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EZB senkt erneut die Zinsen – Kredite dürften billiger werden

  • dpa &

  • Fr, 13. September 2024
    Wirtschaft

     

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Die große Teuerungswelle im Euroraum ist vorbei, die Europäische Zentralbank kommt ihrem Inflationsziel näher. Sie senkt die Zinsen – und setzt eine Neuerung bei ihrer Geldpolitik um.

Die Währungshüter der Europäischen Zen...prechen sich Impulse für das Wachstum.  | Foto: Boris Roessler (dpa)
Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank in Frankfurt versprechen sich Impulse für das Wachstum. Foto: Boris Roessler (dpa)
Die Europäische Zentralbank (EZB) reagiert auf die abflauende Inflation im Euroraum. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagenzins, den Banken erhalten, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank parken, sinkt um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Das teilt die Notenbank in Frankfurt mit. Jüngste Inflationsdaten seien im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Damit schreitet die EZB bei ihrer im Juni begonnenen Zinswende voran.

Die Währungshüter versprechen sich von einer Zinssenkung positive Wachstumsimpulse. Unternehmen und Privathaushalte können bei günstigeren Krediten leichter investieren und konsumieren. Umgekehrt müssen sich Sparer auf fallende Zinsen bei ihrer Bank und geringere Renditen etwa bei Lebensversicherungen einstellen.

Zudem setzt die EZB eine technische Neuerung um: Sie führt den Einlagenzins näher an den Zins heran, mit dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können ("Hauptrefinanzierungssatz"). Dieser war früher als wichtigster Leitzins bekannt. Die Notenbank hatte im März beschlossen, den Abstand zwischen den beiden Zinssätzen ab 18. September von 0,5 auf 0,15 Prozentpunkte zu begrenzen. Der Hauptrefinanzierungssatz sinkt daher noch stärker um 0,6 Prozentpunkte auf 3,65 Prozent, wie die EZB weiter mitteilte.

Der engere Zinskorridor soll Schwankungen bei kurzfristigen Zinsen verringern und mehr Planbarkeit für Banken schaffen. Für Privatkunden dürfte das kaum Auswirkungen haben, da sich Geldhäuser am Einlagenzins orientieren.

Volkswirte hatten mit der Entscheidung der EZB gerechnet, denn zuletzt hatte sich die Inflation in der Eurozone dem EZB-Ziel von mittelfristig zwei Prozent genähert. Im August fiel die Teuerungsrate auf 2,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum – der niedrigste Stand seit Sommer 2021. In Deutschland sank die Inflation besonders deutlich auf 1,9 Prozent.

Die EZB hatte im Juni die Zinswende eingeleitet und erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen gesenkt. Zuvor hatte die Notenbank zehnmal in Folge die Zinsen nach oben geschraubt, um die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hochgeschossene Teuerung in den Griff zu bekommen. Ihren Höchststand hatte die Inflation in der Eurozone im Oktober 2022 bei mehr als zehn Prozent erreicht. Jedoch hält sich die von Ökonomen viel beachtete Kerninflation ohne schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel zäh: Sie sank im August nur um 0,1 Prozentpunkte auf 2,8 Prozent. Die Bundesbank warnt vor einer allzu schnellen Lockerung der EZB-Geldpolitik. "Noch sind wir nicht am Ziel", mahnte Präsident Joachim Nagel kürzlich.

Ressort: Wirtschaft

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Bernhard Teufel

144 seit 21. Feb 2010

"Die große Teuerungswelle im Euroraum ist vorbei" Soso! Gestern habe ich in einer Bäckerei im Karlsruher Hauptbahnhof für ein kleines Laugenbrötchen 1,90€ bezahlt. Nein, da war keine Butter drauf und auch kein Käse o. ä. Und ich weiß: Lage, Lage, Lage. Aber das Brötchen war vor zwei Jahren noch deutlich "billiger" (1,30€). Naja 46 Prozent Teuerung, so eine kleine Welle aber auch.


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