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Es wird kein Team Africa mehr geben

Die Sportfreunde Hügelheim wollen mit neuen Ansätzen Zeichen gegen Rassismus setzten / Flüchtlinge sind weiter willkommen.  

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SF-Spielertrainer Jörg Martin Foto: Patrick Seeger

FUSSBALL. Ob Bok, Merhaba, Zdravo, Hello oder Bonjour – es ist ein herzliches Hallo in vielen Sprachen, als am Dienstagabend nach und nach die Spieler der Sportfreunde Hügelheim zum Training eintrudeln. Es sind Spieler aus mindestens sieben Nationen vertreten, die von Spielertrainer Jörg Martin aufgefordert werden, sich für erste Übungseinheiten bereitzumachen. "So ganz genau weiß ich auch nicht, wo jeder Einzelne herkommt", gesteht der zweite Vorsitzende des Vereins, Rolf Koch, und ergänzt: "Das spielt hier nur eine untergeordnete Rolle."

Mehr als drei Jahre sind vergangenen, seit die Sportfreunde Hügelheim landesweit bekannt für ein ganz besonderes Projekt wurden. Als Spfr. Hügelheim III startete ein Team, das ausnahmslos aus Flüchtlingen bestand. Der Großteil von ihnen war aus dem westafrikanischen Gambia nach Deutschland gekommen. "Wir hatten uns entschieden, dem Team die Möglichkeit zu geben, bei uns Fußball zu spielen", so Rolf Koch.

Seitdem hat sich viel getan. Das Team Africa gibt es bereits seit zwei Jahren nicht mehr, da sich sie anfänglichen Bedenken des Vereins bestätigten. Die Ausrüstung der Spieler mit Kickschuhen, Trainingsanzügen und weiteren Kleidungsstücken, ein Fahrservice und viel Organisatorisches sind für einen einzelnen Verein kaum zu stemmen. Koch sagt daher: "Ein zweites Team Africa wird es in Hügelheim nicht mehr geben." Er betont jedoch, dass der Verein jederzeit bereit sei, erneut Flüchtlingen seine Hilfe anzubieten und sie in einer der beiden aktiven Mannschaften zu integrieren.

Gegen ein reines Flüchtlingsteam spricht für Koch auf der einen Seite der immense organisatorische Aufwand, aber auch der fehlende integrative Aspekt: "Wenn sich die Flüchtlinge auf mehrere Vereine verteilen, können wir dem Einzelnen viel mehr bieten." Mit teilweise über 30 neuen Spielern aus Afrika waren die Sportfreunde Hügelheim an ihre Kapazitätsgrenzen geraten, berichtet Koch. Im Sommer sei auf den beiden Sportplätzen "kaum mehr Rasen zu sehen" gewesen, so viele Fußballer seien gekommen.

In der vergangenen Spielzeit verteilten sich die Spieler des ehemaligen Teams Africa auf die erste und die zweite Mannschaft in Hügelheim. Auch Trainer Omar Gassama wurde vom Verein integriert. Er unterstützte das Trainerteam der zweiten Mannschaft. "Als es aus unserer Sicht am besten lief, kam es zum Bruch", erzählt Koch. Ein Großteil der Spieler schloss sich in der vergangenen Sommerpause dem SC Baris Müllheim an. "Was genau die Ursachen des geschlossenen Vereinswechsels der Gambier war, ist bis heute unklar", so Koch, der vermutet: "Innerhalb der Flüchtlinge herrschen klare Strukturen. Wir gehen davon aus, dass die Meinung Einzelner die ganze Gruppe zu diesem Schritt bewegt hat."

Da Baris Müllheim jedoch finanziell und auch organisatorisch an seine Grenzen gerät, gibt es starke Anzeichen dafür, dass zumindest einige der Flüchtlinge bald wieder nach Hügelheim zurückkehren. Ein Modell, das Koch begrüßt: "Eine Verteilung innerhalb der Mannschaften und Vereine rund um Müllheim wäre ohnehin die beste Variante."

Aktuell sind in Janko Dampha und Modou Njie noch zwei Flüchtlinge aus Gambia für Hügelheim am Ball. Ein Zufall hatte dafür gesorgt, dass beide noch im Verein aktiv sind, wie Koch schmunzelnd berichtet: "Janko und Modou waren nach der Sommerpause ganz verwundert, als sie zum Training erschienen und die anderen Flüchtlinge nicht mehr da waren. Da haben die Absprachen wohl nicht ganz funktioniert." Ob Dampha und Njie auch in der Rückrunde noch für den Müllheimer Vorort aktiv sein werden, ist aktuell noch unklar. "Das hängt auch ein wenig davon ab, welchem Verein sich ihre Landsleute jetzt anschließen", so Koch.

Urteil des Sportgerichts wegen des Spielabbruchs noch offen

Über sportliche Unterstützung würde sich die Sportfreunde Hügelheim in jedem Fall freuen. Nach einem größeren zur neuen Saison rangiert die erste Mannschaft in der Kreisliga B, Staffel IV, aktuell auf dem vorletzten Platz. Nicht zuletzt das 3:0 im Derby gegen den Tabellenzweiten SC Zinken belegt jedoch, dass das Team reichlich Luft nach oben hat.

Für reichlich Diskussionsstoff sorgt nach wie vor die Partie des achten Spieltags. Das Spiel der Hügelheimer gegen den VfR Hausen II wurde Anfang Oktober in der zweiten Hälfte beim Stand von 2:1 für Hausen vom Referee abgebrochen. Ein Hausener Spieler war nach einem Wortgefecht mit einem Hügelheimer Akteur nur mit Mühe zu bremsen gewesen.

Dem Vorwurf, rassistische Aussagen des Hügelheimers hätten zu dem Wutausbruch geführt, widerspricht der Verein vehement. Ehrenpräsident Otto Herrmann, der als Mädchen für alles bei den Sportfreunden nach wie vor omnipräsent ist, gibt an: "Wir haben hier im Verein gerade bei diesem Thema überhaupt keine Toleranz." Über dem nach ihm benannten Sportplatz hängt ein dickes Banner: Zeig Rassismus die rote Karte. Auch Trainer Jörg Martin, der das Banner selbst angefertigt hat, hofft auf schnelle Klärung: "Ich war dabei, es ist zu keinerlei rassistischen Aussagen gekommen." Ein Urteil des Sportgerichts wird zeitnah erwartet.

Ressort: Regio-Fußball

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. Oktober 2018: PDF-Version herunterladen

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