Frühlingserwachen im Nagelstudio
Ausgefallene Fingernageldesigns sind groß in Mode: Für nicht wenige junge Frauen ist das Horn der Hände Kultobjekt.
Charlotte Janz
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Glitzer ist das neue Schwarz. Zumindest was Mode auf den Fingernägeln angeht ist Glitzer jetzt angesagt. Eine Vielzahl der jungen Frauen im Nagelstudio von Thuy Linh Vu in der Bertoldstraße lassen sich die Spitzen ihrer Acrylnägel mit Glitzer verzieren. Rosa, Blau, Grün oder Weiß, der Farbton ist egal, Hauptsache es glitze
In einer zweistündigen Prozedur werden aus farblosen Nägeln zunächst blendende Glitzerkrallen, auf denen schließlich zehn handgemalte Hibiskusblüten erblühen. Es liegen Welten zwischen dem Nivea-Verständnis von naturbelassener Handpflege und diesen zehn Mini-Kunstwerken. "Die im Nagelstudio freuen sich immer, wenn ich gewagte Farben und Muster auswähle. Viele nehmen nur weiß", erzählt Nicole Maier.
Zwei Stühle weiter entscheidet sich eine junge Kundin tatsächlich für weiße Nagelspitzen. Allerdings mit Glitzer. "Das schaut am gepflegtesten aus. Farbe und Muster nerven auf Dauer", erklärt die 15-Jährige. Ihren Namen möchte die Schülerin nicht nennen. Das mag mit Tages- und Uhrzeit des Schönheitstermins zusammenhängen, es ist immerhin Dienstagvormittag. Trotz der frühen Stunde ist der Schönheitssalon "American Nails" randvoll. Jetzt im Frühling boomt die professionelle Nagelpflege. "Man zeigt mehr Haut als im Winter, Hände und Füße sind exponierter", fachsimpelt die Schülerin. In der kalten Jahreszeit ginge sie nicht jeden Monat ins Nagelstudio. Jetzt ließen sich in ihrem Freundeskreis aber fast alle Mädchen die Nägel machen. Mit knapp 50 Euro für eine Neumodellage – das heißt Nägel ankleben, mit Acryl auffüllen, zurechtstutzen, feilen, bemalen und verzieren – sind Nägel ein nicht ganz billiger Fetisch. Haarschnitte gibt es dagegen schon ab 8 Euro.
Isabelle Maciel de Lima hat neben Schönheit und Pflege noch einen anderen Grund für ihre Besuche in Vus Nagelstudio: "Ich kaue meine Fingernägel", verrät die Brasilianerin und hält zehn abgenagte Finger in die Höhe. Die Acrylnägel seien so ungenießbar, dass sie sich die schlechte Angewohnheit fast abtrainiert habe. "Nur in ganz schlimmen Stresssituationen beiße ich auch die Kunstnägel kaputt", erzählt sie und grinst schelmisch. Trotz der zweifelsohne therapeutischen Funktion der künstlichen Nägel sieht die 23-Jährige keinen Grund, sich mit einer "langweiligen" French Manicure – milchignaturfarbenen Nägeln mit weißen Halbmondspitzen, also Naturlook à la Nivea – zufrieden zu geben. Auch hier sollen Glitzer und Blumenmuster auf die Nägel gebannt werden.
Es muss die Liebe zum Detail sein, die junge Frauen in die Nagelstudios treibt. Sie lockt mit dem Versprechen einer Selbstverwirklichung auf Horn. Kaum zu glauben, wie individuell Maniküre heutzutage ist: Da kann jeder einzelne Finger mit einer anderen Blume verziert werden. Oder ein Nagel wird durch ein "3D-Handdesign", zum Beispiel aufgeklebte Strasssteine, besonders betont. Alternativ werden Nagelpiercings angeboten – durch den Fingernagel gebohrte Ringe oder Airbrush-Motiv-Bilder, die mit einer kleinen Farbdruckluftpistole aufgetragen werden. Dem Platz für die Nagelkunst sind zwar Grenzen gesetzt, der Fantasie aber keinesfalls.
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