Eishockey-WM
NHL-Spieler Dennis Seidenberg: „Es ist eine Ehre, für Deutschland zu spielen“
BZ-INTERVIEW mit dem deutschen NHL-Spieler Dennis Seidenberg über seine Zukunft, den WM-Kader und Bundestrainer Marco Sturm.
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KÖLN. Dennis Seidenberg ist einer der deutschen Top-Spieler bei der Eishockey-WM in Köln und Paris, die an diesem Freitag startet. Der 35-Jährige ist zum ersten Mal seit 2008 wieder bei einer WM dabei. Der ältere Bruder von Nationalstürmer Yannic Seidenberg, einer von bislang drei NHL-Spielern im Kader, hält das deutsche Team für ähnlich stark besetzt wie bei der Olympia-Qualifikation im September. Vor dem Eröffnungsspiel gegen die USA (20.15 Uhr/Sport 1) sprachen Kristina Puck und Carsten Lappe von der Deutschen Presseagentur mit Seidenberg.
Seidenberg: Das wird sich zeigen. Aber ich denke, dass es Spaß machen wird. Letztes Mal als ich gespielt habe, war es eine unglaubliche Atmosphäre, die Fans haben uns super unterstützt. Ich würde nicht sagen, dass es eine WM wie jede andere ist. Vor den heimischen Fans zu spielen ist etwas Besonderes. Und auch mit meinem Bruder zusammen zu spielen, ist etwas Besonderes.
BZ: Sie waren bei den vergangenen WM-Turnieren nicht dabei. Welche Rolle spielt Marco Sturm als Coach, dass sie zum Nationalteam kommen?
Seidenberg: Marco war schon immer ein Vorbild für mich. Er hat schon NHL gespielt, als ich noch in der Jugend in Deutschland war. Wenn er anruft, ist es etwas Besonderes. Man sieht ihn immer noch als Respektsperson. Es ist schwer zu sagen, wie viel er jetzt ausmacht. Es ist mehr oder weniger die Situation, dass ich gesund bin, dass ich mich gut gefühlt habe, und dass es einfach mit allem gepasst hat. Deswegen habe ich zugesagt.
BZ: Fällt es Ihnen mit Sturm leichter, sich für das Nationalteam in den Flieger zu setzen, als bei seinen Vorgängern?
Seidenberg: Das würde ich nicht sagen. Im Endeffekt spielt man für Deutschland. Und es ist immer eine Ehre für Deutschland zu spielen. Dann sollte der Trainer nicht den Ausschlag dafür geben, wie man sich entscheidet.
BZ: Wie sehen Sie als jahrelanger NHL-Profi Ihre Rolle im Team?
Seidenberg: Ich habe mittlerweile viel Erfahrung, das kann ich auf dem Eis zeigen. Ich will mit Ruhe spielen und einfach mein Spiel spielen. Ich denke mal, das wird reichen, um als Führungsspieler aufzutreten.
BZ: Wie schätzen Sie die Qualität im Team ein?
Seidenberg: Ich denke, dass wir recht gut besetzt sind. Bei der Olympia-Quali war ich auch dabei, die meisten sind wieder zurück. Da haben wir echt eine Super-Mannschaft gehabt, haben gut zusammengespielt und Erfolg gehabt. Es gibt keinen Grund, dass wir das nicht wiederholen können.
BZ: Was ist mit dem Kader drin?
Seidenberg: Im Moment müssen wir uns das Ziel setzen, die Vorrunde zu überstehen, dann schauen wir weiter.
BZ: Ist eine erneute Halbfinal-Teilnahme wie 2010 drin?
Seidenberg: Das kann man nicht vergleichen und es war einer der größten deutschen Erfolge. Auf der Vorrunde liegt der Fokus. Das wird schwer genug. In einem Turnier kann viel passieren, man kann Glück haben in einem Spiel oder auch einfach besser spielen. Alles ist möglich.
BZ: Viel wird von den Torhütern abhängen. Sie spielen in New York mit Thomas Greiss zusammen. Was zeichnet ihn aus?
Seidenberg: Er ist unglaublich aggressiv im Tor. Er ist sehr schnell, sehr flink und einfach ein guter Torhüter. Es macht immer Spaß, vor ihm zu spielen.
BZ: Spielt es keine Rolle, dass er zum Ende der Saison bei den Islanders nicht mehr die unumstrittene Nummer eins war?
Seidenberg: Eher weniger. Ich glaube, das hat damit zu tun, dass er sehr viele Spiele hintereinander gespielt hat und nicht die nötige Pause gekriegt hat. Unumstritten oder nicht, das liegt auch immer viel an der Mannschaft, die vor ihm steht. Da passieren auch Tore, bei denen er gar nichts machen kann. Aber die Torhüterstatistik sieht dann aus, als wäre er schlecht gewesen.
BZ: Leon Draisaitl ist noch in den NHL-Playoffs gebunden. Was könnte er dem Team noch geben, falls er noch zur WM kommen kann?
Seidenberg: Eine sehr torgefährliche Qualität. Er ist sehr explosiv. Er würde uns auf jeden Fall weiterhelfen, wenn er noch dazustoßen könnte. Aber hoffentlich hat er persönlich Erfolg. Für uns hoffe ich, dass er verliert. Da sind zwei Herzen in meiner Brust.
BZ: Sie haben einen neuen Vertrag bei den Islanders für ein Jahr unterschrieben. Wie lange wollen Sie noch spielen?
Seidenberg: Das weiß ich noch nicht, ich sehe von Jahr zu Jahr. Solange ich mich gut fühle, spiele ich. Wenn es nicht mehr gehen sollte, wenn ich keinen Vertrag mehr kriegen sollte, ist Schluss.
BZ: Haben Sie schon Pläne für Ihre Zeit nach der Karriere?
Seidenberg: Nein, viele Gedanken, aber noch keinen Plan, noch keine richtig gute Idee. Ich denke über was im Trainingsbereich nach oder im Finanzbereich, aber dafür müsste ich auch noch was dazu lernen. Ich habe viele Anfragen und muss schauen, was mir am besten liegt. Im Moment sieht es so aus, als wäre meine Zukunft in den USA, aber es ist alles offen.
BZ: Wie enttäuschend ist es, dass die NHL-Spieler nicht bei den Olympischen Spielen 2018 dabei sein können?
Seidenberg: Es ist schade, dass die NHL nicht pausiert. Aber es ist, wie es ist. Hoffentlich passiert noch irgendwas, dass sie sich umentscheiden. Aber im Moment sieht es nicht danach aus. Ich höre, dass es endgültig ist, aber man kann immer hoffen.
BZ: Marco Sturms Vertrag läuft nach der WM 2018 aus. Würden Sie sich wünschen, dass er weitermacht?
Seidenberg: Wenn er Spaß hat, ja. Es kommt ja auf ihn drauf an, ob er weitermachen würde. Im Moment sieht es so aus, als ob er Spaß daran hat, und die Jungs Spaß unter ihm haben.
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