Herbstlaub beseitigen
Saugen, blasen oder kehren – was tun mit dem Laub im Herbst?
Der Herbst dröhnt wieder durch die Straßen. Laubbläser und Laubsauger machen einen enormen Krach. Nicht nur die Stadt, auch Privatpersonen verwenden sie. Wie ökologisch ist das?
Di, 4. Okt 2016, 10:18 Uhr
Freiburg
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Das Traditionsgeschäft Luitpold Bauer am Schwabentor trägt den Untertitel "Gartengeräte in Freiburg". Betreiber Miro Lippmann berichtet, dass er eine enorme Nachfrage nach sehr gutem händischen Gartengerät verzeichnet: "Elektrische Geräte zum Laub saugen oder blasen werden kaum verlangt." Wohl aber Rechen und Laubbesen, die, so Lippmann, "taugen, um richtig was wegzuschaffen".
Für die Stadt allerdings wäre das keine Alternative, betont Michael Broglin, Chef der Freiburger Abfallwirtschaft (ASF). Für die Stadt besteht – wie zum Beispiel auch bei Schnee – eine Räumpflicht: Das Herbstlaub muss weg. Die 22 Laubräumer der ASF sind neuerdings mit Akku-Laubbläsern unterwegs – die sind mit bis zu 75 Dezibel deutlich leiser als die herkömmlichen "Benziner" mit ihren etwa 100 Dezibel. Aber sie sind fast dreimal so teuer und halten auch keinen vollen Arbeitstag durch. Also kommen nach wie vor auch Benziner beim städtischen Laubblasen zum Einsatz, so Broglin.
Nur mit Laubbläsern komme man zum Laubsammeln auch unter Autos und an anderen Hindernissen vorbei, erklärt Broglin: "Weil alles verparkt ist, käme man ohne Laubbläser nirgends hin." Laut seien allerdings die Kehrmaschinen, die das aufgehäufte Laub aufsammeln. Zum noch ausstehenden Höhepunkt der in diesem Jahr sehr späten Laubsaison kommt auch der große Laubsauger beim Aufsammeln zum Einsatz – anders seien die großen Laubmengen nicht zu bewältigen.
Große Laubmengen kennt man zum Beispiel auch beim United World College (UWC) an der einstigen Kartaus. Direkt am Waldrand gelegen und selber auch mit etlichen großen Bäumen bestückt, muss die Schule große Mengen Herbstblätter wegschaffen, um entsprechend den Vorschriften der Verkehrssicherheit Genüge zu tun. Auf den versiegelten Straßenflächen kommen deshalb auch hier Geräte zum Einsatz, erklärt Tobi Kellner.
Der Lehrer für Ökologie und zugleich der Nachhaltigkeitsbeauftragte am UWC nutzt das Thema Laub allerdings für die ganz praktische Erfahrung von Nährstoffkreisläufen – und nachhaltigem Handeln. Um die Häuser, in denen die UWC-Schülerinnen und Schüler wohnen, fegen sie selber, und auf Wiesen und Flächen treffen sich Laub-Teams zum Rechen. Das Laub wird nicht "entsorgt", sondern tut nützliche Dienste im Garten, beim Kompostieren und als winterlicher Rückzugsort, zum Beispiel für Igel.
Dirk Niethammer, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Freiburg, fände es wünschenswert, dass vor allem Kleingärtner genügend Laub im Garten liegen lassen. Vom Einsatz von Geräten in Gärten rät der Nabu in seinen herbstlichen Pressemitteilungen regelmäßig ab. Mit den lärmenden Laubbläsern werde zum Beispiel auch Feinstaub hochgewirbelt – und die ebenfalls lärmenden Laubsauger zerhäckselten Kleinstlebewesen.
"Laubsauger und Laubbläser – das ist ein superemotionales Thema", so Dirk Niethammer. Dass in bestimmten Situationen Geräte eingesetzt würden, zum Beispiel zwecks Gefahrenvermeidung auf Straßen und Gehwegen, sei zu verstehen, es stelle sich jedoch die Frage: Wie leergefegt muss eine Rasenfläche sein? Eine Freiburger Krankenkasse hat sich für ein blitzsauber leergefegtes Trottoir entschieden – ohne Laubbläser. Hier wird jeden Morgen gefegt und gerecht. Die Nachbarn finden’s segensreich und vorbildlich. Im Bericht jedoch will die Krankenkasse nicht genannt sein.