Schülerin, Lehrerin, Leiterin

Ursula Paravicini hat das Goethegymnasium geprägt – jetzt geht sie in den Ruhestand.  

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42 Jahre im Schuldienst ohne Unterbrechung: Ursula Paravicini  | Foto: Kunz
42 Jahre im Schuldienst ohne Unterbrechung: Ursula Paravicini Foto: Kunz
Wenn das Goethegymnasium im nächsten Jahr das 125-jährige Bestehen feiert, wird auch Ursula Paravicini dabei sein, und zwar in einer Doppelrolle: als ehemalige Schülerin und als ehemalige Schulleiterin. 1970 hat sie an dem damaligen Mädchengymnasium ihr Abitur gemacht. Zum Ende dieses Schuljahres verlässt sie es nach 13 Jahren als dessen Leiterin. Insgesamt 42 Jahre im Schuldienst – "ohne Unterbrechungen" – liegen hinter ihr. "Dass ich meine Laufbahn an dieser Schule abschließe, finde ich schön."

Sie lässt ihrer Nachfolge, über die noch nichts bekannt ist, ein wohl bestelltes Haus. Die Wände im Treppenhaus mit gerahmten Zeichnungen geschmückt. Die Menschen, die einem begegnen, ausgesprochen offen und freundlich. Vielleicht sind das schon die Früchte einer Charta des Zusammenlebens in der Schule, die von Eltern, Lehrern und Schülern gemeinsam erarbeitet wurde. Ein großes Transparent mit japanischen Schriftzeichen heißt eine Schülergruppe aus Matsuyama willkommen, die gerade zu Besuch ist. Die besondere Handschrift einer Frau an der Spitze?

Die Blumen in ihrem heimeligen Dienstzimmer scheinen den Eindruck zu bestätigen. Es sind aber auch die zehn Jahre an Umbauarbeiten, die das altehrwürdige Gebäude in ein Schmuckstück verwandelt haben. Bis zu ihrer Pensionierung hat sich Ursula Paravicini gewünscht, sollte alles fertig sein. Und jetzt geht sie? Mit dem berühmten weinenden und dem lachenden Auge, wie es zu Abschieden gehört. Die Schule mit ihrem 60-köpfigen Lehrerkollegium, das 590 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, erlebt einen Generationenwechsel. Nur noch zehn Kollegen aus ihrer Anfangszeit seien da. 42 habe sie verabschiedet als Leiterin verabschiedet.

Schon in den ersten zehn Jahren hat sie fünf verschiedene Kultusminister erlebt – ein Hinweis auf die Unruhe, die die Schulen erfasst hat durch immer neue Reformen wie G8 – dessen Konzept sie gar nicht schlecht findet –, wegfallende Grundschulempfehlung, Gemeinschaftsschule. Ein bisschen Zeit zum Durchschnaufen, meint sie, täte den Schulen gut. Das passt zu einer, die aus einem 600 Jahre alten Elternhaus in Staufen stammt und deren Leben geprägt ist von Kontinuitäten: Auch in Staufen, wo sie zur Schule ging, war sie später Lehrerin. Und heute wohnt sie dort (nicht im rissegeschädigten Elternhaus) mit ihrem Ehemann. Sie ist Mutter einer Tochter.

Eine Kontinuität bleibt auch der Sport, den sie neben Französisch unterrichtet hat und sicherlich beiträgt zum auffallend fitten Auftreten der Frau mit der blonden Kurzhaarfrisur, die eine natürliche Autorität und freundliche Zugewandtheit ausstrahlt. Immer wieder durfte sie ehemalige Abiturjahrgänge durchs geschichtsträchtige Schulhaus führen. Darunter vor ein paar Jahren neun Frauen, die vor 70 Jahren Abitur gemacht hatten. "Zwei konnten leider mit ihrem Rollator nicht die Treppen hoch kommen."

Auch die Querflöte dürfte künftig öfter zum Einsatz kommen: Damit hat sie schon das Schulorchester bereichert. Die Musikfachschaft rannte bei ihrer musikbegeisterten Schulleiterin folglich offene Türen ein, als sie seinerzeit mit der Idee von einer Streicherklasse kam. Diese gehört mittlerweile zum etablierten Angebot des Goethegymnasiums.

In der Schülerzeitung beschweren sich die Schülerinnen und Schüler augenzwinkernd, dass sie jeden kenne. "Ich spreche alle mit Namen an. Sie wissen: Ich werde gesehen." Und ganz offenbar schätzen das die Jugendlichen.

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