Frech, frivol und sehr vergnüglich
Theresa Winterer und Benedikt Fox haben am Samstag eine amüsante und künstlerische Vorstellung im Stiftsschaffneikeller gegeben. Mit ihrem Bühnenprogramm "Paartherapie" hatten sie die Lacher des Publikums auf ihrer Seite. .
Winterer, die aus Schweighausen stammt und eine beachtliche Vita mit Preisen für ihr Querflötenspiel sowie eine klassische Gesangsausbildung schreibt, lebt in Frankfurt. Ihr Bühnenpartner Fox mit Schwerpunkt am Klavier und in verschiedene Theaterproduktionen involviert, weist nicht weniger Erfolge vor. Bei ihrer Vorstellung bedienten sie sich dieser Talente, setzten aber eine nach der anderen Schippe drauf.
Die musikalisch inszenierte Ausgangsfrage, ob es noch Liebe ist oder doch der Blinddarm, vielleicht eine Salmonellenvergiftung, führt dabei in immer tiefere Gefilde – man könnte auch sagen Abgründe – einer komplexen Beziehungswelt. "Ja Schatz, du hast recht", singt Fox am Klavier, während er sich vorstellt, dem "meckernden Drachen", der ihn auch noch mit plumpen Plattitüden plagt, ein Ohr – nein, besser alle beide – abzuschneiden oder sich im Bauhaus eine Axt zu besorgen. Was morbide überzogen wurde, war mit flottem Klavierspiel ausgeschmückt und endete im Holzhacken. So warf sich das Duo in seinem therapeutischen Schlagabtausch ungehemmt die Bälle zu zwischen vertrauter Lethargie, toxischer Vergangenheit oder ironischer Analysen mit Zwischentönen. Es ging frech zu, frivol und zuweilen spöttisch glossiert und in kabarettistischer Manier, ganz zum Vergnügen des Publikums.
Theresa Winterer als wandlungsfähige Frau auf der Bühne erklärte mit ausdrucksstarkem Gesang, warum ihr stolze Eltern ein Gräuel seien – mit der Pointe, dass das anders wäre, wenn es ihre eigenen Kinder wären. Benedikt Fox besang seine Verflossene Dörte Becker, "die im Schneidersitz zur Welt kam", als leibhaftigen "Ausweg aus der Spaßgesellschaft". Im musikalischen Dialog fand er sie "geschminkt immer noch hübsch und beim Liebesspiel so biegsam wie ein Brett" und sie ihn als gelegentlich guten Zuhörer: "Und nach all den Jahren lässt du mich auch manchmal noch Autofahren".
Doch trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – kam die schmachtend besungene Erkenntnis, dass "unsere Liebe ein himmlisches Geschenk ist". Abseits von Beziehungskram liebäugelten die beiden einfallsreich und humoristisch mit den Vorzügen des Heimaturlaubs. Und bei der Darstellung von Telefonierenden verschiedener Menschentypen im Bahnabteil sang sich Winterer quasi in Rage, was ihre brillante Bühnenpräsenz einmal mehr bestätigte.
Auch als beeindruckende Chansonsängerin berührte sie das Publikum, das den zweistündigen und ausgezeichnet unterhaltsamen Abend mit viel Applaus bedachte. Und nicht wenige Zuhörerinnen und Zuhörer dürften sich an mancher Stelle auf erheiternde Weise selbst wiedergefunden haben.
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