Freiburg war um kein Haar besser
Was hatte sich in unserer idyllischen Stadt abgespielt? Wie nahe waren Wohlanständigkeit und Grausamkeit beieinander gewesen?.
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ierzig Jahre danach, durfte man annehmen, war wohl alles bekannt über das Jahrhundertverbrechen. Und auch die Freiburger werden ihren Beitrag zum Holocaust längst bekannt haben – dachte der SPD-Politiker, der 1982 zu ihrem Oberbürgermeister gewählt wurde. Doch dann, im Amt, stieß er auf so viele Tabus und so viel Schweigen, dass er manchmal erschrak. Jetzt, nach dem Ende seiner Amtszeit, hat Rolf Böhme darüber ein Buch geschrieben. Er kommt darin zu der nüchternen Erkenntnis: "Freiburg war offensichtlich im Dritten Reich moralisch um kein Haar besser als viele andere Städte." Das Buch erscheint in der nächsten Woche. Mit freundlicher Erlaubnis des Autors und des Verlages drucken wir hier Auszüge.
V DO YOU KNOW MENGELE?An einem hellen Sommervormittag läutete zu Hause das Telefon. Es war Samstag, der 1. Juni 1985. Ein amerikanischer Journalist war dran und fragte: "Do you know Mengele?" Er stellte sich als Mitarbeiter der Washington Post vor und teilte mir mit, dass sich Mengele in der Nazizeit in Freiburg aufgehalten habe, hier verheiratet gewesen sei und seine Verwandten heute noch hier leben würden. Als Bürgermeister müsste ich das doch wissen, und was ich denn davon hielte.
Ich versprach, mich zu informieren und ihn am Montag zurückzurufen. Dies war zwar keine starke Reaktion, aber ich war überzeugt, dass es sich hier nur um einen Irrtum oder einen schlechten Scherz handeln konnte. Meine Frau jedoch sah gleich im Telefonbuch nach und fand tatsächlich ...