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Zischup-Interview

"Fasnacht ist etwas für alle"

Die alemannische Fasnacht ist etwas ganz besonderes. Zischup-Reporter Finn Afken, Schüler der Klasse 8a der Neumattschule Lörrach, im Gespräch mit Thorsten Becker, dem Protektor der Lörracher Fasnacht 2017.  

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Zischup: Herr Becker, nun liegt eine spannende und vielleicht auch aufregende Fasnacht 2017 hinter Ihnen. Gemäß dem diesjährigen Motto: "Zruckgluegt wär´s vorus z´seh gsi" hier ein paar Fragen an Sie. Wie wird ein Protektor ausgewählt?
Becker: Die Auswahl der Person für das Amt des Protektors treffen die Narrengilde und die Narrenzunft gemeinsam. Dann wir die Person gefragt, ob Sie sich vorstellen kann, dieses Amt auszuführen.
Zischup: Wie erfolgt die Amtseinführung?
Becker: Die offizielle Bekanntgabe des Protektors oder der Protektorin erfolgt dann am 11. November, also am 11.11., beim Schneckenessen. Die Amtseinführung beginnt dann am 6. Januar beim Neujahrsempfang der Narrengilde. Dieses Datum läutet auch im Bereich der schwäbisch-alemannischen Fasnacht die fünfte Jahreszeit ein. An diesem Tag bekommt man dann auch die Kleidung.
Zischup: Was sind die Aufgaben eines Protektors?
Becker: Der Protektor ist der Schirmherr der Fasnacht. Durch sein Amt kann er zeigen, dass er hinter der Lörracher Fasnacht steht und viel von ihr hält. Durch seine Auftritte mit der Narrengilde und der Narrenzunft, ebenso wie durch seine Reden, bringt der Protektor dies zum Ausdruck.

Zischup: Ihr Amt begann am 6. Januar diesen Jahres für die folgende Fasnacht. Gibt es für Sie Aufgaben von Aschermittwoch bis zum Dreikönigstag im folgenden Jahr?
Becker: Nein, die Aufgaben des Protektors enden mit der Buurefasnacht.
Zischup: Wie nennt man das Zubehör eines Protektors? Oder was zeichnet ihn optisch aus?
Becker: Der Protektor wird mit einem Zepter ausgestattet. Dieses Zepter krönt ein goldenes Schecklein, welches ja eine Symbolfigur der Lörracher Fasnacht ist. Außerdem sind an dem Zepter Bändel in den Farben der Narrenzunft und der Narrengilde – rot, grün und gelb – befestigt. Der Umhang des Protektors ist königsblau, während die Umhänge der Gildenvorstände weinrot sind. Ebenfalls wird ein Hut getragen und man bekommt eine spezielle Protektor-Plakette, welche wesentlich größer als normale Plaketten sind und deshalb um den Hals getragen werden müssen.
Zischup: Muss ein Protektor an jeglichen fasnächtlichen Veranstaltungen des Narrenfahrplans teilnehmen?
Becker: Das geht aus organisatorischen Gründen schon gar nicht, da sich etliche Veranstaltungen überschneiden. Außerdem kann es durchaus sein, dass berufliche Termine Vorrang haben. Vom Samstag vor Fasnacht bis Aschermittwoch versucht man dann aber keinen Termin auszulassen, das ist ja auch Sinn des Amtes.

Zischup: Viele fasnächtliche Veranstaltungen sind am Wochenende. Wie lassen sich die Aufgaben eines Protektors und eines Pfarrers unter einen Hut bringen?
Becker: Rein praktisch war es relativ gut zu regeln, da mir die Termine sehr frühzeitig bekannt gegeben wurden. Einige Termine konnten auch angepasst werden. Es gab trotzdem den einen oder anderen Termin, bei dem ich nicht so lange oder auch gar nicht dabei sein konnte. Aber von der rein praktischen Organisation ist es von der Gilde und der Zunft sehr gut organisiert, so dass man sehr früh planen kann.
Zischup: Wie hat Ihnen die Lörracher Fasnacht gefallen? Was war ihr persönliches Highlight?
Becker: Gefallen hat mir die Fasnacht sehr gut, auch in den Jahren zuvor, sonst hätte ich das Amt des Protektors auch nicht angenommen. Man muss sich damit auch identifizieren können. Man muss das gerne machen. Für mich ist die Lörracher Fasnacht eine tolle, sehr vielfältige und gut organisierte Fasnacht. Es ist auch sicher die schönste und prächtigste, die ich in den letzten Jahrzehnten erlebt habe. Es gibt viele Highlights für mich: Dazu gehört sicher die Guggenexplosion mit Fackelumzug am Samstagabend, der Hemdglunki, da gehören die Zunftabende dazu, weil die ein geniales Programm auf die Beine stellen. Aber es gibt auch so kleine Highlights, die mir besonders gut gefallen haben, zum Beispiel: Am Nachmittag des schmutzigen Donnerstags waren wir in der Behindertenwerkstätte der Lebenshilfe, das hat mir besonders gut gefallen. Es war ein tolles Erlebnis, weil da deutlich wird, dass Fasnacht etwas für alle ist – Große, Kleine, Alte, Junge. Man muss da nicht topfit sein, um mitzumachen. Die Freude, besonders der Menschen dort, war genial. Das war toll!

Zischup: Es kommt bestimmt nicht oft vor, dass ein Pfarrer für solch eine Aufgabe ernannt wird. Mussten Sie den Papst über ihre zusätzliche Aufgabe informieren? Und wenn Nein, haben sie es trotzdem getan?
Becker: Nein. Das war ja meine private Entscheidung und Fasnacht ist ja etwas, das zum Leben dazugehört. Außerdem hat die Fasnacht den Ursprung in der katholischen Kirche, von dem her ist es ja auch ganz gut, wenn ein Pfarrer zur Fasnacht dazugehört! Da muss ich niemand fragen, denn ich vernachlässige ja meine Aufgaben nicht, ich muss es neben meiner Arbeit hermachen, und damit muss ich es verantworten können. Ich musste natürlich schauen, dass in dieser Zeit Personen da waren, die manche Aufgaben von mir übernommen haben, aber das ging ganz gut. Aber genehmigen muss es mir niemand. Dem Papst erzählt habe ich es trotzdem, weil ich nämlich am 11. November mit dem Pfarrgemeinderat in Rom war und dort auch den Papst getroffen haben. Das war aber eigentlich mehr eine nebensächliche Information, weil ich ja an diesem Tag zur Verkündigung meines Amtes in Lörrach hätte sein müssen, die Romreise aber schon lange geplant war. Der Papst kennt ja Fasnacht beziehungsweise Karneval aus seinem Heimatland Argentinien, welcher aber mit den hiesigen Bräuchen nicht zu vergleichen ist.

Ressort: Schülertexte

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