Ersatzmama auf der Weide

Sabrina (20) ist Schäferin von Beruf. In nächster Zeit muss sie sich vor allem um die vielen Lämmer kümmern  

  • Yvonne Weik "Acker, Kuh, Co" heißt eine neue Serie, die Kindern vom Leben, Arbeiten auf dem Land erzählt. Sie beginnt am Montag, 30. März, & steht auf der vierten Seite der Badischen Zeitung. Ihr könnt sie an dem Bild mit der Kuh erkennen.

  • Sa, 28. Mär 2009
    Neues für Kinder

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 Schäferin Sabrina zeigt ihr jüngstes Lamm. Foto: Yvonne Weik
enn morgens um sechs Uhr der Wecker klingelt, dann muss Sabrina Pfunder raus aus den Federn. Länger schlafen darf sie nicht, denn auf sie warten 500 Schafe. Sabrina hat einen besonderen Beruf, sie ist Schäferin. Schon ihr Opa und Uropa waren Schäfer, Sabrina ist mit den Schafen aufgewachsen. Sie konnte sich keinen schöneren Beruf vorstellen, deshalb ist sie Schäferin geworden – auch wenn manche einer Frau diesen Beruf nicht zutrauen. Die Zwanzigjährige hat sich aber durchgesetzt. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater kümmert sie sich um die Schafherde.

Zurzeit hat sie viel zu tun: 30 Schafe haben schon Junge bekommen, jeden Tag werden es mehr. "In den nächsten Wochen kommen noch etwa 170 Lämmer", erzählt Sabrina. Die Lämmer leben mit ihren Müttern auf einer eingezäunten Weide in der Nähe von Zunzingen im Markgräflerland. Jeden Morgen sieht Sabrina dort nach dem Rechten. Schnell merkt sie, ob es ihren Lämmern gut geht. Meistens springen die wild auf der Wiese herum oder trinken bei ihren Müttern. "Das Wichtigste für die Kleinen ist die Muttermilch", erklärt die Schäferin. Sie weiß genau, was ihre Tiere brauchen. Drei Jahre lang hat sie eine Ausbildung zur Schäferin gemacht. Sie hat gelernt, was die Schafe fressen, wie man ihre Klauen schneidet und was zu tun ist, wenn ein Schaf ein Lamm bekommt. Aber sie musste auch lernen, wie man ein Tier schlachtet.

Als Kind war sie traurig, wenn ihr Opa die Schafe geschlachtet hat. Am liebsten wollte sie alle schützen. Heute weiß sie, dass man als Schäferin nur genügend Geld verdienen kann, wenn man das Fleisch verkauft. "Das gehört dazu, mir fällt das nicht mehr so schwer", sagt Sabrina. Gerade vor Ostern gibt es viele Bestellungen, weil manche gerne ein Osterlamm essen. Dahinter steckt ein alter religiöser Brauch: Das Lamm wurde geschlachtet und unter den Altar gelegt, um Gott zu danken. Heute wird das nicht mehr gemacht, aber viele essen gerne einen Lammbraten an Ostern. Muss Sabrina deshalb die neugeborenen Lämmer verkaufen?

"Nein, die haben noch Schonfrist", erklärt sie. Sie bleiben den ganzen Sommer mit ihren Müttern auf der Weide. Aber die Lämmer, die im Herbst geboren wurden, die muss sie hergeben. "Früher haben die Schäfer vom Verkauf der Wolle gelebt. Das wäre auch heute herrlich", sagt Sabrina. Wenn ihre Schafe geschoren werden, reicht das Geld gerade, um die Schafscherer zu bezahlen.

Von manchen Schafen wird sich die Schäferin aber nie trennen, zum Beispiel von Kiara. Vor etwa vier Jahren kam sie auf die Welt, Sabrina war ihre Ersatzmama. Sie hat das Schaf mit der Flasche aufgezogen, weil Kiaras Mutter Drillinge bekommen hat, ihre Milch aber nicht reichte. Kiara hat auch ein Junges bekommen. Es ist ein Mädchen, einen Namen hat es noch nicht. Sabrina gibt fast allen Schafen einen Namen, doch so langsam gehen ihr die Ideen aus.

Die Schäferin liebt ihren Beruf, auch wenn sie manchmal den ganzen Tag bei Wind und Regen draußen ist. Die Schafe brauchen sie bei jedem Wetter. "Ich sehe, wie ein Lebewesen auf die Welt kommt und heranwächst. Das ist schön! Aber ich muss die Tiere auch hergeben." Sabrina hat sich daran gewöhnt. Nur Lammfleisch isst sie nicht gerne.

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