Datenschutz
Facebook stoppt Gesichtserkennung in Europa
Die Gesichtserkennung bei Facebook hat die deutschen Datenschützer auf die Barrikaden getrieben. Jetzt wurde die Funktion in Europa deaktiviert. Wie und wann sie wieder eingeführt werden könnte, ist unklar.
dpa
Sa, 22. Sep 2012, 0:20 Uhr
Computer & Medien
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Die automatische Gesichtserkennung soll nach der Vorstellung von Facebook den Nutzern helfen, ihre Freunde in Fotos zu finden und zu markieren. Dabei werden die Bilder von einer Software analysiert und dem Nutzer werden Namen seiner Bekannten vorgeschlagen.
Unter anderem der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar hatte kritisiert, eine Datenbank mit dem Gesichtsabdruck von Millionen Mitgliedern habe ein immenses Risiko- und Missbrauchspotenzial. So forderte er, dass Nutzer ausdrücklich um ihre Zustimmung zur Freischaltung der Funktion gefragt werden müssten. Als Facebook im Juni 2011 die Gesichtserkennung in Deutschland einführte, war sie standardmäßig eingeschaltet und musste erst in den Einstellungen abgewählt werden.
Facebook hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, die Fotomarkierungs-Funktion sei aus Sicht des Netzwerks vollkommen konform mit den europäischen Datenschutzbestimmungen. Die irischen Datenschutzbehörde verlangte aber nach Konsultationen mit ihren Kollegen in anderen Ländern Änderungen an dem Verfahren. "Die irischen Datenschützer haben betont, dass sie nicht glauben, dass wir etwas illegales getan haben", schränkte Facebook-Europachef Allan ein. Zugleich hätten sie aber mit Nachdruck ein Verfahren empfohlen, bei dem Nutzer der Funktion zustimmen müssen. Facebook habe sich daher für einen kompletten Neustart mit der Löschung aller bisheriger Gesichtsmuster entschieden, um für klare Verhältnisse zu sorgen.
Die irische Datenschutzbehörde ist für die Kontrolle von Facebook in Europa zuständig, weil der US-Konzern in dem Land sein europäisches Hauptquartier angesiedelt hat. Sie legte am Freitag den aktuellen, fast 200 Seiten starken Prüfbericht vor. Die Datenschützer zeigten sich weitgehend zufrieden damit, wie ihre Empfehlungen von Dezember 2011 umgesetzt wurden.
Nach wie vor müsse Facebook aber unter anderem bei den Datenschutz-Informationen für bestehende Nutzer nachbessern und besser dafür sorgen, dass beim gezielte platzierte Werbeanzeigen sich nicht auf Datenschutz-rechtlich relevante Kategorien beziehen. Facebook werde dazu in den kommenden Wochen Vorschläge vorlegen und die Einhaltung bereits bestehende Regelungen demonstrieren, kündigte Allan an.
Der Europachef hob das insgesamt positive Fazit der irischen Datenschützer hervor: "Wir sind sehr zufrieden mit den erzielten Fortschritten." Das zeige auch, dass es der richtige Weg sei, vor allem zentral mit der Datenschützbehörde am europäischen Sitz des Unternehmens zu kommunizieren. Zugleich sei Facebook auch im Dialog mit Datenschützern in einzelnen Ländern wie Thilo Weichert aus Schleswig-Holstein. Er versucht, gegen Facebooks Gefällt mir-Button vorzugehen.
Das Bundesverbraucherschutzministerium sprach am Freitag von einem Erfolg für den Verbraucherschutz: "Dass Facebook unter massivem Druck der europäischen Datenschutzbehörden seine Praxis ändert, belegt, dass es bereits nach geltendem Recht Möglichkeiten gibt, auch die globalen Player zur Einhaltung des Rechts zu verpflichten."
Der Facebook-Entscheidung, bei der Gesichtserkennung "die Uhr neu zu starten" seien monatelange intensive Gespräche zum Teil bis tief in die Nacht geführt worden, sagte der Vize-Chef der irischen Behörde, Gary Davis. Aus seiner Sicht sind nun alle Probleme mit der Funktion ausgeräumt. Für den Einsatz der Gesichtserkennungs-Funktion außerhalb Europas gibt es keine Auswirkungen.
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