Fotos: Eurovision Song Contest – wann Deutschland glänzte
Man kann sich das heute nur schwer vorstellen, aber es gab mal Zeiten, in denen einige der deutschen Eurovisions-Beiträge richtig ins Ohr gingen. Manche konnten sogar durchaus Punkte scheffeln. Ein (kurzer) Rückblick.
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1962. Conny Froboess: „Zwei kleine Italiener“. Platz 6 – Seit 1960 herrscht in der BRD Vollbeschäftigung. Der Gastarbeiterschub aus Neapel etc. verhilft dem deutschen Arbeiter zu besseren Jobs und mehr Freizeit; in der entdeckt er Italien als Reiseland. Da trifft eine 18-jährige Berliner Göre mit ihren sehnsuchtswunden Italienerchen gut den Ton der Zeit. Foto: dpa
1976. Les Humphries Singers: „Sing sang song“. Platz 15 – Keiner hat den deutschen Pop mehr mit Hippiekult und Gospeltum versöhnt als Herr Les aus London. Wieso dann nur Platz 15? Weil dieser Gottfried Fischer in bunt sich stets mit fünf Gold-LPs und zig Goldkehlchen umgab. Beim ESC dürfen aber nur sechs Leute auf die Bühne. Das war zu wenig Singsang. Foto: dpa
1979. Dschingis Khan: „Dschingis Khan“. Platz 4 – Huh hah! Als Ethno noch ein Vulkan auf Sizilien war, brachte diese Retorten-Kombo alle Tanzbeine zwischen Moskau und der Mongolei ins Wippen. Heh Reiter, hoh Reiter, immer weiter! Zu ihrem Comeback 2006 in Ulan-Bator kamen – ungelogen! – Tausende junger Khane aus der Steppe zusammen. Huh hah! Foto: dpa
1980. Katja Ebstein: „Theater“. Platz 2 – Dem Sieg näher kam bisher nur die Ebstein (Archivbild: 2009) selbst: Mit Wunder gibt es immer wieder und Diese Welt wurde sie 1970 und ´71 jeweils Dritte. Nun bringt die kluge Jung-68erin, die in dieser Branche oft so deplatziert wirkt, gar das Thema Theater auf die TV-Bühne. Selten war der Schlager ambitionierter. Foto: dpa
1981. Lena Valaitis: „Johnny Blue“. Platz 2 – Wie die Schlesierin Ebstein ist Valaitis, geb. 1943 in Memel, ein Kind der verlorenen Ostgebiete. In den 70ern legt sie jährlich drei, vier Singles auf, in denen es um Glück-Leben-Herz-Regen-Sonnenschein geht. Nach Johnny Blue, dem Zenit ihrer Karriere, darf sie 1982 sogar einen WM-Song mit der DFB-Elf aufnehmen. Foto: dpa
1982. Nicole: „Ein bisschen Frieden“. Platz 1 – Breschnew richtet Atomraketen auf Westeuropa, Reagan lässt den „gewinnbaren“ Atomkrieg planen, mittendrin sitzt die 17-jährige Nicole Hohloch aus Saarbrücken mit ihrer weißen Gitarre und geigt denen da oben ihre Meinung. Deutschlands einziger GP-Sieg: erwart- und bald in acht Sprachen erwerbbar, auch auf russisch. Foto: dpa
1998. Guildo Horn: „Guildo hat euch lieb“. Platz 7 – Den da rechts hat sich Deutschland nach 16 Jahren Kohl redlich verdient. Herr Horn ist Musiktherapeut, ist Horst Köhler (in echt!), verlegt sein Geburtsjahr um zehn Jahre vor (in echt: 1963), singt statt How deep is your love (Bee Gees) „Ich mag Steffi Graf“. Und redet sogar mit Mary Roos (links). Foto: dpa
1999. Sürpriz: „Reise nach Jerusalem/Kudüse seyahat“. Platz 3 – 17 Jahre Finsternis, in denen ein Ralph-Siegel-Titel nach dem anderen scheitert, enden erst, als dem Meister seichter Arrangements die rettende Idee kommt: Jugend! Integration! Istanbul in Berlin! Zum ersten Grand Prix nach Helmut Kohl tritt eine türkisch-deutsche Popgruppe an. Mit Erfolg. Foto: dpa
2010. Lena Meyer-Landrut: „Satellite“ – Seit Sürpriz werden nur noch drei Titel auf deutsch vorgetragen (falls man Waddehaddeduddeda dazu zählen will). In diesen elf Jahren landen auch nur drei deutsche Titel in den Top-Ten. Vom diesjährigen deutschen Grand-Prix-Song versprechen sich (deutsche) Experten aber eine Menge. Also: Mach ett, Lena! Foto: dpa