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Zeitung in der Schule

Experte rät: "Man sollte beim Pilzesammeln wissen, was man tut"

Findet ihr Pilze auch so spannend wie Zisch-Reporter Laurin Weigend? Er hat dem Experten Dennis Regul viele Fragen rund um Pilze und Vergiftung gestellt – und jede Menge Tipps bekommen.  

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Dennis Regul mit Zisch-Reporter Laurin Weigend bei einer Pilzwanderung Foto: Sarah Weigend
Zisch-Reporter Laurin Weigend, 9 Jahre, ist großer Pilzfan. Er läuft seit Jahren gerne bei den Pilzwanderungen von Dennis Regul (32) mit. Regul ist Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Er ist auch Toxikologe und Arzt im Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen. Laurin Weigend sprach mit dem Pilz- und Giftexperten über seine Arbeit als Toxikologe, giftige Pilze und die Tätigkeit beim Giftnotruf der Freiburger Uniklinik.

Zisch: Hatten Sie schon mal eine Pilzvergiftung und wenn ja, von welchem Pilz?

Regul: (lacht) Ne, ich hatte bisher keine Pilzvergiftung.

Zisch: Was war die schlimmste Pilzvergiftung, die ein Patient hatte, und konnte man ihn retten?

Regul: Das Schlimmste war sicherlich eine Pantherpilzvergiftung. Da hat ein Patient sehr viel davon gegessen und ist im Koma gelandet. Er musste im Krankenhaus eine Zeit lang beatmet werden. Er hat es, glaube ich, überlebt.

Zisch: Was genau macht ein Toxikologe?

Regul: Als klinisch ausgerichteter Toxikologe habe ich zum Beispiel vier Jahre beim Giftnotruf der Uniklinik gearbeitet. Da berät man Laien, andere Ärzte und Unternehmen, wenn Vergiftungen aufgetreten sind. Wir sagen, wie in diesen Fällen die Behandlung aussieht.

Zisch: Was war Ihr schönster Pilzfund?

Regul: Dieses Jahr habe ich mich sehr gefreut über den Schwarzhütigen Steinpilz, den konnte man natürlich nicht mitnehmen.

Zisch: Ja, er ist geschützt.

Regul: Genau. Es war ein sehr schöner, großer, sehr interessanter Pilz.

Zisch: Der ist ja auch sehr selten.

Regul: Ja, aber ich habe den Eindruck, der wird durch den Klimawandel häufiger. Dieses Jahr habe ich ihn zum ersten Mal gefunden, und es war gleich so ein schönes, stattliches Exemplar, das hat mich ziemlich gefreut.

Zisch: Welcher Pilz ist Ihr Lieblingspilz und warum?

Regul: Zum Essen die Krauseglucke. Und so als Organismus am spannendsten finde ich die Glomeromyceten. Das sind mikroskopisch kleine Pilze im Boden, die mit allen möglichen Pflanzen eine Symbiose eingehen.

Zisch: Warum finden Sie das spannend?

Regul: Als die ersten Pflanzen an Land kamen, konnten sie das nur dank dieser Pilze. Die meisten Landpflanzen sind auf diese Pilze angewiesen. Es gibt nur ganz wenige Pflanzen, die keine Symbiose mit ihnen machen. Die ganze Vegetation, die wir haben, basiert auf diesen Pilzen. Das finde ich schon ziemlich eindrucksvoll.

Zisch: Gab es in der Vergiftungsinformationszentrale auch schon eine Vergiftung von zu alten Pilzen, also Lebensmittelvergiftungen durch Pilze?

Regul: Sehr gute Frage! Das ist tatsächlich die häufigste Vergiftung, die wir haben. Die meisten Leute, die im Krankenhaus landen mit einer Pilzvergiftung, haben zum Glück nur zu alte Pilze gegessen, das ist nicht allzu dramatisch. Es ist zwar sehr unangenehm für die Personen, aber nicht direkt lebensbedrohlich.

Zisch: Wie kamen Sie auf den Beruf Toxikologe?

Regul: Ich fand das Thema schon immer spannend. Das fing an mit dem Praktikum in der Apotheke. Da hat der Apotheker selbst keinen Bock auf das Thema gehabt und hat mir ein Buch über Toxikologie in die Hand gedrückt. Dann war nach meinem Studium zufällig grade eine Stelle im Giftnotruf frei, und so habe ich dort angefangen.

Zisch: Wollten Sie schon immer Toxikologe werden oder wollten Sie etwas anderes werden? Wenn ja: Welcher Beruf?

Regul: Ursprünglich wollte ich Chemiker werden, aber dann habe ich doch Medizin studiert. Dann wollte ich Psychiater werden und bin doch in der Toxikologie gelandet. Es war also noch nicht schon immer der Plan.

Zisch: Wie wird man Pilzsachverständiger?

Regul: Indem man ganz viele Jahre in den Wald geht und dann den Entschluss fasst, die Prüfung zu machen. Darauf muss man sich dann noch ein bisschen spezieller vorbereiten.

Zisch: Das ist was für mich.

Regul: Ja, das kannst du auch werden, sobald du 16 Jahre alt bist.

Zisch: Haben Sie schon mal einen Trüffel gefunden? Wenn ja: Wo ungefähr?

Regul: Also, Hirschtrüffel findet man öfter mal, die sind aber ungenießbar. Die echten Trüffel, also die Gattung Tuber, zu der auch die guten Speisetrüffel gehören, gibt es auch fast überall, aber ich finde sie in der Regel nicht, weil ich sie nicht durch den Boden riechen kann. Aber wenn man einen Hund hat, der darauf trainiert ist, findet man sie sehr häufig.

Zisch: Cool. In welchen Jahreszeiten gehen Sie Pilze suchen?

Regul: Immer!

Zisch: Welche Pilze sammeln Sie am meisten?

Regul: Ich sammele gar nicht mehr so viele, weil ich die meisten nur noch fotografiere. Aber wenn ich für mich sammele, dann sowas wie Pfifferlinge, Krauseglucken, Steinpilze. Was ich so finde, und was noch schön aussieht. Ich bin da schon sehr wählerisch, was ich mitnehme.
Zisch: Wie verhindert man eine Knollenblätterpilzvergiftung?

Regul: Indem man keine Grünen Knollenblätterpilze isst. Man sollte beim Pilzesammeln wissen, was man tut, und wenn man sich unsicher ist, welche Art man vor sich hat, sollte man sie unbedingt bei einer Pilzberatung anschauen lassen. Oder sich an Röhrlinge halten.

Zisch: Was ist Ihr nächstes Projekt?

Regul: Als Nächstes möchte ich auf YouTube einen Toxikologie-Kanal starten. Da geht es nicht nur um Pilze, sondern um alles, womit man sich vergiften kann: Seife, Tabletten, Pflanzen, Pilze, Maggi.

Zisch: Maggi?

Regul: Ja, das schmeckt zwar nicht so salzig, aber wenn man es in großen Mengen trinkt, kann man sich davon vergiften.

Zisch: Oh. Das muss ich meiner Tante sagen. Danke für das Gespräch, Herr Regul!

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 24. November 2023: PDF-Version herunterladen

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