneren fest.
Die Bubble umschließt meinen Körper so eng, dass kaum ein Luftzug nach Innen gelangt. Da an diesem Sommertag die Sonne scheint und es mit rund 30 Grad im Schatten ziemlich heiß ist, fühlt sich die Blase an wie ein tragbarer Ofen. Lustige Videos im Internet täuschen darüber hinweg, aber wer Bubble-Soccer spielen will, muss Ausdauer und Leidensfähigkeit mitbringen.
Seit rund drei Jahren kann man Bubble-Soccer in Deutschland spielen, der Trendsport kommt aus Dänemark. Noch ist diese Sportart kaum organisiert, obwohl es schon seit dem 2013 den Deutschen Bubble Football Bund e.V. gibt.
In Freiburg bieten Nando Oberer und Alexander Kletner, beide 30 Jahre alt, Bubble Soccer seit dem Frühjahr an. Ursprünglich wollten sie die Bubbles, die man auch Bumperz nennt, für ihre eigene Fußballmannschaft, den Bezirksligisten SV Ballrechten-Dottingen, mieten. Doch in Südbaden fanden sie keinen Anbieter. So entschlossen sie sich, die Bubbles für sich produzieren zu lassen.
Oberer und Kletner veranstalten seither Spiele auf Fußballplätzen und Wiesen, aber auch auf Kunstrasen und in Turnhallen. "Besonders beliebt ist dieser Sport bei Frauen, die nach der Fußballsaison mit ihrer Mannschaft Bubble Soccer spielen", sagt Nando Oberer. Im kommenden Winter 2015 wollen sie mit einer Kooperation mit einer Fußballhalle im Freiburger Umland beginnen. "So steht den Spielerinnen und Spielern nicht einmal mehr das schlechte Wetter im Weg. Eigentlich könnte man Bubble Soccer aber auch auf Schnee und Eis spielen. Das macht noch viel mehr Spaß und ist auch viel lustiger, anzusehen", sagt Oberer lachend.
Die Ausrüstung zu mieten ist nicht ganz billig. Zwei Stunden Bubble Soccer für sechs Personen kosten 270 Euro. Dafür bauen Oberer und Ketterer die Bubbles auf, erklären die Spielregeln, reinigen im Anschluss die Bubbles. Falls gewünscht, stellen sie auch den Schiedsrichter. Doch Spielregeln gibt es nicht wirklich.
Nachdem man sich diesen großen Plastikballon übergestülpt hat, heißt die größte Herausforderung Aufstehen. "Dazu dreht man sich am besten auf den Bauch, stützt sich auf die Knie auf und versucht dann, den Oberkörper aufzurichten und aufzustehen", erklärt Alexander Kletner.
Anfangs laufen meine Mitspieler und ich etwas unbeholfen durch die Gegend. Wir stolpern aufeinander zu, berühren uns, fallen hin, stehen wieder auf. Und das ganze Spiel von vorne. Mit der Zeit werden wir ein wenig mutiger. Vorsichtig nehmen wir Geschwindigkeit auf. Jetzt pfeift Oberer die Partie an. "Los!" Ein reguläres Spiel dauert zwei Mal zehn Minuten. Das klingt kurz, doch das Rennen strengt an, und das Atmen ist bei der Hitze in den Bubbles auch schwierig. Der Fußball rollt viel zu schnell, ich komme kaum hinterher – und immer drohe ich, hinzufallen. Sobald ich versuche, mein Gegenüber umzuhauen, falle ich hin. Ein bisschen fühle ich mich wie ein auf dem Rücken liegender Marienkäfer.
Oberer pfeift zur Halbzeitpause. Ich zwänge mich aus der engen Plastikhülle. Frische Luft weht mir ins Gesicht. Ich atme tief ein und aus, lasse meine Arme locker nach unten hängen, entspanne die Muskulatur. Denn diese macht sich bereits nach kurzer Zeit bemerkbar. Die zehnminütige Pause vergeht viel zu schnell. Ich klettere wieder in die warme Bubble. Jetzt bin ich mutiger. Ich traue mich, mit den anderen Mitspielern auf einen Haufen zu springen. Zu sechst. Das sieht zwar nicht wirklich nach Fußball aus. Dafür macht es umso mehr Spaß. Ich fühle mich in die Kindheit zurückversetzt. Angst, mich zu verletzen, habe nicht, ich stecke ja sicher in der dicken Bubble.
Mittlerweile haben sich viele Zuschauer um uns herum im Seepark versammelt. Sie schauen uns interessiert zu. Vorwärts rennen, rückwärts fliegen, nach links rollen, nach rechts kullern: das muss superlustig aussehen. Minuten später stellen wir uns im Kreis auf. Alle rennen jetzt auf die Mitte zu, jeder so schnell wie er kann. Boom! Dann steht die Welt kopf. Meine Mitspieler liegen verteilt im Gras um mich herum. Noch Tage später erinnern mich ein gehöriger Muskelkater und blauen Flecke an den Beinen an dieses spaßige Spektakel.
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