Kritik an Klimaschutzzielen
Freiburger Wissenschaftler fordern Stadtschäfer und Naturschutzgebiete
Naturschützer kritisieren das städtische Klimaschutzmanifest. Sie wollen nachbessern – mit Naturschutzgebieten am Schloss- und Hirzberg, einem Schäfer und Unterstützung für Fridays for Future.
Mo, 9. Dez 2019, 12:55 Uhr
Freiburg
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Nach einem Klimaschutzkonzept und einem Biodiversitäts-Aktionsplan soll der Gemeinderat jetzt das Manifest verabschieden, statt den Klimanotstand auszurufen. Es geht um Vorhaben wie ein Mobilitätskonzept und Stadtstrommodell, einen Landschaftspflegetrupp oder möglicherweise höhere Energiestandards im Neubau sowie ein Verbot von Schottergärten.
Gleichzeitig geht es um die Frage, ob Freiburg statt 2050 schon 2035 klimaneutral sein könnte, wie es FFF fordert: Kann es nicht, vom Bund komme zu wenig, heißt es im Rathaus mit Verweis auf Gutachten. Die Naturschutzverbände und Forscher widersprechen: Klimaneutralität sei bis 2035 zu erreichen, wenn die Stadt das Ziel ernsthaft verfolge. "Das Verschieben von Verantwortung zwischen politischen Ebenen wird der Lage nicht gerecht." Die Stadt Freiburg solle den Klimaschutz nicht nur bei jeder Entscheidung berücksichtigen, sondern an erste Stelle setzen.
Zehn Fachleute – darunter Nicolas Schoof und Professorin Alexandra-Maria Klein (Naturschutz) von der Uni Freiburg sowie Professor Volkmar Wirth (Flechten-Experte) – verfassten einen Antrag, den der Landesnaturschutzverband einreichte. Er wird unterstützt durch die Freiburger Gruppen von Nabu, BUND, Naturfreunden und dem Badischen Landesverein für Naturschutz und Naturkunde.
Sie begrüßen die Initiativen der Stadt, aber diese müssten ergänzt werden. Sie beantragen ein Naturschutzgebiet am Schloss- und Hirzberg auszuweisen. Zwar besteht schon ein Landschaftsschutzgebiet, aber das stoppe nicht die Verschlechterung der Lage. Das Gebiet sei reich an Arten, die teils vom Aussterben bedroht sind, zum Beispiel die Mauereidechse, der "Veränderliche Edelscharrkäfer", der Feldhase und das "Große Mausohr" (eine Fledermausart). Die wertvollsten 80 Hektar sollen den höheren Status erhalten – aber Jogger, Wanderer und Gassigeher keinen Nachteil erleiden.
Zudem soll die Stadt einen Schäfer im Landschaftstrupp anstellen: "Einen Stadtschäfer gibt’s in Paris – das funktioniert", sagt Nicolas Schoof, der selbst Schafprojekte betreut. Die Schafe könnten die teure Pflege ersetzen, die jetzt oft Firmen und Maschinen erledigen und mitunter bis zu 80 Prozent der Insekten töte. Zudem könnten sie Biotope vernetzen, indem sie Samen in Fell und Kot weitertragen. "Diese Leistung ist mit externen Unternehmen nicht denkbar", heißt es im Antrag. Schäfer und Tiere böten auch neue Chancen, Kinder für die Natur zu begeistern.
Die Stadtverwaltung kommentiert den Antrag noch nicht. Er werde zunächst von den Fachämtern geprüft, sagte Rathaussprecherin Bettina Birk.