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Eppingen

Ermittler nach Hexenkessel-Unglück: "Irgendwann wird einer aussagen"

Die Suche nach den Tätern des Eppinger Hexenkessel-Unglücks vor fünf Wochen zieht sich. Die gesamte Hexengruppe wird verdächtigt – alle schweigen. Die Frau, deren Beine verbrühten, liegt noch im Krankenhaus.  

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Der Hexenkessel, an dem sich die junge Frau ihre Beine verbrannt hat.  | Foto: dpa
Der Hexenkessel, an dem sich die junge Frau ihre Beine verbrannt hat. Foto: dpa
Fünf Wochen liegt das Unglück zurück, bei dem sich eine junge Frau bei einem Fasnachtsumzug in Eppingen bei Heilbronn Verbrühungen zuzog, als sie von Mitgliedern einer Hexengruppe über einen Kessel mit brühend heißem Wasser gehalten wurde – und dabei mit den Füßen hineingeriet. So lange liegt die zum Tatzeitpunkt 18-Jährige, deren Beine verbrüht wurden, schon im Krankenhaus. Und genauso lange tappt die Polizei im Dunkeln bei ihrer Suche nach den Tätern.

Was genau beim Umzug geschah, weiß die Polizei um den Leiter des Eppinger Polizeireviers, Jens Brockstedt, bisher mehr oder weniger: Eine Gruppe Zuschauer soll beim Eppinger Nachtumzug mit der drittletzten Umzugsgruppe gescherzt haben. Die Hexengruppe hatte einen Kessel mit integriertem Holzofen und voll mit heißem Wassers dabei – ein Wurstkessel, den früher Metzger nutzten. Im Scherz soll die junge Frau den Hexen übergeben worden sein. Die sollen den Deckel des Kessels gehoben und die Frau über das heiße Wasser gehalten haben. Irgendwie sollen die Beine der Frau ins Wasser geraten sein. Die Frau blieb am Straßenrand zurück, schrie wohl vor Schmerzen. Die Hexengruppe zog einfach weiter.

Der Fall geriet noch am selben Abend an die Polizei, sagt Brockstedt. Die begannen sofort zu ermitteln. Brockstedt: "Ich habe selbst sechs Mitglieder der betroffenen Hexengruppe getroffen und befragt." Später wurden noch Begleiter der Geschädigten angehört.

Staatsanwaltschaft schaltete sich ein

Nach dem hohen Medienecho, schaltete sich die Staatsanwaltschaft ein. "Gegen 19 Personen gibt es nun einen Anfangsverdacht wegen unterlassener Hilfeleistung", so der Sprecher der Heilbronner Staatsanwaltschaft. Was den Vorwurf anbelangt, die Frau in den Kessel fallen gelassen zu haben, gibt es bisher keinen konkreten Verdacht.

Seither schweigen die Mitglieder der Hexengruppe, die meisten hätten sich einen Anwalt genommen, sagt Brockstedt.Die Ermittlungen laufen seither schleppend. Keiner will seine Freunde aus der Narrenzunft ausliefern. Alle halten dicht, sagt Polizeirevierleiter Brockstedt. Doch er ist sich auch sicher: "Die wissen wer es war." Und: "Irgendwann wird einer aussagen." Die Polizei hat die Bevölkerung um Hinweise gebeten, auch um Fotos und Videos, die beim Umzug gemacht wurden. Die Ermittler gehen von ein bis zwei Personen aus, die dafür verantwortlich sind, dass die Frau mit den Beinen im Kessel landete. Dank der Bilder konnten sie den Kreis der Tatverdächtigen nun einschränken.

Ohne die breite Berichterstattung nach dem Umzug hätten die Mitglieder der Narrengruppe nicht so geschlossen geschwiegen, mutmaßt Revierleiter Brockstedt. Doch der Druck sei schnell sehr hoch geworden: Staatsanwaltschaft, mediales Scheinwerferleicht, polizeiliche Ermittlungsarbeit und eine Frau, die seit fünf Wochen im Krankenhaus liegt und an deren Füße sogar neue Haut verpflanzt werden musste – das alles lastet über diesem Fall.

Frau liegt noch immer im Krankenhaus

Der Fall ging durch viele deutsche, sogar internationale Medien. Auch, weil die ersten Schlagzeilen brutal klangen: "Mädchen bei Fastnachtsumzug in Kessel geworfen – schwere Verbrühungen" hieß es da etwa. Später wurde die Meldung relativiert. Es stellte sich heraus, dass das Verb "geworfen" den Sachverhalt nicht treffend darstellte.

Auch die Eppinger Stadtverwaltung hat nach dem Unglück und der breiten Berichterstattung reagiert. Fragen zum Hexenkessel-Unglück beantwortet sie konsequent keine mehr. Auch nicht zu möglichen Konsequenzen für den Eppinger Nachtumzug oder zu der Frage, ob solche mit Feuer beheizten, mit Wasser gefüllten Kessel überhaupt bei einem Fasnachtsumzug mitgeführt werden sollten. Wenige Tage nach dem Unglück hatte Eppingens parteiloser Oberbürgermeister Klaus Holaschke die Zukunft des Nachtumzugs offen gelassen.

Die Frau, so heißt es vonseiten der Polizei, liege noch immer in einer Stuttgarter Spezialklinik. Inzwischen wurde sie verhört. Sie hatte Verbrühungen zweiten Grades erlitten. Auf die verbrühten Stellen musste neue Haut verpflanzt werden, die nun anwachsen müsse.

Gerade die delikaten funktionellen Strukturen von Händen, Füßen und Gesicht seien empfindlich, sagt Björn Stark, Professor für plastische Chirurgie an der Uniklinik Freiburg. An diesen Körperstellen dauere es, wenn die Verbrühung tief sei, oft Jahre, bis die Narben gereift sind. Die plastische Chirurgie begleite Verbrühungspatienten teils über Jahre hinweg.

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Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 17. März 2018: PDF-Version herunterladen

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