Allgäu
Erneut Tierquälerei-Verdacht gegen Allgäuer Milchviehbetrieb
Ermittler durchsuchen einen großen Viehbetrieb im Allgäu. Dort sollen Rinder misshandelt worden sein - nachdem der Hof schon 2019 nach schockierenden Aufnahmen in die Kritik geraten war.
dpa
Fr, 7. Mär 2025, 15:57 Uhr
Baden-Württemberg
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Bad Grönenbach (dpa) - In einem landwirtschaftlichen Großbetrieb im Allgäu sollen erneut Rinder misshandelt worden sein. Staatsanwaltschaft und Polizei durchsuchten nach eigenen Angaben Gebäude des Milchviehbetriebs im Landkreis Unterallgäu sowie im baden-württembergischen Landkreis Ravensburg. Tierschützer hätten zuvor Anzeige erstattet und belastendes Beweismaterial vorgelegt, teilten die Behörden mit.
Die Polizei ermittelt demnach gegen den Verantwortlichen und mehrere Mitarbeiter wegen des Verdachts von Verstößen nach dem Tierschutzgesetz. Es sei Datenmaterial sichergestellt worden. Die Behörden verwiesen auf die Unschuldsvermutung. Ein Anwalt eines Verantwortlichen des Betriebs war für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen zunächst nicht erreichbar.
Gegen den Betrieb hatte es bereits 2019 Vorwürfe wegen Tiermisshandlungen gegeben. Deswegen soll vor dem Landgericht Memmingen noch ein Prozess stattfinden.
2019 hatte der Allgäuer Tierschutzskandal seinen Anfang genommen, nachdem die Organisation "Soko Tierschutz" Videoaufnahmen von Tierquälereien veröffentlichte, die aus dem Großbetrieb stammen sollten.
Tierschützer hatten Kontrollbehörde verständigt
Die Tierschutzorganisation habe die Bayerische Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) auf mutmaßliche weitere Verstöße aufmerksam gemacht, hieß es von Staatsanwaltschaft und Polizei. Die Misshandlungen sollen etwa durch "ein nicht sachgemäßes Verdrehen des Schwanzes, durch Versuche, festliegende Tiere unsachgerecht zum Aufstehen zu bewegen oder durch einen gesetzeswidrigen Einsatz von Elektrogeräten" stattgefunden haben.
Eine Sprecherin der KBLV teilte mit, gegen den Inhaber des Betriebes ein Verwaltungsverfahren eingeleitet zu haben. Zudem werde geprüft, ob ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbots gegen den Betriebsleiter ausgesprochen wird. Die "Soko Tierschutz" habe der KBLV verdeckt aufgenommene Videoaufnahmen übergeben, die im Sommer 2024 entstanden sein und aus dem Betrieb stammen sollen. Die KBLV habe diese den Ermittlungsbehörden zur Verfügung gestellt. "Diese Aufnahmen zeigen unter anderem eine Vielzahl teils massiver Verstöße gegen das Tierschutzrecht."
Behörde: Betrieb nach Vorwürfen "engmaschig" kontrolliert
Die KBLV teilte mit, den Betrieb "intensiv und engmaschig unangekündigt kontrolliert" zu haben. Allein seit Januar 2023 habe die Behörde den Betrieb 24 Mal kontrolliert, darunter sieben Tierschutzkontrollen. "Gravierende Missstände, wie sie auf den Videos zu erkennen sind, wurden bei den Kontrollen nicht festgestellt." Jedoch laufe ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen den Betrieb, da bei einer Kontrolle im Sommer 2024 neun Kälber nicht ausreichend mit Wasser versorgt gewesen seien, so die KBLV.
Gegen den Betriebsleiter stehe wegen der Vorwürfe von 2019 ein Verfahren vor dem Landgericht Memmingen aus, teilte die KBLV-Sprecherin mit.
Ein bereits anberaumter Prozess gegen den Mann und fünf Mitangeklagte sei aufgesplittet worden, erläuterte ein Gerichtssprecher. Zwei der Angeklagten hatten gestanden und wurden im Oktober 2023 verurteilt. Die Verhandlung gegen den Betriebsleiter und die weiteren Personen sei aus Termingründen noch nicht angesetzt worden. Vor dem Landgericht läuft ein anderer Prozess um Tierquälerei-Vorwürfe.
© dpa-infocom, dpa:250307-930-396734/2