Existenzangst beim FC Chelsea

Nach den harten Sanktionen der britischen Regierung steht die sportliche Zukunft auf dem Spiel.  

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Verlässt Antonio Rüdiger den Club?  | Foto: Marcus Brandt (dpa)
Verlässt Antonio Rüdiger den Club? Foto: Marcus Brandt (dpa)
Kein Bus, kein Billigflieger - die Reise zum Champions-League-Spiel nach Frankreich konnten Thomas Tuchel und das Team des FC Chelsea noch wie geplant antreten. Denn das Flugzeug hatten die Blues bereits gebucht, bevor die britische Regierung die harten Sanktionen gegen den Fußballclub und seinen russischen Inhaber Roman Abramowitsch verhängte. Zukünftige Auswärtsfahrten wie zum Pokalspiel am Sonntag nach Middlesbrough werden erheblich erschwert. Doch vor dem Achtelfinal-Rückspiel beim OSC Lille hat Chelsea weitaus größere Probleme. Die Zukunft des Vereins ist in Gefahr.

Nach dem 2:0-Hinspielerfolg zweifelt kaum jemand daran, dass die Blues an diesem Mittwochabend ins Viertelfinale der Königsklasse einziehen. Die Frage, die sich viele Fans stellen, lautet eher, ob Chelsea auch in den kommenden Jahren in der Champions League vertreten sein wird. "Jeder weiß, dass es nicht leicht ist. Das Beste, was wir tun können, ist guten Fußball zu spielen. Alles ist härter für uns im Moment", sagt Nationalspieler Kai Havertz: "Wir wissen, dass es eine komische Situation ist für alle im Club."

Der zum Verkauf stehende Verein darf derzeit weder Spieler verpflichten, noch verkaufen – und auch keine neuen Verträge aushandeln. Konten wurden eingefroren. Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs. Rein sportlich droht im Sommer der Abgang mehrerer Leistungsträger, deren Verträge auslaufen, darunter der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger.

Auf einmal ist auch fraglich, ob Coach Thomas Tuchel langfristig an der Stamford Bridge arbeiten wird. "Es gibt überhaupt keinen Zweifel, dass ich bis zum Saisonende bleibe", sagt der Trainer des aktuellen Tabellendritten der Premier League. Was als Verpflichtungserklärung gemeint war, klang auch ein wenig wie eine Abschiedsandrohung. "Wir müssen von Tag zu Tag abwarten, weil sich alles ändern kann", so der 48-Jährige. Festlegen mag sich bei Chelsea niemand.

Trotz der misslichen Situation äußerte sich Tuchel bisher überwiegend optimistisch – und pragmatisch. Wenn seine Mannschaft nicht mit dem Flugzeug reisen könne, fahre man eben mit der Bahn oder dem Bus. "Ansonsten fahre ich einen Siebensitzer", sagt Tuchel: "Ganz ehrlich, das mache ich. Nehmen Sie mich beim Wort." Zumindest äußerlich versucht sich der Erfolgstrainer nichts anmerken zu lassen. "Natürlich laufen gerade Verhandlungen und Gespräche, was die Organisation angeht, aber das beeinflusst mich nicht." In britischen Medien wird jedoch spekuliert, Tuchels einstiger Mentor Ralf Rangnick – derzeit Interimscoach und bald Berater – könne ihn im Sommer als Nachfolger zu Manchester United lotsen. Die Daily Mail berichtete, die Man-United-Verantwortlichen beobachteten die Situation bei Chelsea genau.

Zeitgleich laufen im Hintergrund die Verkaufsgespräche. Noch bis Freitag können Interessenten ein Angebot abgeben, vorausgesetzt sie können die notwendigen finanziellen Ressourcen vorweisen.
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