Feuer, Donner und viel Liebe
Rammstein, Kiss, Muse und andere mehr: Die Rockfestivals in Nürburg und Nürnberg.
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Bombast ist natürlich das Handwerkszeug vom Rammstein, die fast ihre komplette aktuelle Tour-Produktion mit an den Nürburgring und in den Park nach Nürnberg gebracht hatten. So durchgeplant die Show ist, so beschränkt bleibt die Kommunikation mit dem Publikum: Über die Köpfe der Zuschauer wird zwar fleißig mit Feuer geschossen, auch lässt Keyboarder Flake sich in einem Schlauchboot auf Händen tragen; als direkte Ansprache gibt es aber nur zum Schluss ein kurzes Dankeschön fürs Publikum.
Ganz anders bei Kiss: Die verstecken sich zwar auch hinter Masken und reichlich Pyrotechnik – aber während "der Demon", Bassist Gene Simmons, sich aufs Blutspucken oder Zungerausstrecken konzentriert, hat "Starchild", Sänger Paul Stanley, ein großes Mitteilungsbedürfnis. Und so übte sich der New Yorker mit Berliner Mutter in Publikumsanimation und freute sich über "all die Liebe", die er von den Fans verspüre. Nicht unbedingt eine Aussage, die man von bösen Rock-’n’-Roll-Buben erwartet, aber die nach wie vor als "härteste Band der Welt" angekündigten Kiss sind nach heutigen Maßstäben auch eher eine melodische Rock-Band. Und ein gigantisches Unternehmen, dessen Mitglieder sich nicht auf ihrem Legendenstatus ausruhen wollen. So gab man sich alle Mühe, Rammsteins Spektakel zu übertreffen.
Aufwendiger können die Bühnenprojektionen auch bei den Konzerten, die Kiss in Eigenregie bestreiten, kaum sein, und während Simmons und Schlagzeuger Eric Singer – die "Katze" – schon mal Richtung Decke schwebten, segelte Stanley bei "I Was Made for Loving You" traditionell über das Publikum hinweg. Kiss hatten sogar eigens ihren Auftrittsbeginn in Nürnberg vorgezogen, um das gesamte Programm unterzubringen. Schließlich will auch das passable aktuelle Album "Sonic Boom" beworben werden, am meisten Zuspruch fand aber natürlich das "Greatest Hits"-Programm. So geriet das 35 Jahre alte "Rock and Roll All Nite" zum womöglich am meisten geträllerten Song auf dem Rock im Park-Gelände – nicht nur bei den Mitgliedern des "Kiss Army"-Fanclubs, sondern auch bei den Jahre bis Jahrzehnte später geborenen Besuchern.
Auch Matthew Bellamy hat einiges zu erzählen. Da große Ansagen seine Sache aber nicht sind, verpackt der Muse-Frontmann seine schrägen Verschwörungstheorien lieber in unwiderstehlich hymnische Songs, deren zentrale Textzeilen das Publikum von der Leinwand ablesen kann. Dabei gelingt Muse das Kunststück, bei allem Pathos und Irrwitz nie ins unfreiwillig Komische zu driften – selbst wenn die Band, wie beim Auftritt am Ring, mal eben eine UFO-Attrappe über die Köpfe der Zuschauer schweben lässt. Das UFO fehlte im Park zwar, dafür verdüsterte sich der Himmel beim Auftritt am Sonntagabend, Donner kündigte sich dramatisch grollend an, dass man fast die Ankunft eines richtigen Raumschiffes erwartete.
Mächtig Bombast also, aber auch Bands, die sich rein aufs Musikmachen konzentrierten, konnten überzeugen. Dazu zählten Them Crooked Vultures, eine Supergroup, zu der sich Rock-Tausendsassa Josh Homme den einstigen Led Zeppelin-Bassisten John Paul Jones und Nirvana-Schlagzeuger Dave Grohl eingeladen hat. Gemeinsam spielten sie wie einst in den Siebzigern.
Unangenehm wurde es dagegen, als sich wenig originelle Rockmusik mit einem peinlich aufgeblasenen Ego verband – wie bei Thirty Seconds to Mars. Deren Frontmann Jared Leto hätte sich bei Slash einiges abschauen können: Der einstige Guns-N’-Roses-Gitarrist wurde auch von Zuschauerinnen im Teenager-Alter als "coolster Mann des Festivals" gerühmt und sorgte selbst bei gestandenen Rockern mit Klassikern wie "Paradise City" für Freudenschauer. Aber während man Bombast inszenieren kann, geht das bei Charisma nur bedingt. Persönlichkeit hat man eben, oder nicht.
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