"Es hat mich nicht mehr losgelassen"
ZISCH-INTERVIEW mit Markus Paul, der sich für Astronomie begeistert und an der Hector-Kinderakademie unterrichtet.
Anna Bieber, Sarah Bitzenhofer und Hannah Wanka, Klasse 4a, Tunibergschule (Freiburg-Opfingen)
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An einem grauen Samstagnachmittag trafen sich die Zisch-Reporterinnen Anna Bieber, Sarah Bitzenhofer und Hannah Wanka aus der Klasse 4a der Tunibergschule in Freiburg-Opfingen mit dem Astronomiebegeisterten Markus Paul, um in neue Welten einzutauchen.
Paul: Beides. Ich mache das mit der Astronomie nebenberuflich. Ich unterrichte Grundschüler wie euch in Astronomie an der Hector-Kinderakademie und mache Sternenführungen mit dem Teleskop.
Zisch: Wie sind Sie zur Astronomie gekommen?
Paul: Mein Hobby war eigentlich Tauchen. 2005 hatte ich aber einen Tauchunfall, nichts Schlimmes, aber danach hatte ich keine Lust mehr darauf. Ich hatte schon als Kind ein Teleskop, habe aber gar nicht so viel damit gemacht. 2006 habe ich dann ein schwer verständliches Astronomiebuch auf 200 Seiten für mich zusammengefasst. Da war ich dann angefressen und es hat mich nicht mehr losgelassen. Ich habe zunächst Sternenbeobachtung gemacht, Sternenführungen angeboten und mich mit der Astrofotografie, der Radioastronomie – in das Weltall hineinhören, um die Signale aus dem All in Tönen hörbar zu machen – und der Mikroskopie von Meteoriten beschäftigt.
Zisch: Kann jeder dieser Beschäftigung nachgehen, oder braucht man eine bestimmte Ausbildung oder Vorbildung?
Paul: Ich habe gar keine Vorbildung. Ich sage immer nur: Wenn man Zeit hat: – machen. Viele Informationen habe ich mir aus dem Internet geholt und mich Stück für Stück selber eingearbeitet.
Zisch: Würden Sie gern auf den Mond fliegen und was würden Sie dort machen?
Paul: Wünschen bestimmt, machen wahrscheinlich weniger. Astronauten müssen eher Draufgänger sein, das bin ich nicht. Ich bin ein Sicherheitsmensch. Die Astronauten riskieren ihr Leben, das würde ich mich nicht trauen. Auf dem Mond würde ich Mondgestein bestimmen und mitnehmen. Dann dort oben natürlich auch ein bisschen rumwandern und rumhüpfen.
Zisch: Wo kann man am besten die Sterne beobachten und welches ist die beste Jahreszeit dafür?
Paul: Eigentlich im Winter, weil die Luft da transparenter ist. Aber der Sommer ist genauso schön, denn nur im Sommer kann man die Milchstraße sehen. Man muss nur auf einen Berg gehen, wo wenig Lichtverschmutzung ist. In unseren Städten nimmt die Lichtstrahlung immer mehr zu und deswegen sieht man die Sterne immer weniger. Aber wir haben hier den Schwarzwald, da kann man nachts die Sterne sehr gut beobachten.
Zisch: Was braucht man alles, um die Sterne zu fotografieren, und ist es schwer, gute Fotos zu machen?
Paul: Sterne zu fotografieren ist langweilig, weil man nur Punkte sieht. Was man beobachtet, sind Objekte wie Galaxien, Nebel und Sternhaufen. Der Aufwand ist riesig, man braucht nicht nur einen Fotoapparat. Die gesamte Ausrüstung wiegt 70 Kilogramm und das sind elf Koffer und Taschen. Stellt euch vor, um ein Foto zu machen, braucht man mit Nachbearbeitung etwa 14 bis 18 Stunden. Man sieht die Objekte gar nicht am Himmel, wenn man hochschaut. Man weiß nur ungefähr aus Sternenkarten, wo sie liegen. Das Bild muss über einen langen Zeitraum belichtet werden, weil die Lichtmenge der Objekte so gering ist. Die Belichtungszeit, also die Zeit, in der die Linse der Kamera offen ist, liegt bei Sternenfotos zwischen eineinhalb bis zweieinhalb Stunden. Das Nächste, was schwierig ist, ist, dass sich die Galaxien und Sterne durch die Drehung der Erde bewegen, also muss ich die Kamera in den zwei Stunden in der richtigen Geschwindigkeit mit den Sternen mitbewegen.
Zisch: Warum leuchten eigentlich die Sterne und welche Farben kann man beobachten?
Paul: Es gibt Sterne und Planeten. Sterne sind Sonnen und sie leuchten, weil sie brennen. Planeten werden nur von den Sonnen angeleuchtet. Mit geschultem Auge oder einem Teleskop kann man unterschiedliche Farben erkennen. Sterne haben einen Lebenszyklus. Erst werden sie geboren. Das passiert, weil Massen sich gegenseitig anziehen, und so ziehen sich im Weltall kleine umherfliegende Staubkörnchen an. Wenn sich auf diese Weise große Massen angesammelt haben und gegeneinander reiben, entsteht Wärme, bis es zu einer Explosion kommt. Damit ist ein junger Stern geboren, der am Anfang weißblau und richtig heiß ist. Im Laufe seines Lebens wird er dann erst gelb und orange, wie unsere Sonne. Sie ist mittelalt und mittelheiß. Je rötlicher ein Stern ist, umso älter ist er. Diese nennt man Rote Riesen. Das sind dann sehr alte und sehr große Sterne. Wenn diese explodieren, bleiben Reststerne übrig, die man Weiße Zwerge nennt.
Zisch: Denken Sie, dass es noch eine zweite Sonne gibt mit einer Erde, ähnlich wie unsere?
Paul: Unserer Galaxie, die Milchstraße, besteht aus Milliarden von Sternen und Planeten. Es gibt eine wissenschaftliche These, die besagt, dass jede zweite Sonne auch Planeten hat. Ich aber denke, dass sogar fast jede Sonne Planeten hat, die sie umkreisen. Ob diese Planeten bewohnbar sind, wie unsere Erde, hängt davon ab, wie weit der Planet von seiner Sonne entfernt ist. Leben entsteht im Wasser, und wenn der Planet zu nah an der Sonne ist, dann ist das Wasser verdunstet; ist der Planet zu weit weg von der Sonne, gefriert das Wasser zu Eis. Wenn der Planet genau die richtige Entfernung zur Sonne hat, kann Leben entstehen. Das heißt, eigentlich ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass es irgendwo im All Planeten gibt mit lebensfreundlichen Bedingungen wie auf unserer Erde.
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